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Ungarische Juden in Österreich:
Zwangsarbeit  1944/45 und die Todesmärsche im Frühjahr 1945

Eleonore LAPPIN

Unmittelbar nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Ungarn im März 1944 wurden Tausende Deutschland gegenüber kritisch eingestellte nichtjüdische und jüdische Ungarn verhaftet, die entweder wirtschaftlichen, politischen oder gesellschaftlichen Einfluss besessen hatten.1

Etwa zweitausend dieser Verhafteten wurden nach Verhören bei der Wiener Gestapo in der Rossauer Kaserne im „Arbeitserziehungslager" Oberlanzendorf bei Wien interniert.2 Zwischen dem 14. Mai und dem 9. Juli 1944 wurden mehr als 430.000 ungarische Jüdinnen und Juden deportiert, meist nach Auschwitz, wo etwa 75% der Deportierten kurz nach ihrer Ankunft vernichtet wurden.3 Die Überlebenden kamen in Konzentrations- und Arbeitslager, unter anderem ins KZ Mauthausen und seine Nebenlager, wo ihre Lebenserwartung ebenfalls gering war. Etwa 60.000 Jüdinnen und Juden wurden ab dem Frühjahr 1944 als Sklavenarbeiter/innen nach Österreich verbracht. Mit ihrem Schicksal befasst sich dieser Beitrag.

Die Okkupation Ungarns

Deutschland okkupierte Ungarn im März 1944, weil dieses aus einem offensichtlich verlorenen Krieg aussteigen wollte und somit ein unverlässlicher Alliierter geworden war. Die deutschen Okkupanten beließen jedoch eine weitgehend autonome ungarische Regierung unter dem früheren Regenten Miklós Horthy im Amt, nicht zuletzt, um die Verantwortung für Verbrechen wie die geplante Vernichtung der jüdischen Bevölkerung des Landes mit dieser zu teilen. Tatsächlich bestand das von Adolf Eichmann geleitete „Sondereinsatzkommando der Sicherheitspolizei und des „Sicherheitsdienstes Ungarn" (SEK), welches die Deportationen organisierte, aus nur 150 bis 200 Personen, darunter allerdings, wie Raul Hilberg betont, die „erfahrensten Deportationsexperten des Reichssicherheitshauptamts".4 Sie fungierten jedoch lediglich als „Berater", durchgeführt wurden die Deportationen von der ungarischen Gendarmerie. Ebenso erließ die ungarische Regierung die dafür notwendigen antijüdischen Gesetze.

Arbeitssklaven für Österreich – Faustpfand für die SS

Bereits seit Jahren hatte das Budapester „Hilfs- und Rettungskomitees" (Waadat Esra Wehazala), ein Zusammenschluss zionistischer und orthodoxer Gruppierungen, vor allem polnische, aber auch tschechische und österreichische Flüchtlinge5 unterstützt und auch die illegale Auswanderung nach Palästina organisiert. Aufgrund ihrer Kontakte ins Ausland waren die Mitarbeiter des Hilfskomitees über den Holocaust und die Gefahr, in der die ungarischen Juden nach der deutschen Okkupation schwebten, informiert. Als Dieter Wisliceny, Mitglied von Eichmanns SEK, am 5. April 1944 dem geschäftsführenden Vizepräsidenten des Hilfskomitees, Rezsö Kasztner sowie seinem Mitarbeiter Joel Brand anbot, ihnen die noch überlebenden Juden im „Deutschen Reich" für zwei Millionen Dollar verkaufen zu wollen, stiegen sie auf die Verhandlungen ein.6 Denn sie glaubten erkannt zu haben, dass der „Reichsführer SS" Heinrich Himmler angesichts der schlechten militärischen Lage tatsächlich bereit wäre, die noch überlebenden Juden unter bestimmten Bedingungen zu verschonen. Obwohl die bald danach einsetzende Gettoisierung und Deportation der ungarischen Juden die Glaubwürdigkeit der Gesprächspartner infragestellte, verhandelte das Hilfskomitee mit verschiedenen Mitgliedern des SEK weiter und übergab diesen große Geldsummen und Mengen an Wertgegenständen. Am 2. Mai erklärte sich Hermann Krumey, der Stellvertreter Eichmanns, bereit, sechshundert Personen, die im Besitz von „Palästina-Zertifikaten" waren, die Ausreise ins neutrale Ausland ermöglichen zu wollen. Nach langwierigen Verhandlungen verließ dieser sogenannte Palästina-Transport Ungarn tatsächlich Ende Juni und zwar mit fast 1.700 Personen. Nach einem längeren Aufenthalt im „Bevorzugtenlager" des KZ Bergen-Belsen durften seine Teilnehmer/innen in die Schweiz ausreisen.7 Dies war der eindeutigste Erfolg der Verhandlungstätigkeit des „Hilfs- und Rettungskomitees".

Am 25. April und am 5. Mai 1944 bot Adolf Eichmann Joel Brand an, eine Million Juden für die Lieferung von zehntausend Lastkraftwagen und anderen Waren aus dem Westen freizulassen.8 Dieses Angebot stand im Zusammenhang mit den Versuchen Himmlers, einen Separatfrieden mit den Westmächten abzuschließen, wobei die Verhandlungen um die Rettung von Juden als Tarnung dienen sollten.9 Die Aktion scheiterte am Unwillen der Westmächte ihr Handelsembargo gegen Deutschland zu durchbrechen. Dennoch traf sich ein Vertreter des amerikanischen War Refugee Board mit Vertretern der SS an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Durch minimales Entgegenkommen konnte die Verhandlungen bis Kriegsende weitergeführt werden, zuletzt, weil sich die beteiligten SS-Männer bis hinauf zu Heinrich Himmler damit Alibis für die Zeit nach dem Krieg beschaffen wollten.10

Am 14. Juni erklärte sich Eichmann bereit, „dreißigtausend ungarische Juden in Österreich unterzubringen und sie dort ,aufs Eis zu legen‘",11 also nicht der Vernichtung in Auschwitz auszuliefern. Jeweils die Hälfte sollte aus Budapest sowie aus der Provinz kommen.12 Da die nach Österreich Deportierten arbeiten müssten, verlangte Eichmann im Gegensatz zum Palästinatransport für sie keine weiteren Zahlungen.

Dass Ende Juni 15.000 Insassen der Gettos Debrecen, Szolnok, Szeged und Baja13 nicht nach Auschwitz, sondern nach Strasshof an der Nordbahn deportiert wurden, hatte jedoch weniger mit den Verhandlungen des „Hilfs- und Rettungskomitees" oder gar Eichmanns „gutem Willen" zu tun, als mit Ansuchen der Gauleitungen von „Groß-Wien" und „Niederdonau" an das „Reichssicherheitshauptamt" (RSHA) in Berlin, ihnen dringend benötigte Arbeitssklav/innen zur Verfügung zu stellen.14

Bereits Ende Mai wurden Deportationszüge aus der Backa auf dem Weg nach Auschwitz in Gänserndorf angehalten und kräftige jüngere Männer und Frauen herausgeholt, die dann Betrieben im „Gau Niederdonau" als Zwangsarbeiter/innen übergeben wurden.15 Am 8. Juni, also fast eine Woche, bevor Eichmann anbot, Juden in Österreich „aufs Eis legen" zu wollen, teilte das Landesernährungsamt des „Gaues Niederdonau" den Landräten mit, dass in Kürze jüdische Familien – also nicht nur die aus den Zügen in Gänserndorf selektierten Einzelpersonen – für Arbeiten in der Landwirtschaft bereitgestellt würden. Gleichzeitig wurden die seit 1942 festgesetzten Fleischrationen für Juden auf 250 Gramm pro Woche gekürzt.16

Die Organisation des Arbeitseinsatzes

Dennoch waren sowohl die in Gänserndorf aus den Zügen selektierten Einzelpersonen als auch die Ende Juni nach Strasshof an der Nordbahn deportierten Familien nicht bloß Arbeitssklav/innen der Gauleitungen, sondern auch ein Faustpfand bei den Verhandlungen der SS mit dem „Hilfs- und Rettungskomitee" sowie Vertretern westlicher jüdischer Organisationen und des amerikanischen War Refugee Board. Gleichzeitig bedeutete dieser Arbeitseinsatz auch eine Einnahmequelle für Eichmanns SEK. Denn dieses behielt die oberste Kontrolle über die in Ostösterreich eingesetzten jüdischen Arbeitssklav/innen und kassierte ihre „Löhne". Sie galten als „Schutzhäftlinge im Sondereinsatz", was bedeutete, dass sie – wie ihren Arbeitgebern mitgeteilt wurde – jederzeit in ein KZ abgezogen werden konnten, insbesondere, wenn ihre Arbeitskraft nicht mehr benötigt wurde oder sie sich schwerere Verstöße gegen die rigiden Bestimmungen am Arbeitsplatz oder in den Lagern zuschulden kommen ließen. Zur Verwaltung des Arbeitseinsatzes richtete das SEK in Wien ein Außenkommando unter der Leitung von SS-Obersturmbannführer Hermann Krumey ein, sein Stellvertreter war SS-Hauptsturmführer Siegfried Seidl.17

Die „Gau-Arbeitsämter" vermittelten Arbeiter/innen zusammen mit ihren nichtarbeitsfähigen Angehörigen; Familien wurden bewusst beisammengehalten und auch gemeinsam in Konzentrationslager abgezogen. Die Kosten für die meist äußerst primitiven und stets überfüllten Unterkünfte sowie die spärliche Verpflegung der Nichtarbeitsfähigen zogen die Arbeitgeber von den „Löhnen" der Arbeiter/innen ab, welche sie an das SEK abführten. Deren Höhe hatte derPräsident des Gauarbeitsamtes und Reichstreuhänder der Arbeit für Niederdonau", Alfred Proksch, am 27. Juni 1944 in einer detaillierte „Anordnung über die Beschäftigung von Juden"18 festgesetzt. Diese listet nach Alter und Geschlecht gestaffelte Löhne ab dem vollendeten 16. Lebensjahr auf. Tatsächlich konnten Kinder ab zehn Jahren zu Arbeiten herangezogen werden.19 Allerdings mussten die Firmen dafür die Genehmigung der Polizeibehörde oder des Bürgermeisters als deren lokaler Vertretung einholen, welche die gesetzlichen Schutzbestimmungen betreffend Kinderarbeit für Juden außer Kraft setzte.20 Die einzige erhaltene Liste der Lager für ungarische Juden in Wien zeigt, dass gut zwei Drittel der Insassen zur Arbeit eingesetzt waren.21 Als Ernst Kaltenbrunner, Leiter des RSHA, die Ankunft der Zwangsarbeiter/innen avisierte, hatte er angenommen, dass lediglich dreißig Prozent arbeitsfähig sein würden. Denn die überwiegende Mehrheit der Deportierten waren Frauen, Kinder und ältere Menschen, da die Männer im wehrfähigen Alter beim ungarischen Militär dienten. Dass zwei Drittel dieser Menschen arbeiteten, zeigt, wie rigide die Kriterien für Arbeitsfähigkeit waren. Diese wurden vom SEK festgesetzt und überwacht, welches davon ja auch profitierte. Da Nichtarbeitsfähigen die ohnehin kargen Essensrationen gekürzt wurden, zwangen sich auch ältere und kranke Menschen zu Arbeiten, die oft ihre Kräfte überstiegen.22 Alte Menschen stellen die überwiegende Mehrheit der Opfer.23 Denn sie konnten lediglich zwischen Hunger und Überarbeitung wählen. Arbeiten war auch insofern eine wichtige Überlebensstrategie, als es Kontakt zur Zivilbevölkerung und damit Gelegenheit zum Betteln und Beschaffen überlebenswichtiger Nahrung bot. Am meisten Mitleid erweckten die ausgemergelten Kinder, welche am häufigsten kleine Zuwendungen zugesteckt erhielten. Dennoch bestimmte Hunger den Alltag aller jüdischen Deportierten.

Trotz der schweren Arbeit, der mangelhaften Ernährung und der primitiven Unterkünfte waren die Überlebenschancen dieser Deportierten um einiges höher als die von KZ-Häftlingen aber auch von den Schanzarbeitern, welche im Herbst 1944 an den „Südostwall" deportiert wurden. Denn das SEK traf Vorkehrungen, um ihr nacktes Leben zu retten. So richtete es ein Gesundheitswesen ein, welches die Arbeitgeber mit einer Krankenpauschale für jeden Deportierten finanzieren mussten und das zumindest in den Städten und vor allem in Wien, wo etwa die Hälfte der Deportierten interniert war, gut funktionierte. Auch tolerierte das SEK eine relative große Bewegungsfreiheit der jüdischen Arbeiter, welche diese zum Betteln nutzten. Außerdem gestattete das SEK Rezsö Kasztner, über das Ungarische Rote Kreuz und den Joint offiziell und inoffiziell Medikamente, Nahrungsmittel, Bekleidung und andere Bedarfsgegenstände für die Deportierten nach Österreich zu schicken.24 Dies lag natürlich auch im Interesse des SEK, da dadurch die Arbeitsfähigkeit und damit sein Profit zunahmen. Der zweitgrößte Profiteur dieses Einsatzes war die Gemeinde Wien. Sie war einerseits der wichtigste Arbeitgeber, andererseits betrieb sie auch mehrere Wohnlager für jüdische Zwangsarbeiter/innen in Wien.

Die „Evakuierungen"

Im November 1944 wurden aus Wien und Niederösterreich 2.200 Personen abgezogen, deren Arbeitskraft nach Beendigung der Erntearbeiten nicht mehr benötigt wurde. Diese wurden ins KZ Bergen-Belsen überstellt, wo sie in jenen Baracken unterkamen, die kurz zuvor der Palästinatransport verlassen hatte, der in die Schweiz abgereist war. Gerüchte ließen sie hoffen, ebenfalls bald freizukommen. Diese bewahrheiteten sich nicht. Dennoch waren die Lebensbedingungen im sogenannten „Ungarnlager" zunächst durchaus erträglich. Als im Frühjahr 1945 die Versorgung des KZ Bergen-Belsen zusammenbrach und eine verheerende Typhusepidemie grassierte, waren jedoch auch die Insassen des Ungarnlagers davon betroffen, die Hunderte Todesfälle zu beklagen hatten.

Als sich im Frühjahr 1945 die Rote Armee bedrohlich der österreichischen Grenze näherte, sollten die noch in Österreich verbliebenen ungarisch-jüdischen Familien nach Theresienstadt gebracht werden, wo die Überlebenschancen besser als in anderen Konzentrationslagern im Dritten Reich waren. Aufgrund der Zerstörung des Bahnhofs Strasshof am 26. März 1945 gelang dies lediglich für etwa 2.600 Personen.

Um den 28. März 1945 erteilte Heinrich Himmler bei einer Besprechung in Wien mit den Gauleitern von Wien, Niederdonau, Oberdonau und Steiermark sowie dem Kommandanten des KZ Mauthausen in Wien den Rückzugsbefehl für sämtliche ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter/innen. Da Strasshof zerstört war, mussten die dem SEK unterstehenden Familien ebenso wie die Schanzarbeiter/innen vom „Südostwall" nach Mauthausen evakuiert werden.25 Himmler befahl, das Leben der Juden bei den Rückzugsmärschen so weit als möglich zu schonen,26 doch blieb der Befehl, dass kein Häftling lebend in die Hände des Feindes fallen dürfe,27 aufrecht. Die Gauleitungen betonten bei der Instruktion ihrer Wachmannschaften letzteren Befehl, was zu Tausenden Morden an Marschunfähigen, Nachzüglern und – tatsächlichen oder angeblichen – Flüchtlingen entlang der Routen nach Mauthausen führte. Die Mitglieder des SEK nahmen Himmlers – und ihr eigenes – Bemühen, sich mit der Rettung von ein paar Tausend Juden zu Kriegsende ein Alibi zu verschaffen, und damit seinen „Schonungsbefehl" ernster. Bevor sie Wien am 2. April verließen, versicherten sie jüdischen Funktionären, Befehl gegeben zu haben, die ungarischen Familien in ihren Lagern zu lassen.28 Dies war eine Lüge.29 In ihren Lagern befreit wurden lediglich mehrere Tausend Häftlinge im südlichen und östlichen Niederösterreich, welche die Front noch vor ihrer Evakuierung überrollte, sowie jene, denen in der chaotischen Endphase des Kriegs in Wien die Flucht gelang. Dennoch dürften die Mitglieder des SEK den Wachmannschaften – meist Gendarmerie und SS – tatsächlich die Schonung des Lebens der Häftlinge aufgetragen haben, bevor sie selbst in den Westen Österreichs flüchteten. Zwar schildert ein Teil der Überlebenden die Fußmärsche von Wien bis zu dem Ort, an dem sie auf Züge verladen wurden, als brutale Todesmärsche.30 Doch bei anderen Transporten wurden die Langsameren und Schwächeren keineswegs erschossen, sondern einfach zurückgelassen und bewegten sich unbewacht in Richtung „Linz" (Tarnname für Mauthausen). Ende April sammelte die Gendarmerie solche im Donautal herumirrenden Gruppen ein und brachte sie ins Durchgangslager Persenbeug, wo sie von der Gemeinde versorgt wurden. Doch in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai ermordete eine Einheit der Waffen-SS fast sämtliche Lagerinsassen, nur neun überlebten das Massaker.31 Für die Waffen-SS war dies eine „Säuberungsaktion" im Frontgebiet, wo Juden der Aufenthalt verboten war. Denn ab Mitte April 1945, als die rechtzeitige Evakuierung von Arbeiter/innen, die sich entweder noch an ihren Arbeitsstätten oder zu Fuß auf dem Weg nach Mauthausen befanden, aufgrund des Vormarschs der sowjetischen Truppen fraglich wurde, verübten Mitglieder der Waffen-SS und der SS-Feldgendarmerie an mehreren Orten Niederösterreichs und Südmährens solche Massaker und ermordeten Hunderte Menschen. Bisweilen ist eine Kooperation der Kreisleitungen mit den Mördern nachweisbar, aber auch die „Hitlerjugend" leistete willige Handlangerdienste.32 Nicht beteiligt an diesen Morden waren die Mitglieder des SEK, denn diese waren bereits längst nach Westen geflohen.

Ungarisch-jüdische Schanzarbeiter/innen entlang des „Südostwalls"

Am 7. Juli 1944 hatte Miklos Horthy unter massivem in- und ausländischen Druck einen vorläufigen Stopp der Deportationen von Ungarn nach Auschwitz verfügt und damit die etwa 200.000 Budapester Jüdinnen und Juden sowie die 80.000 jüdischen Männer, die bei der ungarischen Armee Arbeitsdienst, also Zwangsarbeit, leisten mussten, gerettet. Dies änderte sich, nachdem sich am 15. Oktober die „Pfeilkreuzler" mit Hilfe der Deutschen an die Macht geputscht hatten.33 Die neue ungarische Regierung erklärte sich bereit, Deutschland Jüdinnen und Juden, angeblich nur für kriegswichtige Arbeiten und nur bis Kriegsende, zu überlassen. Adolf Eichmann hingegen sah in diesem Abkommen die letzte Möglichkeit, die „Endlösung der Judenfrage" in Ungarn abzuschließen. Die Vernichtungsmaschinerie von Auschwitz stand zu diesem Zeitpunkt schon still.34 Doch der Chef der Abteilung Bauwesen im „SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptsamt" (WVHA), Hans Kammler, benötigte dringend Arbeitskräfte für die Errichtung unterirdischer Fertigungsanlagen von Jagdflugzeugen und VW-Waffen.35 Und entlang der Grenze Österreichs zur Slowakei, zu Ungarn und Slowenien wurde seit Mitte Oktober 1944 am „Südostwall" gebaut, einem System von Panzergräben und Befestigungsanlagen, welches das Vorrücken der Roten Armee auf Wien stoppen sollte – eine Erwartung, die es in keinster Weise erfüllte.36

Zwischen dem 6. November und dem 1. Dezember 1944 lieferte Ungarn 76.209 Personen,37 darunter etwa dreißigtausend Budapester Jüdinnen und Juden,38 aus, später übergebene Arbeitsdienstsoldaten wurden nicht gezählt. Die SS übernahm die Juden in Hegyeshalom und überstellte sie nach Zurndorf. Von dort kam ein Teil in Konzentrations- und Arbeitslager im „Deutschen Reich", die anderen Männer und Frauen wurden auf österreichische Industriebetriebe, vor allem jedoch auf Lager entlang der Grenze aufgeteilt, wo sie zusammen mit deutschen und österreichischen Zivilisten, „Hitlerjugend", Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen auf österreichischem und westungarischem Gebiet am „Südostwall" mitarbeiten mussten.39

Zunächst kamen ungarische Jüdinnen und Juden nur im „Gau Niederdonau" und in Westungarn zu Schanzarbeiten zum Einsatz, ab Weihnachten auch im Gau Steiermark. Die Gauleitungen, die für den Bau des „Südostwalls" verantwortlich waren, übernahmen auch das Kommando über die jüdischen Schanzarbeiter/innen sowohl auf österreichischem wie auch auf westungarischem Gebiet.40 Dienststellen der Gauleitungen bestimmten, in welche Lager sie kamen, sowie ihre Unterbringung, Verpflegung, medizinische Betreuung, ihr Arbeitspensum und ihre Behandlung durch die ebenfalls von ihnen gestellten Wachmannschaften: Volkssturm und SA, aber auch Parteifunktionäre, die sogenannten „politischen Leiter", und „Hitlerjugend" (HJ). Da die jüdischen Schanzarbeiter/innen als „Schutzhäftlinge" der Gestapo galten,41 erhielt diese regelmäßige Berichte über den Lagerstand,42 trat aber erst bei den Todesmärschen in Erscheinung, wo sie die Leitung der Transporte übernahm.43

„Der Wert jüdischen Lebens"

Beim Bau des „Südostwall"s standen fast keine Maschinen zur Verfügung. Die viele Kilometer langen Panzersperren und -gräben wurden in erster Linie durch menschliche Arbeitskraft errichtet. Angesichts des großen Zeitdrucks mussten alle eingesetzten Menschen schwer arbeiten, besonders aber die Juden. Doch viele der jüdischen Deportierten kamen bereits in einem schlechten körperlichen Zustand in die Lager. Die Budapester Jüdinnen und Juden hatten den Weg zur Grenze zu Fuß zurücklegen müssen, wobei Tausende den Entbehrungen und mörderischen Begleitmannschaften zum Opfer gefallen waren. Die Überlebenden waren bei ihrer Ankunft in Hegyeshalom völlig entkräftet.44 Aber auch der körperliche Zustand vieler Arbeitsdienstsoldaten war nach langer Zwangsarbeit für die ungarische Armee schlecht. Um aus den geschwächten jüdischen Arbeitskräften noch Leistungen herauszupressen wurden sie mit menschenverachtender Grausamkeit behandelt. Gleichzeitig beschleunigten die schlechte Verpflegung, die menschenunwürdigen Unterkünfte und das Fehlen jeglicher Medikamente oder medizinischer Behandlung ihren Kräfteverfall.

Die Gauleitungen versuchten, sich der „unnützen Esser" zu entledigen. Hugo Jury intervenierte bei Heinrich Himmler wegen ihres Abzugs.45 Wenige Wochen nach Beginn des Arbeitseinsatzes wurde ein Großteil der jüdischen Frauen aus Westungarn abgezogen und in KZ-Lager verbracht.46 An ihrer Stelle schanzten danach jüdische Arbeitsdienstsoldaten. Doch auch der steirische Gauleiter Uiberreither, der ab Weihnachten 1944 meist jüdische Männer für Schanzarbeiten erhielt, von denen viele bereits entkräftet waren, versuchte, Nichtarbeitsfähige abzuschieben.

Angesichts der durch den Vormarsch der Roten Armee notwendig gewordenen Evakuierungen der KZs im Osten waren die Lager im „Deutschen Reich" im Winter 1944 bereits überfüllt, weitere Häftlingsmassen wurden erwartet. Daher fanden sich bald keine Lager mehr, die bereit waren, erschöpfte ungarisch-jüdische Schanzarbeiter/innen aufzunehmen. Statt dessen musste das Wiener SEK in Niederösterreich zwei sogenannte „Erholungslager" für mehr als viertausend Personen einrichten, verwalten und versorgen.

Ab 8. Dezember 1944 wurde in Lichtenwörth ein „Erholungslager" für 2.500 Schanzarbeiterinnen eingerichtet,47 die aus Westungarn zurückgezogen worden waren.48 Die Lagerinsassen mussten auf dem nackten Betonboden schlafen und erhielten Hungerrationen. Am 24. Jänner brach in Lichtenwörth Flecktyphus aus, dem bis zur Befreiung des Lagers am 2. April 180 Personen erlagen, danach starben weitere 67.49

Noch tragischer war das Schicksal der meist männlichen Insassen des „Erholungslagers" Felixdorf, die vermutlich aus „Niederdonau" und Steiermark zurückgezogen worden waren.50 Nach der Einrichtung von Lichtenwörth zögerte das SEK, die Verwaltung und Versorgung eines weiteren Lagers zu übernehmen. Da der Zug mit den Kranken jedoch bereits auf einer Irrfahrt durch Ostösterreich war, wurde schließlich die schwer bombengeschädigte Engelmühle als Lager in Betrieb genommen. Das Gebäude besaß weder Fensterscheiben noch Öfen. Von den 2.087 Menschen, die am 5. Jänner 1945 ins Lager aufgenommen wurden, waren bei der Befreiung am 2. April nur mehr 75 bis 80 Personen am Leben, die anderen waren an Flecktyphus oder anderen Krankheiten, Hunger und Kälte gestorben. Das SEK hatte zwar die Lager eingerichtet und Lagerkommandanten bestellt, doch da die arbeitsunfähigen Insassen laut NS-Ideologie keinen Wert besaßen, ließ es sie zugrunde gehen. Ebenso wenig waren die Gauleitungen bereit, für die einmal abgeschobenen Arbeiter irgendeine weitere Verantwortung zu übernehmen.

Diese Einstellung wurde weiteren 1.700 vom „Südostwall" abgezogenen Schanzarbeiter/innen zum Verhängnis. Sie erreichten zu Weihnachten 1944 in einem Bahntransport Gmünd, wo sie bis Mitte Februar 1945 auf ihre Weiterreise warten mussten. Die Verantwortung für die Verpflegung und Unterbringung des Transports wurde dem Kreisleiter von Gmünd aufgezwungen, da sich weder die Gauleitung noch das SEK verantwortlich fühlten und offenbar fast zwei Monate lang auch kein KZ-Lager fanden, das bereit gewesen wäre, den Transport aufzunehmen. In Gmünd starben mehr als vierhundert Personen an Hunger, Kälte und Krankheiten.51

Die Lager entlang des „Südostwalls"

Nach Kriegsende befasste sich eine ganze Reihe von Volksgerichtsverfahren mit Verbrechen, die gegen jüdische Insassen von Lagern entlang des „Südostwalls" verübt worden waren. Diese ergeben meist ein ähnliches Bild: Die für die Juden verantwortlichen NS-Funktionäre waren entweder selbst brutale Judenschinder oder duldeten Übergriffe anderer gegen die ihnen unterstellten jüdischen Arbeiter. Die Verpflegung entlang des „Südostwalls" war schlecht, Juden erhielten die am wenigsten nahrhaften Speisen in Hungerrationen. Untergebracht waren sie in ungeheizten Scheunen, Stadeln, Meierhöfen und Baracken, in Kellern und auf Dachböden, bisweilen auch in leer stehenden Schulgebäuden. Als im Herbst die Brunnen zufroren, konnten sich viele Arbeiter monatelang nicht waschen. Schmutz, Unterernährung und Erschöpfung führten zu Seuchen. Doch selbst ausreichend vorhandene Medikamente durften nicht an Juden ausgegeben werden, weil sie eben nur für „Arier" bestimmt waren. Ebenso wenig durften „arische" Ärzte oder Pfleger/innen Juden betreuen. Der gesetzlich gedeckte Rassismus ließ keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser Vorgangsweise aufkommen und verhinderte auch nach dem Krieg die Schuldeinsicht.

Die große Zahl an Arbeitern, welche das vorgegebene Pensum nicht erreichten, weil sie krank und schwach waren, erhöhte den Druck, der auf den Abschnittsleitern lastete, welche für den Baufortschritt verantwortlich waren. Diese gaben den Druck an die Arbeiter weiter, viele waren darüber hinaus rabiate Antisemiten. Selbst Entlausungen, die den jüdischen Arbeitern prinzipiell zustanden, wurden zögerlich und unzureichend durchgeführt, an Maßnahmen wie Schonung in besseren Unterkünften oder zusätzliche Verpflegung war nicht gedacht. Kranke wurden im Gegenteil in noch primitivere Behausungen verlegt, ihre Kost wurde weiter reduziert, medizinische Behandlung gab es keine. Diese „Isolierung" diente angeblich dazu, die Verbreitung von Seuchen einzudämmen, tatsächlich ließ man die Kranken sterben. Kranke, die sich noch irgendwie auf den Beinen halten konnten, mieden diese sogenannten „Sanatorien" oder „Lazarette" als lebensgefährlich, was sie in der Tat auch waren.

Als im steirischen Abschnitt Feldbach im Februar 1945 unter den jüdischen Schanzarbeitern Flecktyphus ausbrach, befahl die Gauleitung in einigen Lagern die Erschießung von Kranken, angeblich auch, um die Seuche einzudämmen. Da in der Umgebung kroatische Waffen-SS stationiert war, die in einigen Lagern auch die Wachmannschaften für die Juden stellte, konnten die zuständigen Abschnittsleitungen sie für die Erschießungen gewinnen. Nur in Klöch mussten Angehörige des Volkssturms das Massaker an Kranken selbst durchführen.52 Doch auch ohne Erschießungen war die Sterberate in vielen Lagern entlang des „Südostwall"s hoch.

Die Todesmärsche nach Mauthausen

Um den 28. März 1945 ordnete Heinrich Himmler den Rückzug sämtlicher jüdischer Arbeiter/innen nach Mauthausen „unter möglichster Schonung ihres Lebens" an. Danach wurden die österreichischen Lager entlang des „Südostwalls" aufgelöst, der Rückzug aus den westungarischen Lagern war bereits eine Woche früher erfolgt.

Ebenso wie den Arbeitseinsatz organisierten die Dienststellen der Gauleitungen auch die Rückzugsmärsche. Diesen unterstehende Parteiformationen – „Volkssturm", SA, HJ, politische Funktionäre – unterstützt von Gendarmerie und Waffen-SS stellten die Wachmannschaften. Während diese an den jeweiligen Rayonsgrenzen abgelöst wurden, begleitete eine von der allgemeinen SS oder Gestapo gestellte Transportleitung die Kolonnen auf weiteren Strecken. Die Kreisorganisationsleiter planten im voraus Routen sowie die täglich zurückzulegenden Strecken und die Zusammensetzung der Begleitmannschaften.53 Für Verpflegung und Unterkunft waren ebenfalls die örtlichen Parteistellen zuständig. Doch während diese den Begleitmannschaften stets zur Verfügung standen, mussten die Marschteilnehmer/innen bei feucht-kaltem Frühjahrswetter meist im Freien übernachten und erhielten tagelang keine Verpflegung.

Da offensichtlich war, dass die sowjetischen Truppen zunächst nach Wien vorstoßen würden, wurden die Arbeiter/innen aus dem Raum Sopron und dem „Gau Niederdonau" so rasch als möglich evakuiert, um zu verhindern, dass sie von der Front überrollt und befreit würden. Die überwiegende Mehrheit wurde in Gramatneusiedl auf Züge verladen und nach Mauthausen verbracht. Etwa zweitausend Arbeiter aus dem Abschnitt Bruck/Leitha wurden in Bad Deutsch-Altenburg auf Donau-Schleppkähne verladen, die sie nach Mauthausen brachten.54 Die im Gau Steiermark sowie im Raum Köszeg und Bucsu internierten ungarischen Jüdinnen und Juden mussten hingegen den gesamten Weg von der Grenze bis Mauthausen zu Fuß zurücklegen.

Den Wachmannschaften wurde befohlen, Nachzügler und Flüchtlinge zu erschießen. Dieser Befehl gab dem Einzelnen einen erheblichen Ermessensspielraum. Überlebende berichten, dass Personen, die ihre Notdurft verrichten oder Wasser trinken wollten und deshalb aus der Kolonne ausscherten, erschossen wurden. Andererseits gab es Einheiten, welche die Transporte unversehrt durch ihren Rayon schleusten. Überhaupt fällt auf, dass keineswegs alle Wachen mordeten, dass im Gegenteil Mörder häufig mehr als einem Menschen das Leben nahmen, während sich die Mehrheit der anderen keine Verbrechen zuschulden kommen ließ. Befehlsgemäß war nur die Erschießung einzelner Nichtmarschfähiger oder Flüchtlinge. Das blindwütige Schießen in einen marschierenden Transport, wie dies die Eisenerzer „Alarmkompanie" am Präbichl machte, verstieß gegen den sogenannten „Schonungsbefehl". Daher griff der Transportleiter, angeblich ein SS-Mann, hier ein, konnte jedoch den Tod von mehr als zweihundert Menschen nicht mehr verhindern.55

Trotz des Befehls, keinen Häftling lebend in die Hände des Feindes fallen zu lassen, wurden in einigen steirischen Lagern Kranke und Erschöpfte zurückgelassen. Wenige Tage später tauchten – sicher nicht zufällig – Mordkommandos der Waffen-SS auf, die sie erschossen. Diese „Arbeitsteilung" zwischen den Mannschaften der Gauleitungen und der Waffen-SS wurde während der Todesmärsche fortgesetzt. Bei Prebensdorf forschte der Volkssturm im Auftrag der Weizer Kreisleitung 18 Flüchtlinge aus und übergab sie Angehörigen der Waffen-SS Division „Wiking", die sie erschossen.56 Bei Graz übernahm die Waffen-SS sowohl die Suche nach als auch die Liquidierung von Flüchtlingen; sie führte also auch in der Steiermark „Säuberungsaktionen" durch.57 Zwischen Graz und Leoben verstärkten Angehörige der ukrainischen Waffen-SS die Wachmannschaften der Transporte in Richtung Bruck/Mur und zeichneten sich durch große Brutalität aus.58

Dennoch wurden die meisten Morde von Angehörigen des „Volkssturms" verübt. Ihre Zahl nahm hinter Leoben, als die Kolonnen gebirgiges Gebiet erreichten und die Kräfte der Marschteilnehmer/innen schwanden, zu. Als sie den „Gau Oberdonau" erreichten, waren die Jüdinnen und Juden bereits völlig erschöpft, weshalb hier die meisten Mordopfer zu beklagen waren. Daneben starben zahlreiche Menschen an Hunger und Erschöpfung. Die genaue Zahl der Opfer steht nicht fest. Das Jüdische KZ-Grabstätten-Eruierungs- und Fürsorge-Komitee, das nach dem Krieg bemüht war, die sterblichen Überreste von Opfern, die nur notdürftig verscharrt worden waren, in würdige Gräber in Österreich und Ungarn zu überführen, schätzte die Zahl der ungarisch-jüdischen Opfer in Österreich auf 23.000.59

Anmerkungen:

  • 1 Christian Gerlach und Götz Aly, Das letzte Kapitel. Der Mord an den ungarischen Juden 1944/45, Stuttgart und München 2002, S. 132.

  • 2 Ebenda, S. 133; Szabolcs Szita, Ungarische Zwangsarbeiter in Niederösterreich (Niederdonau) 1944–1945. In: Unsere Heimat, Zeitschrift des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, 63/1 (1992), S. 31–50, hier: S. 31.

  • 3 Vgl. zu den divergierenden Zahlen der Deportierten: Randolph L. Braham, The Destruction of Hungarian Jewry, New York 1963, Dokument 440, S. 928; ders., The Politics of Genocide. The Holocaust in Hungary, New York 1981, S. 606 f.; László Varga, Ungarn. In: Wolfgang Benz (Hg.), Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1991, S. 331-352, hier: S. 344.

  • 4 Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden. Die Gesamtgeschichte des Holocaust, Berlin 1982, S. 559. Die führenden Mitglieder des SEK waren neben Eichmann sein Stellvertreter Hermann Alois Krumey sowie Siegfried Seidl, Theodor Dannecker, Dieter Wisliceny, Franz Novak, Otto Hunsche und Franz Abromeit.

  • 5 László Varga schätzt die Zahl der jüdischen Flüchtlinge in Ungarn auf 50.000, wobei die Polen die größte Gruppe darstellten. Varga, Ungarn, S. 340.

  • 6 Wisliceny erlangte das Vertrauen der Waadah durch ein Empfehlungsschreiben von Rabbiner Dow Weismandel in Bratislava, der ihnen riet, Verhandlungen „auf wirtschaftlicher Basis" zur Rettung jüdischen Lebens aufzunehmen. Zur erpresserischen Verwirrungstaktik Wislicenys in Bratislava, die diesem Schreiben vorausgegangen war, siehe: Yehuda Bauer, Jews for Sale? Nazi-Jewish Negotiations 1933–1945, New Haven und London 1994, S. 62–101.

  • 7 Am 21.8.1944 wurden 384 Mitglieder des Palästina-Transports in die Schweiz entlassen, in der Nacht vom 6. zum 7.12. folgten die restlichen Transportteilnehmer/innen.

  • 8 Neben 10.000 LKW verlangten die Deutschen die Lieferung von 200 Tonnen Tee, 800 Tonnen Kaffee, zwei Millionen Kisten Seife sowie kriegswichtige Waren, insbesondere Wolfram, ohne nähere Mengenangabe. Braham, Politics of Genocide, 941 ff.; Der Bericht des jüdischen Rettungskomitees aus Budapest 1942—1945. Vorgelegt von Dr. Reszö Kasztner, Archiv Yad Vashem (YVA) B/7—3, S. 33 ff.; Yehuda Bauer, „Onkel Saly" – Die Verhandlungen des Saly Mayer zur Rettung der Juden 1944/45. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 25. Jahrgang (1977), S. 190 ff.; ders., Sale, S. 102–238.

  • 9 Eberhard Kolb, Bergen-Belsen. Vom "Aufenthaltslager" zum Konzentrationslager 1943–1945, Göttingen 1986, S. 94; Andreas Biss, Der Stopp der Endlösung. Kampf gegen Himmler und Eichmann in Budapestm Stuttgart 1966, S. 50 f., Bauer, „Onkel Saly", S. 190 f.

  • 10 Ausführlich dazu vgl. Bauer, Sale, S. 196–221.

  • 11 Kasztner, Bericht, S. 48.

  • 12 Am 7.7.1944 verordnete Reichsverweser Miklos Horthy einen vorläufigen Stopp der Deportationen und rettete damit die Budapester Juden.

  • 13 Laut den Aufzeichnungen des Arbeitsamts Strasshof kamen die Deportierten aus folgenden Ghettos: 564 aus Baja, 6.641 aus Debrecen, 5.239 aus Szeged und 2.567 aus Szolnok. Zitiert in: Szabolcs Szita, Die ungarischen Juden in Strasshof an der Nordbahn. In: Ernst Bezemek und Josef Prinz (Hg.), Der Bezirk Gänserndorf 1945. Begleitband zur Ausstellung im Schloss Jedenspeigen 13. Mai bis 26. Oktober 1995, S. 165–169, hier: S. 166.

  • 14 Vgl.: Schnellbrief des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, Ernst Kaltenbrunner, an den Bürgermeister von Wien, SS-Brigadeführer Blaschke, 30.6.1944, Dok. 3803-PS. In: Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof (IMG), Bd. XXXIII, Nürnberg 1947, S. 168 f.

  • 15 Vgl.: Schreiben des Gemeindeamts Mitterbach am Erlaufsee an das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), vom am 24.4.1986, DÖW E 20.087; Bericht des Gendarmeriepostens Großhollenstein an das Landratsamt Amstetten vom 22.6.1944, DÖW E 19.829; Bericht von H. D., 22.9.1995, Sammlung des Instituts für Geschichte der Juden in Österreich (Injoest).

  • 16 Der Reichsstatthalter in Niederdonau, Niederösterreichisches Landesarchiv (NÖLA), IV c-1945-VII/4-VI/12, Zl. 55/1945, Kt. 1771.

  • 17 LG Wien Vg 1 Vr 770/46.

  • 18 DÖW E 19.829.

  • 19 LG Wien Vg 1 Vr 770/46.

  • 20 Antrag auf Ausstellung von Arbeitskarten für jugendliche Juden der Fa. Stölzle Glas AG., Glasfabrik Alt-Nagelberg. an den Bürgermeister als Ortspolizeibehörde, Nagelberg, ND, 6.10.1944; Bestätigung des Bürgermeisters von Nagelberg, ND, an die Fa. Stölzle Glas AG., Glasfabrik Alt-Nagelberg, 12.10.1944, Injoest.

  • 21 LG Wien Vg 1 Vr 770/46.

  • 22 LG Wien Vg 6a Vr 8267/46.

  • 23 Vgl. Matriken der IKG Wien.

  • 24 LG Wien Vg 1 Vr 770/46; Kasztner, Bericht, S. 157.

  • 25 Der Rückzug aus Westungarn hatte bereits begonnen. Vgl.: Eleonore Lappin, The Death Marches of Hungarian Jews Through Austria in the Spring of 1945. In: Yad Vashem Studies XXVIII (2000), S. 203-242.

  • 26 Vgl.: Befragung des Siegfried Uiberreither durch Lord Schuster am 5.3.1946 über die Verantwortung der Ermordung von 7.000 ungarischen Juden im April 1945, in der Steiermark, DÖW 12.697; Aussage von Franz Ziereis, Kommandant von Mauthausen am 24.5.1945. In: Peter Kammerstätter, Der Todesmarsch ungarischer Juden vom KZ Mauthausen nach Gunskirchen, April 1945. Eine Materialsammlung mit Bildern (unveröffentlicht), Linz 1971, S. 8, DÖW 6733; Zeugenvernehmung von Tobias Portschy, LG Graz 13 Vr 20/60; Aussage von Baldur von Schirach. In: Hans Marsalek, Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, 2. Auflage, Wien 1980, S. 144.

  • 27 Vgl. dazu: Stanislav Zamecnik, Kein Häftling darf lebend in die Hände des Feindes fallen: zur Existenz des Himmler-Befehls vom 14./18. April 1945. In: Dachauer Hefte, (Heft 1, 1985), S. 219–231.

  • 28 LG Wien Vg 1 b Vr 770/46; Kasztner, Bericht, S. 170.

  • 29 Vgl. Die Aussagen Siegfried Seidls in LG Wien Vg 1 b Vr 770/46.

  • 30 Moshe Porat

  • 31 Eleonore Lappin, Das Massaker von Hofamt Priel. In: Dies., Susanne Uslu-Pauer und Manfred Wieninger, Ungarisch-jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Niederösterreich 1944/45 (= Studien und Forschungen aus dem niederösterreichischen Institut für Landeskunde Band 45, hg. v. Willibald Rosner und Reinelde Motz-Linhart), St. Pölten 2006, S. 103–132.

  • 32 LG Wien Vg 1 Vr 572/46 wegen der Ermordung von 21 Personen in Mikulov; LG Wien Vg 1b Vr 2092/45 wegen der Ermordung von 76 Personen in Göstling/Ybbs. Siehe auch: Klaus-Dieter Mulley, Nationalsozialismus im politischen Bezirk Scheibbs 1930 bis 1945. Versuch einer Regionalgeschichte, phil. Diss., Wien 1981.

  • 33 Braham, Politics of Genocide, S. 820–829.

  • 34 Auschwitz. In: Israel Gutman (Hg.), Encyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, München und Zürich o. D., Bd. I A–G, S. 117.

  • 35 Hilberg, Vernichtung, S. 923.

  • 36 Leopold Banny, Schild im Osten. Der „Südostwall" zwischen Donau und Untersteiermark 1944/45, Lackenbach 1985, S. 58.

  • 37 Varga, Ungarn, S. 349.

  • 38 Szita, Verschleppt, S. 195.

  • 39 Szabolcs Szita, The Forced Labor of Hungarian Jews at the Fortification of the Western Border Regions of Hungary, 1944–1945. In: Randolph Braham (Hg.), Studies on the Holocaust in Hungary (=Social Science Monographies), New York 1990, S. 175–193.

  • 40 Um Sopron waren etwa 10.000, um Köszeg etwas 8.000 Personen im Einsatz. Vgl.: Szita, The Forced Labor, S. 6. Diese Zahl wird sowohl für den Beginn als auch für das Ende des Arbeitseinsatzes angegeben. LG Wien Vg 4c Vr 6004/47; Österreichisches Staatsarchiv (ÖstA) Archiv der Republik (AdR) Bundesministerium für Inneres (BuMinI) 55.086-18/70.

  • 41 Braham, Destruction, Dokument 242, S. 532 f.

  • 42 ÖstA AdR BuMinI 54.370-18/70.

  • 43 Siehe dazu: Eleonore Lappin, Der Todesmarsch ungarischer Jüdinnen und Juden von Ungarn nach Mauthausen im zeitgeschichtlichen Kontext. In: Heimo Halbrainer, Christian Ehetreiber (Hg.), Todesmarsch Eisenstraße 1945. Terror, Handlungsspielräume, Erinnerung: Menschliches Handeln unter Zwangsbedingungen, Graz 2005, S. 59–94.

  • 44 Braham, Politics of Genocide, S. 438–443.

  • 45 LG Wien Vg 2d Vr 6790/46.

  • 46 ÖstA AdR BuMinI Zl. 55.086-18/70.

  • 47 DÖW (Hg.), Widerstand und Verfolgung Niederösterreich, 3. Bd., 395.

  • 48 Werner Eichbauer, Die Judenlager von Wiener Neustadt, Felixdorf und Lichtenwörth, Neulengbach 1987, S. 47 f.

  • 49 Ebenda, S. 51.

  • 50 LG Wien Vg 12 Vr 7552/46.

  • 51 Zwangsarbeiter/innen und Helfer/innen in Gmünd und Weitra. In: Christian Gmeiner, Eleonore Lappin (Hg.), Shatil. Intervention in die Erinnerungskultur des Waldviertels. Ehrungen von Lebensrettern/innen aus dem Jahr 1945, Krems 2006.

  • 52 Eleonore Lappin, Die Rolle der Waffen-SS beim Zwangsarbeitseinsatz ungarischer Juden im Gau Steiermark und bei den Todesmärschen ins KZ Mauthausen (1944/45). In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Jahrbuch 2004, Schwerpunkt: Mauthausen, S. 77–112.

  • 53 Geheime Dienstanweisung Nr. 24, Kreis Fürstenfeld, 22.3.1945, Public Record Office, London (PRO) Foreign Office (FO) 1020/2063; ÖStA AdR BuMinI 54.370-18/70.

  • 54 LG Wien Vg 1a Vr 1125/45.

  • 55 Eleonore Lappin, Die Todesmärsche ungarischer Juden durch den Gau Steiermark. In: Gerald Lamprecht (Hg.), Jüdisches Leben in der Steiermark. Marginalisierung, Auslöschung, Annäherung, Innsbruck, Wien, München, Bozen 2004, S. 263–290.

  • 56 LG Graz Vg 13 Vr 4566/46.

  • 57 Bericht des I.O.Capt., 9th Bn The Manch Reg., an HQ 45 Div./Styria District CMF vom 12.12.1945, PRO FO 1020/1899; LG Graz Vg 13 Vr 4566/46.

  • 58 Ermittlungsbericht der Kriminalpolizei Graz, 5.7.1945, PRO WO 310/155; Gendarmerieposten Gratwein an das Landesgendarmeriekommando für Stmk., 19.7.1945, PRO WO 310/155.

  • 59 Bericht der jüdischen Historischen Dokumentation vom 19. 11. 1951, YVA 015/36.

 
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