Theodor Much: Zwischen Mythos und Realität.
Judentum, wie es wirklich ist.
Wien: Edition VA BENE 2008
248 Seiten, Euro 24,90.-
ISBN 978-3-85167-214-5
Über das Judentum wurden in den letzten Jahren auch in
deutscher Sprache zahlreiche leicht zugängliche und lesbare Darstellungen
publiziert. Das Buch des Dermatologen Theodor Much unterscheidet sich von diesen
Publikationen aus mehreren Gründen. Der Autor ist seit 1990 der überaus
engagierte und aktive Präsident der liberalen Wiener jüdischen Gemeinde Or
Chadasch und schreibt daher aus langjähriger praktischer Erfahrung. Or Chadasch
ist Mitglied des Dachverbandes "Weltunion für progressives Judentum", dessen
Gemeinden rund zwei Millionen Juden und Jüdinnen angehören. Die Delegierten des
European Board der Weltunion trafen sich im März erstmals zu einer großen
internationalen Konferenz in Wien, worüber DAVID in der letzten Nummer auch
berichtete.
Much beschreibt im ersten Teil die theologischen Fundamente
und religiösen Grundsätze des Judentums, wobei er hier wie im gesamten Buch auf
die Unterschiede zwischen der Orthodoxie und den nichtorthodoxen Strömungen des
Judentums verweist. Im zweiten Teil widmet er sich spezielleren Fragen, darunter:
Pluralismus, Fundamentalismus und Geschichte der Reformen im Judentum;
Konversion und Status der Frau, medizinische Ethik und Antisemitismus. Das
Kapitel über den Zionismus beendet Much sehr moderat optimistisch.
In jenem Abschnitt, in dem er eine Definition des Judentums
gibt, kommt er zum Schluss, das Judentum sei "sowohl eine Religions- und
Volksgemeinschaft, als auch eine Normen- und Traditionsgemeinschaft; außerdem -
mit Beschränkungen - eine Schicksalsgemeinschaft [...]."
Das Buch enthält Vorworte von den drei Rabbinern Walter
Jacob, William Wolff und Walter Rothschild sowie vom früheren Leiter der
Evangelischen Akademie Wien Ulrich Trinks und dem katholischen Publizisten
Hubert Feichtlbauer, außerdem einen Gastkommentar zum jüdisch-christlichen
Dialog von Markus Himmelbauer. Es wendet sich an alle Interessierten und auch an
die vielen "Juden, die viel zu wenig von der eigenen Religion, ihrem Pluralismus
und den innerjüdischen Strömungen wissen", wie es der Landesrabbiner von
Schleswig-Holstein und Rabbiner von Or Chadasch Wien, Walter Rothschild, im
Vorwort formuliert.