Helena Papandreous (Hg.): Viktor,
der Himmel weint nicht mehr,
Rainer Fuchs Schriften 2008,
694 Seiten, Euro 25,90.-
ISBN 978-3-9502529-0-3
Ein Mann gründet einen Verlag. Er nennt ihn „Verlag der neuen
Zeit" . weil er in seinem tiefsten Inneren davon überzeugt ist, dass eine neue
Zeit anbrechen muss, soll die Erde und die Menschen nicht untergehen. Rainer
Fuchs, so heißt der Mann, von dem der Rezensent im übrigen nichts weiß, auch
nichts Näheres über die wohl auch sehr persönliche Geschichte, die zu diesem
gigantischen Projekt führte, will keinen netten Verlag, er will nicht
unterhalten mit den Büchern, die er plant zu veröffentlichen, er will
aufrütteln. Seine Bücher sollen, genau wie das erste, vorliegende, das er
publiziert, eine Anleitung sein zum Schreien, zur R/Evolution, wie er durchaus
paradox schreibt.
Rainer Fuchs will Bücher publizieren von Menschen, die außen
stehen, die von der Gesellschaft ausgestoßen und missachtet werden, weil er der
Überzeugung ist, das genau diese Menschen uns etwas zu sagen haben. Ja , er
geht, für den Rezensenten doch arg befremdend so weit, dass er diesen Menschen
und ihren Lebenserfahrungen einen Wahrheitsgehalt und eine Deutungskompetenz
zuspricht, die kein Mensch für andere haben kann bzw. haben sollte, außer in der
Sphäre der Religion vielleicht, wo der menschgewordene Gottessohn Jesus von
Nazareth eine Lehre in die Welt gebracht, hat, von der der Rezensent immer noch
denkt, dass sie die Menschheit weiter bringen könnte.
„Elend ist längst kein Schicksal mehr", schreibt Rainer Fuchs
in seiner Promotion zu dem vorliegenden Buch, die er mit Verve betreibt, „und
hinter jedem Opfer steht ein Täter. Es ist höchst an der Zeit, über diesen
Wahnsinn offen zu reden und die Welt zur Umkehr zu zwingen (!). Was in den 70
ern begann und in den 90 ern verstummte, ist in neuer, lauter Gestalt zu
benennen. Es gilt bewusst hinzusehen und Eigenverantwortlichkeit zu erkennen. Es
gilt für das Recht jedes Menschen auf Leben und Glück und für das Recht auf
Würde zu kämpfen und sich aus den Enklaven des kapitalistischen Glücks, das den
Geist nur in Richtung Ignoranz und Egoismus hin verwirrt, herauszubewegen."
So schreibt und treibt ein entweder Bekehrter oder einer, der
aus lauter hehrer Überzeugung andere „zwingen" will zu der Erkenntnis, die er
gewonnen zu haben glaubt. Ich habe Hochachtung vor dem Engagement von Rainer
Fuchs, von dem ich, wie gesagt , gerne mehr wüsste, von seinem bisherigen Leben
und seinen Erfahrungen, aber ich habe aus leidvoller Erfahrung die Befürchtung,
dass auch hier wieder aus lauter Gutwilligkeit und Radikalität das Kind mit dem
Bade ausgeschüttet wird. Die Welt kann nicht gezwungen werden, zu nichts und gar
nichts. Es sind einzelnen Menschen, die ihr Denken und Handeln verändern können.
Darauf, das spürt man, setzt er schon seine Hoffnung, dieser engagierte Verleger
und auch der Autor seines ersten Buches, jener Viktor, der seiner Freundin
Helena Papandreous 75 , mit der Zeit immer länger werdende Briefe geschrieben
hat und sich darin zu allen möglichen Fragen des Lebens und der Existenz äußert.
Viktor ist ehemaliger Jungunternehmer des Jahres in
Österreich und ist beruflich und privat vollständig gescheitert. Seine Firma hat
Konkurs gemacht, seine Ex-Frauen (!) machen gegen ihn mobil und hetzen auch
seine acht(!) Kinder gegen ihn auf. In diesem Dilemma erkennt Viktor in seinen
E-Mail-Briefen, die er nach seinem Verschwinden an seine Seelenfreundin Helena
schreibt, die Wiederholung seiner Familiengeschichte. Väterlicherseits ist er
jüdischer Abstammung, die Mutter stammte aus einem alten ungarischen
Adelsgeschlecht.
Kaum mehr bei Kräften geben die E-Mails an seine Freundin
Leni Viktor wieder neue Kraft und er kommt zu erstaunlichen Erkenntnissen. Mehr
soll dem neugierigen Leser nicht verraten werden.
Der Rezensent ist sehr gespannt auf weitere Bücher aus Rainer
Fuchs’ Verlag, den er mit diesen ersten Buch noch nicht einzuschätzen vermag.