Maria Blumencron: Flucht über den
Himalaya. Tibets Kinder auf dem Weg ins Exil.
München-Zürich: Pieper 2005.
304 Seiten, 16 Abbildungen, Euro 10,30.-
ISBN 978-3-492-24421-3
Die Unterdrückung Tibets wird heute in den Medien
verstärkt thematisiert und fand auch auf der weltpolitischen Bühne im
Zusammenhang mit den olympischen Spielen in Peking Beachtung, wenngleich sich
China von Kritik unbeeindruckt zeigte. Maria Blumencron hat das Thema Tibet
bereits 1998 entdeckt und näherte sich im Vergleich zu anderen Aktivisten und
Autoren aus einer anderen Richtung. Tief berührt durch eine Tibet-Dokumentation
im Fernsehen beschloß sie, einen Dokumentarfilm über die Flucht aus dem
Schneeland zu drehen. Sie erzählt die eindrucksvolle Geschichte einer
tibetischen Kinder-Flüchtlingsgruppe, die in der Hoffnung auf eine bessere
Zukunft den Weg nach Indien beschreitet.
Die Perspektivenlosigkeit in Tibet veranlasst viele Eltern,
ihre Kinder auf die weite Reise zu den Schulen des Dalai Lama zu schicken. Für
die meisten bedeutet dies Abschied vom Schneeland und der Familie für immer, und
viele der Kinder hören nie wieder etwas von ihren Eltern. „Flucht über den
Himalaya" drückt dabei vor allem Hoffnung aus: Hoffnung einerseits, dass Tibet
eines Tages aus der Unterdrückung befreit wird und andererseits die Hoffung,
dass jeder Tibeter, der den Weg ins Exil schafft, einen Beitrag zur Freiheit
seiner Heimat leisten kann.
Auf ihrem Weg trotzen die Flüchtlinge vielen Gefahren: Der
Kälte, dem Schnee und dem ständigen Risiko des Entdeckt-Werdens durch die
chinesische Polizei. Bei ihrem ersten Versuch zur Flucht scheitert die Gruppe
und die geplante Dokumentation, doch trotz aller Widrigkeiten und Risiken wird
ein zweiter Anlauf gestartet, bei dem die Flüchtlinge sicher Indien erreichen.
Neben der sehr spannend erzählten Flucht stehen vor allem die individuellen
Schicksale und Persönlichkeiten innerhalb der Gruppe im Mittelpunkt. Der Leser
erfährt die zum Teil tragischen Familiengeschichten und vorhandenen Ängste, aber
auch die Wünsche und Träume der bunt zusammengewürfelten Gruppe, sowie von der
Autorin selbst, die in diesem entlegenen Winkel der Erde eine zweite Heimat und
viele neue Freunde gefunden hat.