Armin A. Wallas: Deutschsprachige jüdische Literatur im 20.
Jahrhundert. Österreichische Literatur-, Kultur- und Theaterzeitschriften im
Umfeld von Expressionismus, Aktivismus und Zionismus. Hg. v. Andrea Lauritsch (4
Bände).
Wuppertal: Arco Verlag 2008.
288, 315, 351, 277 Seiten. Zusammen Euro 157,00.-
ISBN: 978-3-938375-23-5
Der tragische, frühe Tod von Armin
A.Wallas im Mai 2003 hat eine tiefe Lücke hinterlassen, die bis heute nicht
ausgefüllt ist. Die von ihm initiierte und geleitete Forschungsstelle Jüdische
Literatur in Mitteleuropa an der Universität Klagenfurt wurde aufgelöst.
Wallas‘ Partnerin und
Mitarbeiterin Andrea M.Lauritsch hat nun in vier eindrucksvollen Bänden Wallas‘
gesammelte Abhandlungen zu seinem Forschungsgebiet, mit dem er sich in
Klagenfurt habilitiert hatte, herausgegeben. Der erste Band beinhaltet die
Aufsätze über „jüdische Themen in der deutschen Literatur" (Simon Kronberg,
Joseph Roth, Nelly Sachs und Paul Celan), über die literarische Bibelrezeption,
über „Österreich-Konzeptionen jüdischer Schriftsteller zwischen Monarchie und
Exil" und über deutsch-jüdische Schriftsteller in Israel.
Der zweite und dritte Band
beinhalten Einzelstudien über Soma Morgernstern, Albert Ehrenstein, Eugen
Hoeflich, Franz Werfel, Uriel Birnbaum, Leo Baeck, Max Zweig, Simon Kronberg,
Alfred Wolfenstein und Wilhelm Herzog, sowie über ein Gastspiel der Wilnaer
Truppe in Wien. Der vierte Band versammelt Wallas‘ Aufsätze über österreichische
Zeitschriften des Expressionismus, Aktivismus und Zionismus.
Hans Otto Horch schrieb zurecht am
Ende seines Geleitworts: „Alle an seinen Forschungen Interessierten haben nun
die Chance, beim Studium seiner Schriften zugleich seiner Persönlichkeit als
eines Forschers und beeindruckenden Menschen zu gedenken."
Wallas hat mit einzigartiger
Sensibilität, wie insbesondere der Abschnitt über die Bibelrezeption zeigt, über
die jüdische Religion und Literatur geschrieben. Mit zahlreichen
deutschprachigen Autoren und Autorinnen war Wallas freundschaftlich verbunden,
wie insbesondere in dem ihm posthum 2006 gewidmeten Band der 1987 von ihm und
Lauritsch gegründeten Zeitschrift „Mnemosyne" nachzulesen ist.
Als Literaturhistoriker war Wallas
ein Spezialist für den Expressionismus. Er hat 1995 mit der zweibändigen
analytischen Bibliographie „Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in
Österreich" ein unverzichtbares Standardwerk zum österreichischen
Expressionismus veröffentlicht. 1993 edierte er in einer vorbildlichen
Werkausgabe die Gedichte, Dramen und Prosatexte von Simon Kronberg, und 1999
folgte der erste Band der Tagebücher von Eugen Hoeflich (Moshe Ya‘akov Ben-Gavriel),
einem faszinierenden und leider wenig beachteten Quellenwerk zur Wiener jüdichen
Geschichte. Andrea M.Lauritsch plant in den folgenden Jahren die Herausgabe von
drei weiteren Tagebuchbänden von Eugen Hoeflich.