August 2007;
336 Seiten, zloty:32,00.-
ISBN-13: 9780812967463,
ISBN 978-83-240-0950-3,
Ty! jestes w Europie, powazny Narodzie
Zydowski, jak pomnik strzaskany na Wschodzie(.. .. .. .. )
Powazny narodzie! czesc tobie w tych, ktorzy
Mongolskiej-czerkiejskiej nie zlekli sie burzy
I Boga Mojzeszow bronili wraz z nami
(... ) Jak starsi w historii.. .. .. .. .. .. ..
Du! Du bist in Europa, ernste Jüdische Nation,
wie ein zerbrochenes Denkmal im Osten (…)
Ernste Nation! Ehre Dir in denen, die das Gewitter der
Mongolen
und Tscherkessen nicht erschreckt hat
und ihr, die ihr den Gott der Mosese verteidigt habt
zusammen mit uns
(…) Wie Ältere in der Geschichte…. (Norwid, Zydom polskim
12-14)
Das neue Buch „Strach"/Die Angst/" von Jan Gross, der
nach den Märzereignissen des Jahres 1968 seine polnische Heimat verlassen
musste, und heute Professor für Geschichte an der Universität Princeton ist,
liefert einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in
Polen, der weit in der Geschichte zurückliegt und dessen Spuren noch im Zweiten
Weltkrieg und auch leider unmittelbar danach sehr deutlich spürbar wurden.
Das Gefühl der Angst begleitet den Leser von der ersten bis
zur letzten Seite. Warum?
Der Zweite Weltkrieg mit seinem Rassismus hinterließ Polen
eine erschreckende Bilanz: 6 Millionen Tote, davon über 3 Millionen polnische
Juden d. h. 90 % der damaligen polnisch jüdischen Bevölkerung.
Beide Völker, Polen und Juden, haben im Krieg gelitten, aber
man darf nicht vergessen, dass die NS-Vernichtungspolitik besonders gegen das
jüdische Volk gerichtet war. Sie wurden nicht nur misshandelt und anschließend
in Konzentrationslager deportiert, so wie das in vielen anderen europäischen
Ländern geschah, sondern man hat sie getrieben, schikaniert, gefoltert,
erniedrigt und auf bestialische Weise umgebracht. Das alles ereignete sich
überall, auf offener Straße, im Wald…
Viele Polen waren nicht nur direkte Zeugen dieses Martyriums,
sondern auch Mittäter, gezwungener weise, aber auch freiwillig. Das Hab und Gut
der jüdischen Mitbürger wurde ohne Bedenken geraubt. Man sollte betonen, dass
viele diese Verbrecher normale Menschen, römisch-katholisch, verheiratet, mit
Kindern, waren. Sehr oft hatten sie gesellschaftliche Funktionen zu erfüllen.
Die Verbrechen liegen nicht weit zurück. Sie geschahen vor
den Augen unserer Eltern, Groß- oder Urgroßeltern, und auch nicht nur auf den
Gebieten der sowjetischen Besatzung 1939-1941. Und die Opfer hat man gekannt.
Sie waren Nachbarn, gute Bekannte. Nicht selten wurden die Täter von ihren
Opfern vor deren gewaltsamem Tod sogar angesprochen – als Nachbarn, Bekannte.
„Du kennst mich doch!" Es ist rührend und erschreckend zugleich, solche
Berichte in diesem Buch zu lesen. Das bekannteste polnische Pogrom im besetzten
Polen während des Zweiten Weltkrieges wütete in Jedwabne mit weit über 300
Toten.
Das Schlimmste ist jedoch, dass die Juden, denen es gelungen
ist, zu überleben, nach ihrer Rückkehr in ihren Heimatort, wo sie seit
Generationen gewohnt hatten, mit Ablehnung und Feindseligkeit konfrontiert
wurden. Nach all dem, was sie durchgemacht hatten, war das besonders
schmerzhaft. Sie wurden schikaniert, beleidigt, diskriminiert bei der Wohnungs-
und Arbeitssuche, verletzt und nicht selten sogar erschlagen. Die Tatorte waren
Züge, Bahnhofe und Straßen. Viele mussten ihren ursprünglichen jüdischen
Familiennamen ändern, um Repressalien von Seiten der polnischen Bevölkerung und
nicht selten auch der Behörden zu vermeiden. Es gab nach 1945 2.000 Todesfälle.
Die Täter waren oft Uniformierte.
Höhepunkt aller Verfolgungen war das Pogrom in Kielce im Jahr
1946. Ein Kind war verschwunden, wurde aber dann wieder wohlauf gefunden. Nach
seinen Aussagen war es angeblich von Juden entführt worden. Obwohl diese
Behauptungen sich als Lügen erwiesen, reichte der Verdacht des Versuches eines
Ritualmordes zum Massenmord an den Juden in Kielce und Umgebung. Viele Juden
verließen damals Polen für immer.
Die Haltung der katholischen Kirche war einmal mehr äußerst
passiv. Nur Bischof Teodor Kubina aus Czestochowa (Tschenstochau) verurteilte
die Ritualmordlüge und die Täter des Pogroms. Deren Stereotypen waren bekannt:
alle Juden seien machtgierige Kommunisten.
Der Autor will beim Leser emotionale Erschütterung
hervorrufen, um auf diese Weise Selbsterkenntnis und Therapie zu entwickeln. Die
traurigen und erschreckenden Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, in denen Polen
Täter waren, und dann der Nachkriegszeit, in der dem traditionellen und leider
oft dem christlichen Antisemitismus keine Grenzen gesetzt wurden, werden in dem
Werk ergreifend dargestellt. Das Buch ist ein Dokument zahlreicher direkter
Zeugenaussagen, mit Fotos und genaue Beschreibungen des Leidens des jüdischen
Volkes. Wir dürfen die Opfer nicht vergessen.
Gross versucht auch, die psychologischen und sozialen Aspekte
des Geschehens zu analysieren. Besonders Verdienstvoll bei der Sammlung der
Dokumente war Frau Miriam Hochberg-Marianska, die die Shoah überlebt hat.
Das gemeinsame Schicksal des polnischen und jüdischen Volkes
war bisher leider kein Grund, sich einander näherzukommen. Der Antisemitismus
liegt tief verwurzelt im polnischen Bewusstsein. Klares Zeichen dafür ist nicht
nur der Umgang mit der jüdischen Bevölkerung, sondern auch die Ignoranz der
geschichtlichen Ereignisse und die Diskriminierung der Personen, die sich für
den Schutz des jüdischen Lebens eingesetzt haben. Frau Antonina Wyrzykowska, die
aus tiefen Glauben und aus Nächstenliebe Menschen in Jedwabne gerettet hatte,
hatte große Angst, an den Feierlichkeiten zum 60. Gedenktag an das Pogrom
teilzunehmen. Kein katholischer Geistlicher hat sie dorthin begleitet.
Diese Haltung impliziert leider die Überzeugung von der
Höherwertigkeit des Christentums und des Polentums, tatsächlich eine moralische
Dekadenz in der heutigen polnischen Gesellschaft.
Angesichts dieser Tatsache ist es notwendig, sich die dunklen
Passagen des Zeitgeschehens bewusst zu machen, und auch der Opfer zu gedenken,
denen wir Achtung und die Verpflichtung zur Wahrheit schulden. Eine Anerkennung
der Menschlichkeit, die manche Polen zeigten, als sie das Leben jüdischer
Mitbürger retteten haben, wäre der nächste Schritt in der Entwicklung des
Bewusstseins unserer zunehmend pluralistischen Gesellschaften, deren Gedeihen
nur möglich ist, wenn gegenseitiger Respekt, Demokratie und Frieden geförtert
werden.