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Krystyna TAUSCH:
Anti-Semitism in Poland After Auschwitz

Jan Tomasz Gross: STRACH. ANTYSEMITYZM W POLSCE TUŻ PO WOJNIE. HISTORIA MORALNEJ ZAPAŚCI Wydanie pierwsze, Rok wydania 2008

englisch, Fear: Anti-Semitism in Poland After Auschwitz by Jan Gross Paperback – Reprint, Random House Publishing Group, August 2007;

336 Seiten, zloty:32,00.-

ISBN-13: 9780812967463,

ISBN 978-83-240-0950-3,

 

Ty! jestes w Europie, powazny Narodzie

Zydowski, jak pomnik strzaskany na Wschodzie(.. .. .. .. )

Powazny narodzie! czesc tobie w tych, ktorzy

Mongolskiej-czerkiejskiej nie zlekli sie burzy

I Boga Mojzeszow bronili wraz z nami

(... ) Jak starsi w historii.. .. .. .. .. .. ..

Du! Du bist in Europa, ernste Jüdische Nation,

wie ein zerbrochenes Denkmal im Osten (…)

Ernste Nation! Ehre Dir in denen, die das Gewitter der Mongolen

und Tscherkessen nicht erschreckt hat

und ihr, die ihr den Gott der Mosese verteidigt habt

zusammen mit uns

(…) Wie Ältere in der Geschichte…. (Norwid, Zydom polskim 12-14)

Das neue Buch „Strach"/Die Angst/" von Jan Gross, der nach den Märzereignissen des Jahres 1968 seine polnische Heimat verlassen musste, und heute Professor für Geschichte an der Universität Princeton ist, liefert einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in Polen, der weit in der Geschichte zurückliegt und dessen Spuren noch im Zweiten Weltkrieg und auch leider unmittelbar danach sehr deutlich spürbar wurden.

Das Gefühl der Angst begleitet den Leser von der ersten bis zur letzten Seite. Warum?

Der Zweite Weltkrieg mit seinem Rassismus hinterließ Polen eine erschreckende Bilanz: 6 Millionen Tote, davon über 3 Millionen polnische Juden d. h. 90 % der damaligen polnisch jüdischen Bevölkerung.

Beide Völker, Polen und Juden, haben im Krieg gelitten, aber man darf nicht vergessen, dass die NS-Vernichtungspolitik besonders gegen das jüdische Volk gerichtet war. Sie wurden nicht nur misshandelt und anschließend in Konzentrationslager deportiert, so wie das in vielen anderen europäischen Ländern geschah, sondern man hat sie getrieben, schikaniert, gefoltert, erniedrigt und auf bestialische Weise umgebracht. Das alles ereignete sich überall, auf offener Straße, im Wald…

Viele Polen waren nicht nur direkte Zeugen dieses Martyriums, sondern auch Mittäter, gezwungener weise, aber auch freiwillig. Das Hab und Gut der jüdischen Mitbürger wurde ohne Bedenken geraubt. Man sollte betonen, dass viele diese Verbrecher normale Menschen, römisch-katholisch, verheiratet, mit Kindern, waren. Sehr oft hatten sie gesellschaftliche Funktionen zu erfüllen.

Die Verbrechen liegen nicht weit zurück. Sie geschahen vor den Augen unserer Eltern, Groß- oder Urgroßeltern, und auch nicht nur auf den Gebieten der sowjetischen Besatzung 1939-1941. Und die Opfer hat man gekannt. Sie waren Nachbarn, gute Bekannte. Nicht selten wurden die Täter von ihren Opfern vor deren gewaltsamem Tod sogar angesprochen – als Nachbarn, Bekannte. „Du kennst mich doch!" Es ist rührend und erschreckend zugleich, solche Berichte in diesem Buch zu lesen. Das bekannteste polnische Pogrom im besetzten Polen während des Zweiten Weltkrieges wütete in Jedwabne mit weit über 300 Toten.

Das Schlimmste ist jedoch, dass die Juden, denen es gelungen ist, zu überleben, nach ihrer Rückkehr in ihren Heimatort, wo sie seit Generationen gewohnt hatten, mit Ablehnung und Feindseligkeit konfrontiert wurden. Nach all dem, was sie durchgemacht hatten, war das besonders schmerzhaft. Sie wurden schikaniert, beleidigt, diskriminiert bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, verletzt und nicht selten sogar erschlagen. Die Tatorte waren Züge, Bahnhofe und Straßen. Viele mussten ihren ursprünglichen jüdischen Familiennamen ändern, um Repressalien von Seiten der polnischen Bevölkerung und nicht selten auch der Behörden zu vermeiden. Es gab nach 1945 2.000 Todesfälle. Die Täter waren oft Uniformierte.

Höhepunkt aller Verfolgungen war das Pogrom in Kielce im Jahr 1946. Ein Kind war verschwunden, wurde aber dann wieder wohlauf gefunden. Nach seinen Aussagen war es angeblich von Juden entführt worden. Obwohl diese Behauptungen sich als Lügen erwiesen, reichte der Verdacht des Versuches eines Ritualmordes zum Massenmord an den Juden in Kielce und Umgebung. Viele Juden verließen damals Polen für immer.

Die Haltung der katholischen Kirche war einmal mehr äußerst passiv. Nur Bischof Teodor Kubina aus Czestochowa (Tschenstochau) verurteilte die Ritualmordlüge und die Täter des Pogroms. Deren Stereotypen waren bekannt: alle Juden seien machtgierige Kommunisten.

Der Autor will beim Leser emotionale Erschütterung hervorrufen, um auf diese Weise Selbsterkenntnis und Therapie zu entwickeln. Die traurigen und erschreckenden Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, in denen Polen Täter waren, und dann der Nachkriegszeit, in der dem traditionellen und leider oft dem christlichen Antisemitismus keine Grenzen gesetzt wurden, werden in dem Werk ergreifend dargestellt. Das Buch ist ein Dokument zahlreicher direkter Zeugenaussagen, mit Fotos und genaue Beschreibungen des Leidens des jüdischen Volkes. Wir dürfen die Opfer nicht vergessen.

Gross versucht auch, die psychologischen und sozialen Aspekte des Geschehens zu analysieren. Besonders Verdienstvoll bei der Sammlung der Dokumente war Frau Miriam Hochberg-Marianska, die die Shoah überlebt hat.

Das gemeinsame Schicksal des polnischen und jüdischen Volkes war bisher leider kein Grund, sich einander näherzukommen. Der Antisemitismus liegt tief verwurzelt im polnischen Bewusstsein. Klares Zeichen dafür ist nicht nur der Umgang mit der jüdischen Bevölkerung, sondern auch die Ignoranz der geschichtlichen Ereignisse und die Diskriminierung der Personen, die sich für den Schutz des jüdischen Lebens eingesetzt haben. Frau Antonina Wyrzykowska, die aus tiefen Glauben und aus Nächstenliebe Menschen in Jedwabne gerettet hatte, hatte große Angst, an den Feierlichkeiten zum 60. Gedenktag an das Pogrom teilzunehmen. Kein katholischer Geistlicher hat sie dorthin begleitet.

Diese Haltung impliziert leider die Überzeugung von der Höherwertigkeit des Christentums und des Polentums, tatsächlich eine moralische Dekadenz in der heutigen polnischen Gesellschaft.

Angesichts dieser Tatsache ist es notwendig, sich die dunklen Passagen des Zeitgeschehens bewusst zu machen, und auch der Opfer zu gedenken, denen wir Achtung und die Verpflichtung zur Wahrheit schulden. Eine Anerkennung der Menschlichkeit, die manche Polen zeigten, als sie das Leben jüdischer Mitbürger retteten haben, wäre der nächste Schritt in der Entwicklung des Bewusstseins unserer zunehmend pluralistischen Gesellschaften, deren Gedeihen nur möglich ist, wenn gegenseitiger Respekt, Demokratie und Frieden geförtert werden.

 

 
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