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Alfred Gerstl:
Der Stadttempel Wien

Evelyn Adunka: Der Stadttempel Wien. Geschichte – Rabbiner – Kantoren.
Reihe Jüdische Miniaturen. Spektrum jüdischen Lebens, Band 62.
Berlin: Hentrich & Hentrich 2008.
64 Seiten, Euro 6,10.-
ISBN 978-3-938485-55-2

"Die Geschichte der Wiener Juden ist untrennbar mit der Geschichte der Stadt Wien verbunden. Heute – nachdem die einst blühende Gemeinde durch die Shoah nahezu ausgelöscht worden ist – gibt es wieder eine selbstbewusste jüdische Gemeinde", schreibt treffend der im Vorjahr verstorbene Leon Zelman.

Die Wiener Juden können zwar auf eine lange Geschichte zurückblicken, der Tempel in der Seitenstettengasse aber ist vergleichsweise jung – die Einweihung fand am 9. April 1826 statt. Selbstverständlich existierten im Mittelalter und in der Neuzeit in Wien Synagogen, doch diese wurden entweder völlig zerstört oder wie z.B. die frühere Hauptsynagoge in der Grossen Pfarrgasse, in Kirchen umgewandelt.

Als erster Rabbiner im neuen Stadttempel fungierte der in Dänemark geborene Isak Noa Mannheimer. Mannheimer war der erste Reformrabbiner, nahm dabei jedoch eine mittlere Position ein, die weder Orthodoxe noch Liberale vergraulte. Er arbeitete eng mit dem berühmten Oberkantor Salomon Sulzer zusammen, der dieses Amt von 1825 bis 1881 ausübte. Der derzeitige Oberkantor, Shmuel Barzilai, betrachtet Sulzer als eines seiner großen Vorbilder.

Auf die Mannheimer nachfolgenden Rabbiner geht Evelyun Adunka ebenso ein wie auf die späteren Oberkantoren. Dabei tritt deutlich zutage, dass Wien sowohl vor der Katastrophe des Holocaust wie nach 1945 das Zentrum des österreichischen Judentums bildete.

In der "Kristallnacht" 1938 wurde der Stadttempel als einziges von 95 jüdischen Gotteshäusern nicht vollständig zerstört, aber das Innere wurde ein Raub der Flammen. Zu groß war in Wien die Angst, das Feuer könnte auf die benachbarten Häuser übergreifen. 1946 wurde mit der Wiederinstandsetzung begonnen, zwei große Renovierungen fanden 1963 und 1988 statt.

Es ist ein kleines Buch, das Evelyn Adunka hier vorgelegt hat, schön angereichert mit historischem Bildmaterial, unter anderem mit Illustrationen des Architekten Josef Kornhäusel. Zwangsläufig kann es die ruhmreiche, aber auch tragische Geschichte des Wiener Stadttempels – und damit des Wiener Judentums – nur anreissen und nur die wesentlichsten Fakten vermitteln. Um einen ersten Eindruck von dieser Geschichte zu gewinnen oder um sich an Details zu erinnern, eignet es sich aber vorzüglich.

 
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