IN TIEFER NACHT BEGINNT DER MORGEN
Lieselotte Wölbitsch
Franz Wohlfahrt überlebt
den NS-Terror
Klagenfurt Ljubljana-Wien: Mohorjeva/Hermagoras 2000
211 Seiten, ÖS 220.-
ISBN 3-85013-714-7
Dass auch die Zeugen Jehovas zu den Opfern des Nationalsozialismus gehörten,
war bis vor kurzem eine nicht allzu bekannte Tatsache. Erst vor einigen
Jahren wurde mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses Themas in
der Geschichtsforschung begonnen.
Bereits ab der Machtübernahme der NSDAP waren die Zeugen Jehovas
schweren Verfolgungen durch die Nazis ausgesetzt, viele wurden verhaftet
und in Konzentrationslager gebracht. Dort bildeten sie eine Gemeinschaft,
die einander Hilfe leisteten, aber sie beteiligten sich weder an Widerstandsaktionen
noch an Fluchtversuchen der anderen Häftlinge.
Obwohl sie sich mit einer Unterschrift auf einer Verpflichtungserklärung,
mit der sie sich von ihrer Glaubensgemeinschaft lossagten, aus dem Konzentrationslager
befreien konnten, gab es nur wenige, die dazu bereit waren.
Mit Kriegsbeginn wurde die Lage der Zeugen Jehovas noch schwieriger, da
sie aus religiösen Gründen sowohl den Militärdienst als
auch die Arbeit in der Rüstungsindustrie verweigerten und daher wegen
Wehrdienstverweigerung meistens zum Tode verurteilt wurden. Man schätzt,
dass tausende Zeugen Jehovas dieses Schicksal erlitten. Auch der Vater
und der Bruder von Franz Wohlfahrt wurden aus diesem Grund hingerichtet.
Wegen seiner Minderjährigkeit sah man bei ihm von dieser Strafe ab,
er wurde zu "nur fünf Jahren" Zuchthaus verurteilt und
konnte somit die NS-Zeit überleben.
Evelyn Ebrahim Nahooray