SIEGFRIED JACOBSOHN
Stefanie Oswalt
Ein Leben für die Weltbühne
Eine Berliner Biographie
Gerlingen: Bleicher 2000
293 Seiten, öS 350.-
ISBN 3-88350-665-6
Siegfried Jacobsohn (1881-1926) zählt heute zu den Vergessenen,
sein Name wird praktisch nur in Fußnoten im Zusammenhang mit Kurt
Tucholsky und Carl von Ossietzky genannt.
Zu Beginn des 20.Jahrhunderts war er einer der berühmtesten Theaterkritiker
Berlins. Nach einem Skandal - es wurde ihm Plagiat vorgeworfen - war er
auch noch antisemitschen Angriffen ausgesetzt. Daraufhin gründete
er 1905 die "Schaubühne", eine wöchentlich erscheinende
Theaterzeitschrift.
Ab 1918 erschien die Publikation unter dem Titel "Weltbühne".
Dem Namenswechsel war auch ein allmählicher Richtungswechsel zu zunehmend
politischen Inhalten vorausgegangen. Einer der Gründe für diese
Neuorientierung lag in den Schrecken des Ersten Weltkrieges. Die "Weltbühne"
nannte sich fortan "Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und
Kultur" und spielte eine wichtige Rolle im intellektuellen Leben
der Weimarer Republik.
Wichtige Autoren und -nach dem frühen Tod von Siegfried Jabobsohn-
auch Herausgeber waren Carl von Ossietzky uind Kurt Tucholsky. Mit letzterem
verband Siegfried Jacobsohn eine enge Freundschaft und Tucholsky meinte
später, "daß er Jacobsohn alles verdanke".
Die vorliegende Biographie ist die erste über Siegfried Jacobsohn
und beruht auf einer Dissertation der Autorin, die trotz ihres "Wissenschaftscharakters"
angenehm zu lesen ist.
Stefanie Oswalt hatte noch Gelegenheit, mit dem 1998 verstorbenen Sohn
von Siegfried Jacobsohn zu sprechen, der ihr auch bis dahin unbekannte
Briefe seines Vaters zu Verfügung stellte. Sie bekennt im Vorwort,
daß die Persönlichkeit von Siegfried Jacobsohn eine immer größere
Faszination auf sie ausübte. Es ist ihr gelungen, diese auch dem
Leser zu vermitteln .
Evelyn Ebrahim Nahooray