ZWEI TAGE ZEIT
Herta Reich und die Spuren jüdischen
Lebens in Mürzzuschlag
Heimo Halbrainer (Hg.)
Graz: Clio 1998
116 Seiten, öS 130.-
ISBN 3-950971-0-4
Den Ausgangspunkt des Buches bilden die Erinnerungen von Herta Reich
an ihre sechs Jahre dauernde Flucht von Österreich in das damalige
Palästina.
Als Zwanzigjähige, die eine glückliche Kindheit und Jugend in
Mürzzuschlag verbracht hatte, wurde sie 1938 von der Gestapo gezwungen,
innerhalb von zwei Tagen Österreich zu verlassen. Die erste Flucht
nach Belgien endete mit einer Abschiebung. Wieder in Wien gelandet, gelang
es ihr, sich einer Gruppe von Flüchtlingen anzuschließen, die
auf Donauschiffen Österreich verlassen konnten. Das Ziel sollte Palästina
sein, das die meisten des sogenannten Kladovo-Transportes aber niemals
erreichten. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Serbien fielen fast
alle Flüchtlinge den Nazis in die Hände und wurden ermordet.
Im zweiten Kapitel schildern Gabriele Anderl und Walter Manoschek - sie
haben bereits ein Buch zu diesem Thema verfaßt - das Scheitern des
Kladovo-Transportes.
Im dritten Kapitel beschreiben Heimo Halbrainer und Heimo Gruber das jüdisches
Leben und den Antisemitismus im 19. und 20.Jahrhundert in Mürzzuschlag.
Obwohl dort stets nur eine geringe Anzahl von Juden lebten, maximal dreißig,
gab es starken Antisemitismus, der vor allem von den Lokalblättern
geschürt wurde.
Herta Reich selbst meinte aber, daß man bis kurz vor 1938 nichts
davon spüren konnte.
Evelyn Ebrahim Nahooray