MIT DER K.U.K. MARINE
VON POLA NACH PEKINGWolfgang WIESER, Wien - Verlag
Österreich 1999, 159 Seiten, ÖS 498.-
durchgehend illustriert,
ISBN 3-7046-1410-6.
Aus der inzwischen recht stattlich gewordenen Anzahl der Bucherscheinungen
auf dem Sektor der österreichisch-ungarischen Marinegeschichte ragt
diese Publikation sicherlich sehr weit hervor.
Während sich die Mehrzahl der erwähnten Bücher mit technischen
und organisatorischen Problemen befasst, konnte hier, quasi aus einer
Familiengeschichte heraus, eine ganz ungewöhnliche Darstellung der
Dienstzeit eines Matrosen bei der k.u.k. Kriegsmarine belegt werden.
Adam Wieser, der Großvater des Autors, wurde 1906 zur k.u.k. Kriegsmarine
assentiert, gelangte während seiner Dienstzeit an Bord des Kreuzers
SMS KAISERIN ELISABETH nach China und fand dort beim "k.u.k. Marinedetachement
Peking" Verwendung. Dieses Detachement, welches noch ein paar Jahre
davor "k.u.k. Gesandtschaftswachdetachement Peking" geheißen
hatte, versah den - nach den Unruhen des Boxeraufstandes in den Jahren
1900/01 - verstärkten Wachdienst bei der österreichisch-ungarischen
Gesandtschaft.
Üblicherweise sind in den Archiven von derartigen Einsätzen
die Erinnerungen, Berichte und Nachlässe von Offizieren und Beamten
erhalten geblieben. Hier, in diesem Buch, stehen aber die Erinnerungen
und Erfahrungen eines einfachen Matrosen im Mittelpunkt, was einen ganz
raren Einblick in die untere Ebene einer solchen exotischen Dienstverwendung
und die damit verbundenen Betrachtungen der fremden Welt zulässt.
Der Zufall wollte es auch, dass zu Adam Wiesers engeren Freunden ausgerechnet
der Bordphotograph zählte, wodurch der Matrose, so ganz nebenbei,
in den Besitz etlicher heute seltener photographischen Dokumenten gelangte.
Gerade durch sie taucht man bei der Lektüre des Buches nicht nur
lesend, sondern auch visuell in die Darstellungen der damals fremden Welt
ein und findet, ganz plötzlich, ein Photo des Café Wien in
Shanghai, natürlich von österreichisch-ungarischen Matrosen
umlagert und viele andere Details mehr.
Der Autor, Wolfgang Wieser, hat vor der Drucklegung zahlreiche weitere
photographische Recherchen durchgeführt und danach den Band mit den
offiziellen Photos und auch technischen Angaben bereichert und abgerundet.
Somit ergibt sich bei der Lektüre ein außergewöhnlich
lebendiges Bild, das weit über den normalen Dienst und Einsatz bei
der Marine hinausreicht und viele Feinheiten vom damaligen Umgang zwischen
weitentfernten Kulturen spüren lässt.
Peter Jung
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