Das Allgemeine Österreichische Israelitische Taubstummen-Institut in
Wien 1844-1926
Walter Schott
Dargestellt nach historischen
Überlieferungen
und Dokumenten mit einer Einleitung über die Entwicklungsgeschichte
der Gehörlosenbildung
Wien: Eigen Verl. Walter Schott, 1990
220 Seiten, ÖS 298.-
ISBN 3-9501178-0-6
Unter dem Leitgedanken "Das Alte ehren und das Neue begrüßen"
gelingen pädagogische Innovationen auf der Grundlage der fachlichen
Zuständigkeit und einer gesicherten Erfahrung. Professor Oberstudienrat
Walter Schott, Lehrer des BIG-Bundesinstitut für Gehörlosenbildung
sowie Gründer und ehrenamtlicher Kustos des BIG-Museums, hat durch
die Herausgabe der historischen Dokumentation "Das k.k. Taubstummen-Institut
in Wien 1779 -1918" die Entwicklung der einschlägigen Bildungsideen
aufgezeichnet und damit die pädagogische Tradition auf diesem Gebiet
bewusst gemacht.
Anlässlich des 220-jährigen Bestandsjubiläums
des BIG, der ältesten staatlichen Bildungseinrichtung für hörgeschädigte
Mitmenschen, legt Professor Schott als Autor dieser Schrift einen weiteren
Beitrag für eine beispielhafte Entwicklung auf dem Gebiet der Gehörlosenpädagogik
vor: Das Allgemeine österreichische israelitische Taubstummen-Institut
in Wien wurde aus einer Initiative eines Lehrers des k.k. Taubstummen-Instituts
gegründet und erfuhr während seines Bestands durch die Weiterentwicklung
bekannter methodischer Ansätze sowie durch das Beschreiten neuer
Förderwege eine weltweite Anerkennung. Die Gewichtung auf ein reges
pädagogisches Bewusstsein und auf eine intensive menschliche Zuwendung
charakterisiert die erfolgreiche Arbeit an dieser zweitältesten Wiener
Gehörlosenschule und gibt damit gleichzeitig Hinweise zur jüdischen
Kultur und Humanität und zum philantropen Wirken der Israelitischen
Kultusgemeinde.
Die in diesem Buch aufgezeigten methodisch-didaktischen Richtlinien, die
an diesem Institut zur Anwendung kamen, sind für alle an den Fragen
der Gehörlosenbildung interessierten Menschen noch immer von Bedeutung,
da auch international die Methodenfrage bis heute nicht allgemein zufriedenstellend
gelöst werden konnte. Von dieser Tatsache ausgehend, fügte der
Autor neben der Schilderung der historischen Entwicklung auch einen Beitrag
zur Methodendiskussion ein. Ein in der einschlägigen Fachliteratur
bisher nicht übersichtlich dargestelltes Kapitel widmet sich der
medizinischen Behandlung gehörloser Menschen und der Versuche einer
apparativen Versorgung bis zum aktuellen Stand.
Die Bindung an zeitgeschichtliche Ereignisse und ihre Auswirkungen gibt
Hinweise auf auch gegenwärtig wirkende Verschränkungen mit gesellschaftspolitischen
und wirtschaftlichen Trends. Gerade mit diesen Impulsen tritt der Band
weit aus einer bloß historischen Darstellung heraus und fordert
zu kritischen Vergleichen und entsprechenden überlegungen zur aktuellen
Situation auf. Dem Autor ist zu danken, auch ohne den bewussten Anspruch
auf einen wissenschaftlichen Beitrag die fachliche Diskussion zu beleben.
Einer breiten Leserschaft wünsche ich, mit den konkreten Erzählungen
und Schicksalen sich Menschen zu nähern, die schicksalhaft andere
Bedingungen haben und nur beanspruchen einfach angenommen zu werden, dabei
zu sein!
Ulrich Koskarti
Direktor des BIG-Bundesinstitut
für Gehörlosenbildung
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