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DAS ANDERE HOLLYWOOD DER DREISSIGER JAHRE

Michael E. Birdwell
Die Kampagne der Warner Bros. gegen die Nazis

Aus dem Amerikanischen
von Susanne Klockmann

Hamburg/Wien: Europa Verlag 2000
320 Seiten, ÖS 325,00
ISBN 3-203-75540-8

Anfang der dreißiger Jahre wurde in den USA die Gefahr des nationalsozialistischen Deutschlands stark unterschätzt, sicherlich auch weil man Gedanken an einen möglichen Krieg verdrängen wollte. Zu den wenigen Wachen gehörten die Brüder Harry und Jack Warner, die Gründer von Warner Bros., einer der größten Filmgesellschaften. Als Juden, deren Eltern aus Polen in die USA geflohen waren, wurde ihnen die nationalsozialistische Bedrohung schon bald bewußt. Jack Warner finanzierte am 31. März 1938 ein Dinner zu Ehren des Flüchtlings Thomas Mann. Die Zeitschrift Variety berichtete über diesen Abend: "Zum ersten Mal gehörte ein Studiochef zur vordersten Linie derer, die eine antinationalsozialistische Veranstaltung organisieren und daran teilnehmen."
Ab Mitte der dreißiger bis in die frühen vierziger Jahre produzierten Warner Bros. eine Reihe von antifaschistischen Filmen. Zu den bekanntesten gehören Black Legion und Confessions of a Nazi Spy. Selbst der Abenteuerfilm The Adventures of Robin Hood (1938) nutzt die Vergangenheit Englands als Allegorie für zeitgenössische Mißstände. Im Jahre 1937 fuhr Hauptdarsteller Errol Flynn - sehr zum Verdruß des Filmstudios - nach Spanien, um an der Seite der Republikaner im Bürgerkrieg zu kämpfen.
Black Legion (Premiere war am 16. Jänner 1937) behandelt den sogenannten Nativismus in den USA. Diese Bewegung richtete sich gegen Juden und Afroamerikaner, Katholiken und Ausländer. Die Gruppe Black Legion repräsentierte eine besonders aggressive Spielart dieser Ideologie. Selbst vor Morden an Gewerkschaftern und Arbeiterführern schreckten die Anhänger nicht zurück. In der Hauptrolle des Filmes spielte Humphrey Bogart einen Fabriksarbeiter, dessen Persönlichkeit sich nach seinem Eintritt bei der Black Legion negativ verwandelt. Der Film wurde von der Kritik als kritische und mutige Arbeit gelobt.

Confessions of a Nazi Spy (Premiere war am 28. April 1939) beruhte auf tatsächlichen Begebenheiten. Am 26. Februar 1938 erklärte Edgar J. Hoover, der Chef des FBI, seine Behörde habe einen Nazispionagering zerschlagen. Zu diesem Zeitpunkt aber waren noch nicht alle Spione verhaftet, und einige Verdächtige konnten nach Deutschland fliehen. Regie bei Confessions of a Nazi Spy führte Anatole Litvak, die Hauptrolle spielte Edward G. Robinson.

Michael E. Birdwell schreibt treffend: "Seit der Zeit, als Harry Warner furchtlose, patriotische Filme machen wollte, die außerdem noch erhebend, unterhaltend und lehrreich waren, hat sich Hollywood grundlegend verändert. In den neunziger Jahren wurde die Produktion von sozialkritischen Filmen weitgehend unabhängigen Produzenten überlassen, die ihre Filme meist nur schwer vertreiben können. (...) Obwohl Harry Warners Bedürfnis nach solchen Filmen einigen aus der heutigen Filmgemeinde provinziell und rührselig erscheinen mag, versuchte er damals, die Welt zu verändern. Und das macht die Geschichte Hollywoods um einiges reicher."

Monika Kaczek

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