Julia Kröhn
Linz/Wien: Resistenz Verlag 2001
210 Seiten, gebunden, DM 29, 90/öS 198
ISBN 3-85285-064-9
Julia Kröhn ist eine junge österreichische
Schriftstellerin (geboren 1975 in Linz), die sich seit einigen
Jahren mit der Shoah beschäftigt, u.a. im Rahmen eines Volontariats
am Holocaust Memorial Museum in Washington.
In Deborah, ihrer nach Lukrezias Töchter
(1998) zweiten Buchveröffentlichung, schildert sie das Leben
einer jungen Frau. Ein Dasein, das in den gewohnten Bahnen verläuft
und plötzlich durcheinanderkommt. Elsa Keller, verheiratet
und Mutter einer kleinen Tochter, erhält eines Tages Besuch
von einem Journalisten. Dieser weiß einiges über ihre
Familie, so z. B. den richtigen Namen ihrer Mutter: Deborah Levy.
Elsa erfährt von ihm auch, dass ihre leiblichen Großeltern
die Opfer eines Mannes sind, der heute als angesehener Bürger
der Stadt gilt. Nun beginnt Elsa ihre vermeintlichen Großeltern,
die ihre Mutter gleich nach dem Krieg als kleines Mädchen adoptiert
hatten, über die Geschichte ihrer Mutter auszufragen. "Die
Großmutter hat schnell geantwortet (...) Dein Großvater
hat gemeint, man könne Deborah ja taufen lassen, schließlich
wären die Juden keine Rasse, wie der Führer immer behauptet
hätte, sondern nur eine Religionsgemeinschaft (...) Zudem hätte
Deborah wie ein ganz normales Mädchen ausgesehen - besonders
nach der Taufe, so hübsch und blond und keine Spur von
Ungeziefer." Im Zuge ihrer Recherche stößt Elsa
auf immer neue Erkenntnisse. Mit angenehm ruhiger und klarer Sprache
erzählt die Autorin einen berührenden Roman, der
den - besonders für Österreich typischen - Umgang
mit der jüngsten Geschichte schildert. Wir sind schon auf Julia
Kröhns nächstes Werk gespannt.
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