Markus Meckl
Der Warschauer Ghettoaufstand in der Erinnerung
Berlin: Metropol Verlag 2000
168 Seiten, öS 252
ISBN 3-932482-39-5
Kein singuläres Ereignis der Shoah war von so symbolträchtiger
Bedeutung und stand daher im zentralen Blickfeld der Gedenkfeiern und
-artikel in den ersten Jahrzehnten nach 1945 wie der Warschauer Ghettoaufstand.
Eine Untersuchung über dessen Rezeption, aber auch Instrumentalisierung,
wie sie nun Markus Meckl in seiner interessanten und lesenswerten Berliner
Dissertation vorlegte, war daher ein langjähriges Desiderat der Geschichtsforschung.
Meckl unterscheidet drei Epochen der Rezeptionsgeschichte
"die Entwicklung hin zu einem Symbol, der Streit über dessen
richtige Interpretation und in den achtziger Jahren das langsame Verschwinden
der Helden aus dem öffentlichen Gedenken."
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Geschichte ist die
Verweigerung von Marek Edelmann, einem der wenigen Überlebenden,
dem Aufstand ein Heldenmythos und damit eine identitäts- und sinnstiftende
Interpretion zuzuschreiben. Meckl untersucht weiters den unterschiedlichen
Stellenwert des Aufstands innerhalb der jüdischen Geschichtsschreibung,
wobei er sich auf Reuben Ainsztein, Lucy S. Dawidowicz und den Konflikt
zwischen Raul Hilberg und Arno Lustiger konzentriert.
Erschütternd ist, was der Autor über die zeitgenössische
Publizität des Aufstands schreibt, über die Berichte und Besuche
von teils auch ausländischen Journalisten und über die Reiseführer,
in denen von der geplanten endgültigen Lösung der Judenfrage
die Rede ist.
Die Studie beschreibt eines der wichtigsten Kapitel der
Rezeptionsgeschichte der Shoah und ist, obwohl sie, was die jüdische
Presse und die Rezeption in den einzelnen jüdischen Gemeinden in
Europa betrifft, in manchem noch ergänzenswert wäre, besonders
empfehlenswert.
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