http://david.juden.at  
 
 

unterstützt von:


 

Judentum im Wiener Feuilleton (1848-1903)
Evelyn ADUNKA

Hildegard Kernmayer
Exemplarische Untersuchungen zum literaturästhetischen
und politischen Diskurs der Moderne
Tübingen: Niemeyer Verlag 1998
326 Seiten, öS 1051
ISBN 3-484-65124-5

Die Literaturgeschichte des Feuilletons ist nach wie vor eines der Desiderate der Germanistik. Dies hebt auch die Grazer Germanistin Hildegard Kernmayer in ihrer aufschlußreichen Studie, die sich mit jüdischen Autoren und jüdischen Themen des klassischen Wiener Feuilletons befaßt, hervor. Eine Schwierigkeit dabei ist, daß der Textcorpus der Feuilletons, die oft in schwer zugänglichen, kaum oder nur unter großen Kosten kopierbaren Tageszeitungen und längst vergriffenen Sammelbänden erschienen waren, bis heute nicht erhoben ist. Auch Gesamtausgaben konnten, wie die Beispiele Ferdinand Kürnberger und Theodor Herzl zeigen, bislang nicht realisiert oder mußten abgebrochen werden.

Kernmayer analysiert ausführlich die Arbeiten der klassischen Vertreter der ersten Generation der Wiener Feuilletonisten Moritz Gottlieb Saphir, Ferdinand Kürnberger, Daniel Spitzer, Ludwig Speidel, Betty Paoli und Theodor Herzl. Ein wichtiges Kapitel widmet die Autorin weiters den antisemitischen Klischeevorstellungen von der "Verjudung" der Moderne und der Presse sowie der antisemitischen Identifizierung des "Jüdischen" in der Literatur, die von völkischen Germanisten wie Adolf Bartels und Wilmont Haacke betrieben wurde. In diesem Zusammenhang spielte, wie Kernmayer aufzeigt, Karl Kraus mit seiner Trias Heinekritik, Franzosenkritik, Feuilletonkritik, mit der er diesen Klischees Vorschub leistete, leider eine verhängnisvolle Rolle.

Zurück

 

 
 
webmaster@david.juden.at

Unterstützt von haGalil.com
haGalil onLine