Jacob Melzer
Von Czernowitz durch die transnistrische
Verbannung nach Israel 1941-1946
Aus dem Hebräischen von Inge Jassur
Herausgegeben von Erhard Roy Wiehn
Konstanz: Hartung-Gorre 2001
218 Seiten, DM 44,40 / € 22,70
ISBN 3-89649-674-3
So wie viele andere Überlebende hat auch Jacob Melzer Jahrzehnte
gebraucht, bis er fähig war über seine Erlebnisse während
des Holocaust zu berichten.
Er war neunzehn, als er 1941 zusammen mit seinen Eltern und einem
jüngeren Bruder gezwungen wurde, das Haus der Familie verlassen
und in das Ghetto von Czernowitz zu übersiedeln. Dort mussten
50000 Menschen in schwierigsten Verhältnissen auf engstem Raum
zusammenleben. Da drei Monate zuvor die Vorstandsmitglieder bei
Pogromen ermordet worden waren, gab es für die jüdische
Gemeinde keine Führung.
Von Czernowitz aus wurde die Familie von Jacob Melzer über
den Dnjestr nach Transnistrien deportiert. Nach einer qualvollen
Zugfahrt und in langen Märschen - ausgeraubt und gedemütigt
von den rumänischen Bewachern - gelangten sie nach Balki. In
diesem Konzentrationslager wurden die Menschen nicht ermordet, sondern
gingen an Hunger und Typhus zugrunde. Dieses Schicksal musste auch
Jacob Melzers Vater erleiden.
Er selbst aber hatte das Glück, Hunger und Krankheit zu überleben.
Sein Mut und seine Gewitzheit halfen ihm bei der Lebensmittelbeschaffung,
das sowohl ihm als auch seiner Mutter und seinem Bruder das Überleben
sicherte.
Nach der Befreiung durch die Sowjets traten Jacob Melzer und sein
Bruder in die Rote Armee ein. 1946 wanderten sie nach Israel aus,
wo bereits zwei ältere Brüder lebten und wohin sie auch
die Mutter nachkommen lassen konnten. Über das Schicksal zweier
weiterer Brüder, die ebenfalls in der roten Armee gedient hatten,
ist nur bekannt, dass sie von den Deutschen verhaftet und vermutlich
erschossen wurden. Ein weiterer Bruder mußte etliche Jahre
in sibirischer Verbannung verbringen und konnte erst 1990 nach Israel
auswandern.
Erst 51 Jahre später kehrte Jacob Melzer an "alle Orte
des Leids und des Schweigens" zurück und es war ihm möglich,
"aus dem Gefühl heraus, eine lang hinausgeschobene Pflicht
zu erfüllen", über diese Zeit zu berichten.
|