Rifka an Ben-Zion Dorfman
Philadelphia: The Jewish Publication Society 2000
ISBN -8276-0692-3
In jahrelanger Arbeit und auf vielen Reisen haben Rifka und Ben-Zion
Dorfman die Überreste und letzten Zeugnisse längst verschwundener
jüdischer Gemeinden aufgesucht und sorgfältig dokumentiert.
Neben verlassenen und verwilderten Friedhöfen galt ihr Interesse
vor allem alten Synagogen. Die meisten Bauten waren profanisiert,
behelfsmäßig instand gesetzt, für Lagerhallen notdürftig
adaptiert; manche Gebäude standen leer und waren dem Verfall
preisgegeben. Doch bei näherem Hinschauen, behutsamen Aufdecken
der oft hinter Gestrüpp, Planken und Abfällen verborgenen
Synagogen kamen mitunter kunsthistorisch wertvolle Details zum Vorschein
und konnten so für die Nachwelt festgehalten werden.
Manche Synagogen waren zwar neu hergerichtet worden, doch oft ließ
die stilgetreue Restaurierung der Fassaden und Inneneinrichtungen
sehr zu wünschen übrig. Aus Kostengründen, wie man
glaubhaft versicherte.
Fast allen Synagogen gemeinsam war, dass kaum noch genug Menschen
existierten, bestenfalls an den Hohen Feiertagen fanden sich zur
Abhaltung eines Gottesdienstes genügend Teilnehmer, um einen
Minjan zu bilden.
Bereist wurden Italien, Kroatien, Serbien, Griechenland, Böhmen,
Mähren, Slowakei, Österreich und Ungarn. Von den hunderten
der ausgesuchten Synagogen konnte nur ein Bruchteil in diesem Buch
aufgenommen werden. Jedem Land, jeder Region wurde ein kurzer, aber
einprägsamer Abriss der zugehörigen jüdischen Geschichte
vorangestellt, im Anschluß daran jeweils nur auf einzelne
Synagogen, deren Baugeschichte und die Menschen, die sie errichtet
und in ihnen gebetet hatten, näher eingegangen. Sämtliche
Bauten sind an Ort und Stelle fotografiert worden und reflektieren
ein stimmungsvolles Bild Gegenwart in jenen Städten und Dörfern,
in denen einst jüdische Gemeinden gelebt haben. Einen möglichst
vollständige Aufzählung von aller Gemeinden wird vermieden,
man beschränkt sich auf einzelne Beispiele, einzelne Schicksale
und Menschen.
Besonders eindrucksvoll sind die alten, teils verfallenen Barocksynagogen
in Böhmen und Mähren, ferner die meist besser erhaltenen
Renaissancesynagogen in Italien.
Österreich ist durch die Darstellung des Wertheimer Hauses
mit seinem wechselvollen Schicksal in Eisenstadt vertreten. Heut
hat darin das Österreichische Jüdische Museum seine Bleibe
gefunden. Mittelpunkt der Schauräume ist die Privatsynagoge
von Samson Wertheimer, die wie durch ein Wunder die
Wirren des 2. Weltkrieges nahezu schadlos überstanden hatte.
In St. Pölten gab es vor 1938 eine aktive jüdische Gemeinde.
Übrig geblieben ist der Friedhof mit der vor wenigen Monaten
wieder neu restaurierten Zeremonienhalle und die schon vor etwa
20 Jahren renovierten Synagoge, in der aber nicht mehr gebetet wird.
Die St. Pöltner Synagoge zählte schon vor dem 2. Weltkrieg
zu den bedeutendsten jüdischen Kultbauten Niederösterreichs
und wurde dank der Initiative des jüdischen Arztes Dr. Morgenstern
und der Bemühungen des Denkmalamtes in vorbildlicher Weise
wieder aufgebaut. Heute befindet sich darin das Institut für
Geschichte der Juden in Österreich.
Das schöne Buch mit seinen zahlreichen Farbbildern wird durch
ein Glossar, einen Index und eine ausführliche Bibliographie
abgerundet.
Ich wünsche dem Buch viele interessierte Leser und weitere
Auflagen!
Ilan Beresin
Synagoge in Köszeg
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Fresko unter der Kuppel der Synagoge
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