Jenny Aloni
Ein israelisches Tagebuch
Herausgegeben von Hartmut Steinecke
Paderborn: Ferdinand Schönigh 2000
195 Seiten, zahlreiche Abbildungen, € 10,40
ISBN 3-506-70408-7
Jenny Aloni gehörte zu den wichtigsten, in Israel lebenden
deutschsprachigen Schriftstellern.
Sie wurde 1917 in Paderborn/Westfalen als Jenny Rosenbaum
geboren. Bereits als Fünfzehnjährige beschäftigte
sie sich eingehend mit dem Zionismus und plante, nach Palästina
auszuwandern. Aus Rücksicht auf die Eltern und eine ältere
Schwester schob sie dieses Vorhaben auf, um schließlich
doch noch Ende 1939 in Israel anzukommen. Ihre Familie sollte
sie nie wiedersehen, alle Familienmitglieder wurden deportiert
und ermordet.
Obwohl sich Jenny Aloni jahrelang auf die Alijah vorbereitet
hatte, war der Anfang in der neuen Heimat schwierig. So schrieb
sie einen Monat nach ihrer Ankunft:
"Ich leide an Erez J. wie ich früher an Deutschland
gelitten habe. Hier wie dort bin ich fremd. Fast will es mir
scheinen, als sei diese gegenwärtige Fremdheit schwerer
zu zerbrechen, denn sie wurzelt tiefer in der Sprache, im
Verhältnis zu den Menschen und nicht zuletzt darin, dass
das Land mir eigentlich mit seinem Leben näher stehen
sollte".
Aber sie litt nicht nur am Gefühl der Fremdheit; auch
ihre finanzielle Situation war äußerst prekär,
da sie über keinerlei Geldmittel verfügte. Sie war
gezwungen, neben dem Studium als Putzfrau, Dienstmädchen
usw. zu arbeiten. Um dieses mühselige Leben besser ertragen
zu können beschloss sie, ihre Erfahrungen in dem "Tagebuch
einer Studentin" zu beschreiben. Zwanzig Jahre später
entstand aus diesen Tagebuchnotizen ihr erster Roman "Zypressen
zerbrechen nicht". Außerdem schrieb sie in dieser
Zeit Erzählungen und Gedichte, die sich meist mit Menschen
und Landschaften in Israel beschäftigen.
Ab 1942 gehörte sie einer jüdischen Einheit der
britischen Armee an, vor allem als Krankenpflegerin.
Nach dem Ende des Krieges machte sie eine Ausbildung als Sozialarbeiterin.
In diesem Beruf arbeitete sie auch nach ihrer Heirat mit Esra
Aloni und der Geburt ihrer Tochter weiter. Trotzdem fand sie
da Zeit, sich verstärkt ihrer schriftstellerischen Tätigkeit
zu widmen; es entstanden mehrere Romane und zahlreiche Erzählungen.
Der vorliegende Band hat Jenny Alonis Auseinandersetzung
mit Israel zum Thema. In den Gedichten und Erzählungen,
wie auch in der kleinen Auswahl aus den Tagebuchnotizen ist
die wachsende, aber durchaus nicht kritiklose Liebe für
Israel zu spüren.
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