Anna Ornstein
Jüdische Schicksale aus Ungarn als zeitgemäße
Pessachgeschichten.
Hrsg. Erhard Roy Wiehn
Konstanz: Hartung-Gorre Verlag 2001
101 Seiten, € 14,80 [D]
ISBN 3-89649-714-6
Jedes Jahr zum Pessachfest schrieb Anna Ornstein eine Geschichte
über ihre Erlebnisse während des Holocausts. Darin
schilderte sie jeweils einen kleinen Ausschnitt aus ihren
Lagererfahrungen. Für dieses Buch wurden 25 Pessachgeschichten
chronologisch geordnet und zeichnen so ein zusammenhängendes,
repräsentatives Bild ihrer Erlebnisse während des
2. Weltkrieges.
Anna Ornstein wurde 1927 im nordungarischen Dorf Szendro geboren
und wuchs dort auf. Zu den rund 4000 Einwohnern, zumeist Bauern,
zählten auch 40 jüdische Familien. Seit jeher trennte
die Religion die Menschen des Dorfes in Katholiken, Protestanten
und Juden. Während der Vater ein Geschäft betrieb,
half Anna der Mutter im Haushalt. Beide Brüder wohnten
in der "Stadt", einer besuchte das katholische,
der andere das evangelische Gymnasium. 1942 ging Anna nach
Debrecen, um ihrer Tante hilfreich unter die Arme zu greifen
und das dortige jüdische Gymnasium zu besuchen.
War das Leben der Juden bereits unter dem Horthy-Regime durch
repressiven Antisemitismus gekennzeichnet, so erfuhr es 1944
durch die Besetzung Ungarns durch das Dritte Reich eine dramatische
Verschärfung. Die Brüder von Anna Ornstein wurden
in Arbeitslager geschickt und kamen nicht wieder zurück.
Der Rest der Familie wurde nach Auschwitz deportiert. Sofort
nach der Ankunft wurden ihr Vater und die 96jährige Großmutter
in die Gaskammern geschickt. Gemeinsam mit ihrer Mutter wurde
Anna Ornstein in das Lager Plaszow bei Krakau transportiert.
Im Frühherbst 1944 erfolgte die Rückkehr nach Auschwitz,
um bald darauf nach Parschnitz im Sudetenland gebracht zu
werden. Dort erlebte Anna Ornstein mit ihrer Mutter das Kriegsende.
|