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BUKOWINA SPUREN
Claus Stephani

Hans Bergel
Von Dichtern und bildenden Künstlern.
Aachen: Rimbaud Verlag 2002,
96 Seiten / € 20.
ISBN 3-89086-747-2

Es ist ein ungewöhnliches Buch, das vor kurzem erschienen ist und dessen Autor, Hans Bergel, Schriftsteller, Kunsthistoriker und Journalist, dazu einlädt, "die Literaturlandschaft Bukowina auch im Licht ihrer Eingebundenheit ins weitere südosteuropäische Umfeld zu beachten", wie es im Vorwort heißt.
Denn, so Bergel, "neben den politischen, historischen, zeitgeschichtlichen und anderen Aspekten eröffnen sich hier Einblicke, denen nachzugehen sich lohnt". Diese Einsichten werden dann durch Erinnerungsbilder und Betrachtungen vermittelt, in deren Mittelpunkt deutschjüdische bzw. bukowinische Schriftsteller und Künstler – Alfred Margul-Sperber, Gregor von Rezzori, Moses Rosenkranz, Manfred Winkler, Oswald Adler u.a. – stehen.
Hans Bergel, der heute in Gröbenzell bei München lebt und durch zahlreiche Buchveröffentlichungen und Ehrungen international bekannt wurde, stammt aus Rosenau bei Kronstadt (Siebenbürgen). Er war 1959 in einem Schauprozeß zu 15 Jahren Zwangsarbeit und 1964 in einer Generalamnestie für politische Häftlinge aus einem Arbeitslager entlassen worden, wonach er in die Bundesrepublik übersiedelte.
Die sieben Aufzeichnungen in diesem Buch entstanden etwa in den letzten sieben Jahren und wurden – außer einer – in verschiedenen Periodika abgedruckt. Inhaltlich jedoch erinnern sie an "Bukarester Tage nach dem Zweiten Weltkrieg", als Bergel, "wenig über zwanzig", zum erstenmal den Dichter Alfred Margul-Sperber, den "gutherzigen Riesen", wie ihn Alfred Kittner einmal genannt hatte, in Bukarest besuchte. Es war die erste von vielen Begegnungen, die danach folgten, bis dann Sperber, beim letzten Gespräch mit Bergel, enttäuscht von der Haltlosigkeit seines Weltbildes und resigniert sagte: "Ich möchte einschlafen und auf dieser Welt nicht mehr aufwachen".
Ebenso beeindruckend und aufschlußreich sind die Begegnungen mit anderen jüdischen Dichtern und Schriftstellern, die einst das Land verlassen mußten – "Von den Schultern der Karpaten... Deutschschreibende jüdische Autoren aus Südosteuropa in Israel" –, wie auch mit den Bukowiner Lyrikern Moses Rosenkranz – "Unverwechselbarkeit dichterischer Sprache" – und Manfred Winkler – "Die Liebe zur deutschen Sprache" – sowie mit dem Maler, Grafiker, Essayist und Lehrer Oswald Adler – "Aus Pannonien über Afrika in die Judäische Wüste" –, der 1912 in Österreich-Ungarn als Sohn eines k.u.k.-Obersten geboren wurde. Adlers Vater sollte in den Adelstand erhoben werden, denn, so der Sohn in einem Brief an Bergel, "ihm war es an Ehren und Orden gelegen, denn er durfte des Kaisers Rock tragen".
Literaturhinweise im Anhang ergänzen den lebendig wirkenden dokumentarischen Stil des Buches, wobei, wie abschließend festgestellt wird, alle Autoren "bei näherem Hinsehen aber nicht allein Kinder ihrer Heimatprovinz Bukowina" sind, sondern gleichzeitig auch eingebunden "ins mehrschichtige Kulturengeflecht" jener südosteuropäischen Landschaften.

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