Zwei, durch mehrere, auch
biografische Publikationen ausgewiesene Autoren haben
sich hier zur Bearbeitung des Themas "Juden in Baden"
zusammengefunden eine geglückte Symbiose. Im ersten
Teil führt Hans Meissner in die Geschichte der Badener
Juden von 1800 bis 1945 ein. Nach einer historischen
Skizze der Bogen spannt sich von Kaiser Titus im 1.
Jh. n. Chr. bis Kaiser Josef II. Ende des 18. Jh. wird
auch kurz auf die jüdische Identität im Habsburgerreich
eingegangen. Es folgt eine Übersicht über die
kulturellen, wirtschaftlichen und politischen
Gegebenheiten der jüdischen Bevölkerung in Baden und
Umgebung, die getragen werden von der großen Zahl der
Kurgäste und auswärtigen Besuchern, geprägt durch die
nahe Metropole Wien. Diesem Kreis entstammen zum Teil
auch die berühmtesten Söhne der Badener jüdischen
Gemeinde wie der Nobelpreisträger Karl Landsteiner, der
Theatermann Max Reinhardt und der Journalist Hugo
Bettauer. Juden sind in der Neuzeit ab etwa 1800 in
Baden nachweisbar, die erste "Judensinagoge" stand in
der heutigen Breyergasse 3. Nach verschiedenen
Projektierungen wurde in den achtziger Jahren des 19.
Jh. die Synagoge in der Grabengasse errichtet, die sich
heute in bedenklichem Bauzustand präsentiert und um
deren Renovierung derzeit gerungen wird. Meissner hat
zum Teil erst möglich gemacht durch seine jahrelange
Mitarbeit im Badener Rollettmuseum eine Fülle von
Material zusammen getragen, dessen Darstellung durch die
reichliche Verwendung von Zitaten belebt wird. Die
Beantwortung von Fragen nach weiteren Details wird durch
die zahlreichen Anmerkungen ermöglicht. Somit ist diese
als Einführung bezeichnete etwa erste Hälfte des Buches
eine fundierte Grundlagenerstellung des Stoffes.
Der zweite Teil des Buches widmet
sich dem jüdischen Friedhof in Baden, bearbeitet vom
Hebräisten Kornelius Fleischmann. Nach einer kurzen
Darstellung der Entstehung des Friedhofes und einer
Einführung in Aufbau und Symbolik jüdischer Grabsteine
folgen hundert ausgewählte Steine im Bild mit
Beschreibungen und auch Übersetzungen der Texte.
Biografische Daten sind nach Möglichkeit aus primär
städtischen Badener Quellen recherchiert beigefügt.
Unter den Steinen ist eines der seltenen Beispiele eines
reliefierten Porträts auf einem jüdischen Friedhof am
Stein Eduard Popper (1862-1925). Daran schließen sich in
alphabetischer Reihenfolge die rund 1300 Namen
sämtlicher Beisetzungen. Eine Auflistung der Gräber nach
Nummern stellt die Verbindung zu dem dem Buch
beigelegten Lageplan her, ein problemloses "Begehen" des
Friedhofes ist damit sichergestellt. Eine mit Akribie
und Sachkenntnis erstellte Arbeit.
Baden war 1923 nach Wien und Graz mit
über 2400 Mitglieder die drittgrößte jüdische Gemeinde
Österreichs. Hier erscheint für den Zeitraum 1945
erstmals eine fundierte Bearbeitung!
Zu danken ist dem Verlag für die gediegene
Ausstattung des Buches und für die angedeutete
Bereitschaft, bei entsprechender Reaktion aus
Leserkreisen eine 2. ergänzte Auflage ins Auge zu
fassen.