Amal Rifai und Odelia Ainbinder, mit
Sylke Tempel
Eine schwierige Freundschaft in
Jerusalem
Berlin: Rowohlt 2003
174 Seiten, gebunden, 15,40 / SFR
25,80
ISBN: 3-87134-475-3
Zwei junge Frauen leben in der
gleichen Stadt, aber doch auf zwei verschiedenen
Planeten: die 1984 geborene Palästinenserin Amal Rifai
(ein Pseudonym) und die gleichaltrige Israelin Odelia
Ainbinder. Im Sommer 2000 lädt eine Schweizer
Philantropin Gruppen des Friedensprojekts Peace Child
Israel zu einem Schüleraustausch ein. Dort begegnen sich
Amal und Odelia zum ersten Mal. Die Mädchen finden
einander sympathisch, doch persönliche Missverständnisse
und der erneute Ausbruch der Intifada im September des
Jahres verhindern weitere Kontakte.
Mit Hilfe von Melisse
Lewine-Boskovitz, der Leiterin von Peace Child Israel,
stellt die Journalistin Sylke Tempel die Verbindung
zwischen den beiden wieder her.
In langen Gesprächen, Briefen und
E-Mails kommen sich die Mädchen erneut näher und
erkennen das, was sie trotz der politischen Gegensätze
miteinander verbindet. Sie möchten das gegenseitige
Misstrauen abbauen, dabei versucht jede, der Freundin
die eigene Position anhand des erlebten Alltags
begreiflich zu machen.
Odelia lernt in dieser Zeit, den
anstehenden Militärdienst mit Skepsis zu sehen: "Wenn
ich daran denke, bekomme ich Angst. Man gibt einem
Jugendlichen ein Gewehr, das nicht nur zu Übungszwecken
ist. Er könnte getötet werden und war vielleicht erst
zwanzig Jahre alt, also eigentlich immer noch ein Kind,
das keine Chance hatte, sein Leben zu leben." Sie wird
zur Armee gehen, doch würde sich weigern, Dienst in den
besetzten Gebieten zu leisten oder israelische Siedler
zu beschützen.
Amal, die eine arrangierte Ehe
unmittelbar vor sich hat, möchte eigentlich
Polizeikommissarin werden. Doch sie schreibt: "Das ist
allerdings ein Traum, der nicht wahr werden kann. Es
gibt arabische Polizisten, nämlich Palästinenser, die
die israelische Staatsbürgerschaft besitzen (...) Aber
ich bin keine israelische Staatsbürgerin, und außerdem
ist es nicht leicht für ein arabisches Mädchen, ihr
Zuhause zu verlassen und woanders zu leben, wo sie
keiner kennt und wo sie keine Verwandten hat." Als Fan
von Ally McBeal wäre sie auch gerne Juristin geworden,
doch sie besteht den Aufnahmetest nicht. Dem Rat ihrer
Mutter folgend wird sie Sonderpädagogin werden. Ihr
Verlobter wollte eigentlich Schriftsteller werden, doch
er verdient sein Geld als Bauarbeiter. Amal hat " (....)
Angst, dass er die Träume verliert, die er einmal
hatte."
Die Publizistin Viola Roggenkamp schreibt: "Man
glaubt ja zu wissen, wie schwer alles sein muß, dort
unten. Etwas davon gibt dieses Buch. Kaufen, lesen,
verschenken."