12,50(D)
ISBN 3-423-30813-3
Y.Michal Bodemann, an der Universität
von Toronto lehrender Soziologe, behandelt in zehn
Essays das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen.
Seine Thesen dazu sind manchmal widersprüchlich und auch
durchaus polemisch. So meint er im letzten Kapitel, dass
es in Deutschland zur Konstruktion eines imaginären
Judentums gekommen sei. Dieses werde vor allem in den
Medien sehr religiös, möglichst exotisch und beim
Erinnern an den Holocaust gezeigt. Dazu führt er auch
die von Deutschen bei diversen Umfragen, meist weit
überhöhten angegebenen Zahlen von in Deutschland
lebenden Juden an. Nach Ansicht von Bodemann würde sich
das reale Judentum aber nach diesen irrealen
Vorstellungen richten, in denen sich einzelne
Mitglieder, wenn auch oft widerstrebend zu " Trägern
religiöser Botschaften", " zur Erinnerungsarbeit
verpflichtet" oder zur " sichtbarsten Verkörperung des
Multikulturalismus" machen lassen.
Doch sieht er vor allem in Berlin positive
Veränderungen, durch den Zuzug zahlreicher Juden aus
Osteuropa und kommt schließlich zur "Diagnose, dass sich
das heutige deutsche Judentum zumindest in seinem
aktiven Teil zur dynamischsten jüdischen Diaspora in
Europa, ja weltweit gewandelt hat".