EIN HAUS IN JERUSALEM Evelyn
Adunka
Gerda Hoffer.
Jerusalem: Biblos Publishing 2003,
448 S., 20.40.
ISBN: 965-555-133-4
Die aus Wien gebürtige israelische Schriftstellerin
Gerda Hoffer, Tochter des Schriftstellers und Romanciers
Stefan Pollatschek, veröffentlichte nach einem Buch über
die Geschichte ihrer Familie und einem weiteren mit
Lebensbildern außergewöhnlicher jüdischer Frauen nun den
Band "Ein Haus in Jerusalem". Sie betont im Vorwort:
"Alle hier geschilderten, geschichtlichen Ereignisse
sind dokumentiert." Die Menschen "sind erfunden, aber
nicht frei erfunden. Ich habe viele solcher Menschen
kennengelernt und habe ihnen allen Worte in den Mund
gelegt, die man hier immer wieder hört."
Die im Buch beschriebenen Menschen, die alle in einem
Haus im Jerusalemer Viertel Rehavia wohnen, erleben
hautnah die wichtigsten Ereignisse der jüdischen
Geschichte. Sie erhalten aus Europa die ersten
Nachrichten über die Shoah und erleiden die
Bombardierung
Palästinas durch italienische Flugzeuge. Während des
Unabhängigkeitskrieges sagte Orna: "Ich habe ein Haus
verloren und einen Staat gewonnen." In den fünfziger
Jahren verschärften sich die Spannungen zwischen
aschkenasischen und sephardischen Juden und während der
Masseneinwanderung in den fünfziger Jahren waren alle
bemüht, "in irgend einer Weise den Neuangekommenen das
Leben zu erleichtern."
Die von Hoffer beschriebenen Charaktere
repräsentieren die Vielfalt des Judentums. Miriam zum
Beispiel wurde orthodox und zog nach Bnei Brak. Zum
ersten Mal in ihrem Leben wußte sie damit genau, was von
ihr erwartet wird: "Alles ist geordnet." Ihre Mutter
denkt sich am Weg nach Bnei Brak: "Wie froh war ihr
Vater gewesen, dass er verhindern konnte, dass seine
Tochter und Enkeltochter in den gedrückten Verhõltnissen
aufwachsen musste, die seine Jugend so beschwert hatten.
Und nun kehrte Miriam in die von ihm so gehasste
Atmosphäre freiwillig zurück."
Gerda Hoffer hat wieder ein angenehm zu lesendes und
interessantes Buch geschriebenes, in dem sie die
Erfahrungen ihres intensiv gelebten Lebens in Jerusalem
verarbeitet hat. Das Buch ist in Israel erschienen und
in der Buchhandlung Singer im Wiener jüdischen Museum
erhältlich.
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