Das vorliegende Buch ist das Ergebnis
einer mehrtägigen Tagung mit in- und ausländischen
Wissenschaftern an der Landesverteidigungsakademie in
Wien im Oktober 2001. Die meisten Beiträge gehen auch
auf dieses Symposion zurück, dem bereits eine ähnliche
Veranstaltung zum Thema Kalter Krieg einschließlich
einer Publikation (Österreich im frühen Kalten Krieg
1945-1958: Spione, Partisanen, Kriegspläne) vorausging,
die von der Kritik positiv aufgenommen wurde und sich
eine Fortsetzung dieser Reihe geradezu aufdrängte.
Damals blieb allerdings die
Ungarnkrise ausgespart, der nun eine eigene
Veranstaltung einschließlich eines Buches zum Nachlesen
gewidmet wurde. Über diese Krise an Österreichs Grenze
ist schon öfters geschrieben worden, zum einen hat sich
die Quellenlage verbessert und zum anderen waren diesmal
Ungarn und Österreicher aufgerufen, sich gemeinsam mit
den Ereignissen des Jahres 1956 wissenschaftlich
auseinanderzusetzen. Auch die sowjetische Sicht der
Intervention blieb nicht ausgespart. Leider haben die
oft dramatischen Erzählungen der militärischen
Zeitzeugen nicht Eingang in diese Publikation gefunden.
Wettgemacht wird dieses Manko allerdings durch den
"Leitartikel" des Journalisten Paul Lendvai, in dem er
u. a. auch die Entwicklungen in Ungarn aus der Sicht des
direkt Betroffenen schildert. Lendvai gibt dem Leser
aber auch eine zeitlose - Lehre mit auf den Weg,
nämlich die Erkenntnis des deutsch-amerikanischen
Politikwissenschafters Karl W. Deutsch über den
zentralen Begriff der Politik, die Macht, welche ein
Privileg sei, nicht zu lernen. Letzterer "hielt die
Macht für gefährlich, weil sie es denen, die sie
innehaben, leicht macht, blind und dumm zu bleiben.
Deshalb braucht Macht Kontrolle, Kontrolle durch eine
wissenschaftlich aufgeklärte Öffentlichkeit". Darin ist
wohl der Wert der Beschäftigung mit der Vergangenheit
und letztendlich eines solchen Buches, wie es hier
vorliegt, zu finden, das diesem Anliegen völlig gerecht
wird.