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DIE VERTREIBUNG DER DEUTSCHEN AUS DEM KARPATENRAUM

Pierre Geneé

Otto Erich Westphal

Wien: Univ. Diplomarbeit 2000

In der vorliegenden Arbeit, welche als Diplomarbeit an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien von Otto-Erich Westphal eingereicht wurde, wird das Schicksal der deutschen Minderheiten im Karpatenraum behandelt.

Die Gliederung erfolgte nach geographischen Gesichtspunkten in drei Abschnitten:

Der erste behandelt die Deutschen in Siebenbürgen, der zweite in der Karpato-Ukraine, die heute zur Ukraine zählt, und der dritte die deutschsprachigen Minderheiten in der Slowakei. Allen drei Abschnitten wird ein historischer Überblick, von den ersten Anfängen deutscher Besiedelung bis zum ersten Weltkrieg, vorangestellt.

Anschließend wird auf die komplexen politischen Veränderungen der Nachkriegszeit näher eingegangen und die Wechselwirkungen mit anderen Volksgruppen, insbesondere den Magyaren geschildert. Aufgezeigt werden auch die unterschiedlichen Strategien und politischen Ausrichtungen von Volksgruppenvertretern und -vereinen. Deren innerparteiliche Auseinandersetzungen beziehungsweise Spaltungstendenzen sind untrügliche Hinweise auf in ihren Erwartungen enttäuschte Volksgruppen, deren Vertreter den Ausgleich zwischen Anpassung und Identitätsbewußtsein nicht mehr herzustellen imstande waren.

Kulturpolitisch hervorgehoben wird auch der Einfluß der Kirchen, die einerseits chauvinistischen Tendenzen ablehnend gegenüberstanden, anderseits aber auch nach und nach der Identifikation mit den in Deutschland lebenden protestantischen Glaubensbrüdern dienten.

Das Aufkommen des Nationalsozialismus, seine innen- und außenpolitischen Erfolge, brachte eine Radikalisierung verschiedener Volksgruppenvertreter und deren Anhänger mit sich.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs standen wesentliche Grenzveränderungen im Karpaten-Raum. Auf Grund des ersten und zweiten Wiener Schiedsspruches fielen große Teile der Karpato-Ukraine und Siebenbürgens an Ungarn, Rumänien musste als Folge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes Bessarabien und große Teile der Bukowina an Sowjetrussland abtreten. Österreich, die Tschechien und Polen waren besetzt; Ungarn, Rumänien und die Slowakei kämpften an der Seite Deutschlands gegen Sowjetrussland. In diesem Zusammenhang wurden zahlreiche Volksdeutsche teils freiwillig, teils unfreiwillig in Formationen der Waffen-SS eingezogen, was zur weiteren Entfremdung von den jeweiligen Heimatländern geführt hatte.

Sehr kursorisch, aber nicht beschönigend wird das Schicksal der Roma und Juden geschildert. Dieser Aspekt der Geschichte wird in vielen Publikationen, die sich mit der Tragödie der Volksdeutschen beschäftigen, völlig ausgeblendet. Die vorliegende Arbeit hinterfrägt in diesem Zusammenhang auch die Rolle Hitlers und seiner Partei kritisch. Als Detail am Rande wird das widersprüchliche Verhalten des deutschen Botschafters in Bukarest, Manfred Killinger untersucht, welcher als Angehöriger der SA anlässlich des Röhm-Putsches nur knapp der Hinrichtung entging und nach neueren Forschungen sogar Mitglied der Widerstandsgruppe "20. Juli 1944" gewesen sein soll.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete für viele Volksdeutsche den Verlust ihrer Heimat:

"Die Siebenbürger Sachsen kamen in drei Gruppen in den Westen, 30.000 Personen kamen aus Nordsiebenbürgen, das während des Krieges zu Ungarn gehört hatte, 15.000 Personen waren Mitglieder der Waffen-SS und durften nach dem Krieg nicht mehr nach Rumänien zurück, weitere Siebenbürger kamen nach Entlassung aus der Deportation in die Sowjetunion nach Deutschland, vor allem in die DDR....Obwohl das Schicksal mit den Siebenbürger Sachsen sehr hart umgegangen war und viele Opfer zu beklagen waren, unterblieb eine kollektive Vertreibung,....Warum die Rumänien-Deutschen trotzdem nicht vertrieben wurden, ist Anlaß zu verschiedenen Spekulationen... Eine Theorie sagt aus, die Sowjet-Union hätte die Arbeitskräfte zu Zwangsarbeiten in der UdSSR benötigt... andere Vermutungen gehen in diese Richtung, Rumänien habe keine Grenzen zu Österreich und Deutschland..."

"In der Karpato-Ukraine lebten Ende Oktober 1944 noch 12.000 Deutsche,ungefähr 2000 wurden nach Deutschland evakuiert... die Sowjet-Union unternahm unter Berufung auf ihr Strafgesetz eine Umsiedlung der verbliebenen Deutschen nach... Sibirien... Deutsche Kommunisten und mit Ruthenen verwandte Deutsche durften bleiben. 2000 evakuierte Deutsche, die von den deutschen Behörden nach Sachsen und Thüringen gebracht worden waren, kamen per Schiff wieder in die UdSSR, aber nicht in ihre alte Heimat."

In der Slowakei wurden im Winter 1944/45 – noch vor Einrücken der Roten Armee –von 140.000 Deutschen 120.000 evakuiert. Gesetzliche Grundlage für die verbliebenen Deutschen und Ungarn waren die sog. Benes-Dekrete, denen auch die Alliierten zugestimmt hatten.

Die volksdeutschen Flüchtlinge wurden in den Aufnahmeländern Deutschland und Österreich wenig freundlich aufgenommen, Staatskanzler Renner bezeichnete die Sudentendeutschen und Südmährer als "deutschsprechende Tschechoslowaken, deren größter Teil aus ehemaligen Nationalsozialisten bestehen...diese Staatsfremden sollten ebenfalls wie die österreichischen Nationalsozialisten bestraft werden."

Die vorliegende Diplomarbeit basiert auf detaillierten Recherchen. Sämtliche Angaben sind durch ein ausführliches Quellenmaterial (Primärquellen, Sekundärliteratur) belegt. Grund zur Kritik könnte eventuell die Tatsache werden, dass nur wenig aus zeitgenössischen Publikationen der Volksgruppenvertreter bzw. –vereine zitiert wird, oder dass die Rolle der Volksdeutschen in der Shoah kaum thematisiert wird. Der Autor bemühte sich jedoch um Objektivität und Professionalität. In diesem Sinne wäre es erfreulich, wenn diese Diplomarbeit auch in Buchform erscheinen und auf diesem Wege möglichst viele Leser erreichen könnte!

 1 . Die Donauschwaben des Banates, die außerhalb des Karpatengebietes wohnhaft waren, sind teilweise mitberücksichtigt.

 2 . Wörtlich zitiert aus vorliegender Diplomarbeit

 

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