Claus Stephani
Hans Peter Althaus
Chuzpe, Schmues & Tacheles.
Jiddische Wortgeschichten.
München: Verlag C.H. Beck 2004
176 Seiten, Euro 9,90.
ISBN 3-406-51065-5
"Wer den jiddischen Wörtern im
Deutschen nachspüren will, muß sie in der Fülle des
deutschen Wortschatzes erst einmal auffinden", heißt es
in der Einführung zum vorliegenden Band, der seit kurzem
als Originalausgabe in der "Beckschen Reihe" vorliegt.
Denn heutzutage ist das Wissen um diese immer noch
gebräuchlichen und verbreiteten Ausdrücke nicht mehr so
lebendig wie einst Wörter wie "Bonum", "Macke",
"Pleite", "Zocker", "Schlamassel", "Stuss", "betucht",
"schofel", "mies" usw. werden kaum noch als Schöpfungen
jiddischer Herkunft erkannt.
Um dieses "Auffinden" jiddischer
Wörter und um die Erklärung ihrer Geschichte hat sich
Hans Peter Althaus nun besonders verdient gemacht, denn
er erläutert, leicht verständlich, was diese Wörter
einst im Jiddischen bedeuteten, welchen Sinn und
Nebensinn man oft aus ihnen heraushörte und wie sie im
Laufe der Zeit Eingang in die deutsche Sprache gefunden
haben, wobei immer wieder Polemik und Diffamierung, doch
auch überlegener Witz und feine Ironie sichtbar werden.
Jiddische Wörter sind im heutigen
Sprachgebrauch "ein kleiner, aber sehr farbiger und
wirkungsmächtiger Bestandteil"; sie kommen in den Medien
und in der Öffentlichkeit so häufig vor, dass gewisse
Ausdrücke, wie z.B. "Zoff", "Reibach" oder "Tacheles"
schon in mancher Hinsicht als "Kennwörter der Epoche"
bezeichnet werden können. Althaus versucht nun, in
seinem Buch auch den einzigartigen sozial- und
kulturgeschichtlichen Hintergrund von über hundert
jiddischen Wörtern und Redewendungen zu erhellen, und so
erfährt der Leser, dass sogar ein Schriftsteller wie
Gottfried August Bürger Wörter jiddischer Herkunft zu
seinen "Lieblingsausdrücken" erhob, während Karl Kraus
mit Jiddismen "in einer Art Hassliebe verbunden" war.
Die Wortgeschichten sind in neun
thematische Kapitel gegliedert, wobei der "einzigartigen
gefühlsbetonten" Vokabel "nebbich" ein eigenes Kapitel
gewidmet ist. Ausführliche Anmerkungen im Anhang, ein
reiches Literaturverzeichnis sowie ein alphabetisches
Register verleihen dieser unterhaltsamen und
lesenswerten Publikation auch einen wissenschaftlichen
Rahmen.