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IM JIDDISCHEN DAHEIM

Claus Stephani

 

Josef Burg

Sterne altern nicht. Ausgewählte Erzählungen.

Aus dem Jiddischen von Armin Eidherr.

Winsen/Luhe: Hans Boldt Literaturverlag 2004.

100 Seiten, Euro 14,60.

ISBN 3-928788-45-0

Am 30. Mai 2004 beging einer der letzten, europaweit bekannten jiddischen Schriftsteller seinen 92. Geburtstag: Josef Burg, der heute immer noch in Czernowitz (Cernivzy) lebt. Geboren wurde er einst in dem damals vorwiegend jüdischen Marktflecken Wischnitz (Vijnita) am Tscheremousch. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließ er seine bukowinische Heimat nicht – wie viele andere bekannte deutschschreibende Dichter, z.B. Paul Celan und Alfred Kittner –, und so wurde er "ein jüdischer Sowjetbürger", um dann weiterhin im ehemaligen "Klein-Wien des Ostens", wie die Hauptstadt der Bukowina bis 1918 auch hieß, schriftstellerisch und journalistisch tätig zu sein.

Es ist ein besonderes Verdienst des Verlegers Hans Boldt, dass dieser Erzählband nun in deutscher Übersetzung vorliegt, und, wie der Herausgeber in einer kurzen Einführung schreibt, Erzählungen vereint, die bisher noch nicht in deutscher Sprache erschienen sind. Sie enthalten, wie auch seine bisherigen Prosatexte, "alle Burgschen Themen: Überlieferungen aus alter Zeit, der Glaube, das jüdische Leben in der Bukowina am Rande der Karpaten vor dem Zweiten Weltkrieg, das Schicksal der Juden während des Zweiten Weltkrieges und danach, aber auch die jiddische Sprache und Kultur". Hinzu kommen noch die Erinnerungen an seine Mutter und Erlebnisse aus der Zeit des Faschismus.

Die Vorfahren Josef Burgs waren einst Flößer und Handwerker gewesen, sie lebten seit Generationen "in Würde und Armut", in jenem Schtetl Wischnitz, das es heute nicht mehr gibt, da die jüdische Bevölkerung von den deutschen Truppen vernichtet wurde. Zurückgeblieben ist nur noch das liebliche Tal mit den hellen Flußauen, zurückgeblieben ist aber auch die Erinnerung Josef Burgs – eine Erinnerung, in der er, wie viele ältere Ostjuden, nun beheimatet ist. Und so wurde in den letzten Jahrzehnten sein Werk zum Denkmal, errichtet in Liebe, "gesetzt gegen das Vergessen, den Toten wie ein Stein aufs Grab gelegt", wie er 1992 in einem Gespräch mit dem Verfasser dieser Zeilen sagte.

"Ich bin in Czernowitz, einem einstigen geistigen Zentrum des Ostjudentums der einzige jiddische Schriftsteller, doch ich hoffe, nicht der letzte gewesen zu sein...", meinte damals Josef Burg, und fügte noch hinzu: "Denn dos lebn gejt wajtr!" Dieser Optimismus des Altmeisters, des stillen jiddischen "Schrajber", zieht sich wie ein feiner unsichtbarer Faden durch sein gesamtes Werk, denn, so Burg, "Jiddisch, diese Sprache voll Klang, Humor und Geist, diese Weltsprache des Judentums, ist noch lebendig: sie wird noch überall... von Paris bis Johannesburg und New York, gesprochen. Jeder jiddische Satz aber ist ein Ruf gegen das Vergessen." So auch vorliegendes Buch, das uns zum Jubiläum des Autors – im Jahr 70 seit seinem literarischen Debüt –in einer vorzüglichen deutschen Übersetzung und ansprechenden grafischen Gestaltung erreicht hat.

Im selben Verlag erschien außerdem unter dem Titel "Irrfahrten – ein ostjüdisches Leben" ein Interview, das Michael Martens 1999 mit Josef Burg in Czernowitz führte. Darauf sei hier, als ergänzende Lektüre, hingewiesen.

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