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Im Winter werden die Tage länger

Monika Kaczek

Wie ich Auschwitz überlebte
Joseph Bialot
Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn

Originaltitel: C’est en hiver que les jours rallongent
München: Wilhelm Goldmann 2004
253 Seiten, kartoniert
Euro 9,20 [A] / 8,90 [D]
ISBN 3-442-15250-X

Joseph Bialot wird am 10. August 1923 in Warschau geboren. Sieben Jahre später flieht er mit seiner Familie nach Frankreich. Beim Einmarsch der Deutschen Truppen schließt er sich unter falschem Namen der Kommunistischen Partei Frankreichs an und seine Flucht beginnt: von Bordeaux in die Pyrenäen, dann nach Lyon und Grenoble, wo er 1944 mit gefälschten Papieren festgenommen wird. Einen Tag nach seinem 21. Geburtstag erfolgt die Deportation nach Auschwitz-Birkenau. Bialot überlebt das Konzentrationslager.

Am 27. Jänner 1945 befreien Soldaten der Roten Armee die Häftlinge. "Jeden Winter überfällt es mich erneut. Jeden Januar durchlebe ich wieder die wahnwitzige Geschichte der Befreiung von Auschwitz. Das Lager war von einer Schneedecke überzogen, die ihm ein makelloses und unbeflecktes Aussehen verlieh; draußen frühlingshafter Sonnenschein, trotz der Eiseskälte, bei der die Sola, ein Nebenfluss der Weichsel, der am Lager vorbeifloss, zugefroren war. Samstag, den 27. Januar 1945, war es so weit, dass die Tage für mich und die kleine Gruppe von Leichen mit Galgenfrist, die zufällig zurückgeblieben waren, wieder länger wurden." (Joseph Bialot im Vorwort) Nach seiner Rückkehr nach Frankreich verfasst Bialot zahlreiche Kriminalromane. Doch erst Jahrzehnte nach seiner Befreiung findet er die Kraft, über Auschwitz zu schreiben.

Das Buch diente dem französischen Filmemacher François Chayé als Vorlage zu seinem gleichnamigen Film. "Chayés Film zeichnet ein Porträt von erschütternder Intensität. Die Worte Joseph Bialots, die der Schauspieler Jacques Bonnaffé verliest, legen Zeugnis ab von dem Grauen des Lageralltags und von der Erinnerungsarbeit eines einzelnen Überlebenden. So entstand ein einzigartiges Dokument, das den Opfern gedenkt und die immer wiederkehrenden Erinnerungen der Überlebenden, auch sechzig Jahre danach, verdeutlicht." (http://www.arte-tv.com - 27. Jänner 2005)

In einer klaren und prägnanten Sprache beschreibt Bialot sein Überleben und sein Leben damit. "Ich hasse das berühmte ‘Verzeih, auch wenn du nicht vergisst’, diese Pfadfindermentalität, die Pseudogroßzügigkeit, die manche erfunden haben und die in den Ohren schmerzt. Um zu verzeihen, muss man zuerst vergessen. Aber diejenigen, die im Lager gewesen sind, kehren Nacht für Nacht dorthin zurück. Was verzeihen? Den Tod der Kinder? Der Alten? Der Frauen? (...) Der Menschen, die meinten, sie hätten das Recht zu lieben und die Welt so zu sehen, wie es ihnen gefällt?"

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