Die
jüdische Gemeinde Wiener Neustadt Thomas
Schmidinger
Werner Sulzgruber:
Die jüdische Gemeinde Wiener Neustadt
Von ihren Anfängen bis zu ihrer Zerstörung
ISBN: 385476-163-5
Mandelbaum Verlag
Wien, 2005
Preis: 24,90 Euro
Erstmals ist mit dem Buch von Werner Sulzgruber eine
umfangreiche Darstellung der bis zur Vertreibung und
Ermordung der jüdischen Bevölkerung zweitgrößten
jüdischen Gemeinde Niederösterreichs erschienen. In
Wiener Neustadt lebten zum Zeitpunkt der
nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich 646
Mitglieder der israelitischen Kultusgemeinde, einer
Gemeinde mit einer eigenen Synagoge, einem Bethaus und
einem eigenen Friedhof, von denen 231 Menschen
unmittelbar nach dem Anschluss vertrieben wurden. Die
verbliebene jüdische Bevölkerung wanderte in den
folgenden Monaten, insbesondere nach dem Novemberpogrom
aus oder wurde vorerst nach Wien vertrieben und
schließlich von dort erneut vertrieben oder in den
Vernichtungslagern des Deutschen Reiches ermordet.
Im Gegensatz zur jüdischen Gemeinde in Baden, die nach
1945 wieder mühsam zum Leben erweckt werden konnte und
die seit heuer wieder über eine restaurierte Synagoge
verfügt, wurde die Israelitische Kultusgemeinde Wiener
Neustadt nach 1945 nicht wiederbegründet. Die wenigen
Überlebenden Juden aus Wiener Neustadt leben heute
überwiegend in Israel und den USA. Werner Sulzgruber hat
neben einer umfangreichen Arbeit mit vorhandenen
schriftlichen Quellen auch Interviews mit 17
überlebenden Zeitzeugen geführt um seine historische
Arbeit auch mit Schilderungen des Alltagslebens der
Wiener Neustädter Juden zu bereichern.
Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt damit auch in der
Verfolgung der jüdischen Bevölkerung nach der
Machtübernahme der Nationalsozialisten und in den damit
verbundenen Arisierungen. Allerdings geht es in seinem
Buch nicht nur um den Antisemitismus und die Vernichtung
der jüdischen Gemeinde in Wiener Neustadt. Vielmehr ist
sein Buch eine umfassende Gesamtdarstellung der
Gemeinde, die auch die Geschichte vom 13. Jahrhundert
bis in die Erste Republik umfasst. Er zeigt damit auch
auf welche Gemeinde hier vernichtet wurde und leistet
damit nicht nur einen wichtigen Beitrag für die
Geschichtsschreibung über die Vertreibung und
Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Österreichs,
sondern auch ein wichtiges Stück Regionalgeschichte für
Niederösterreich
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