http://david.juden.at  
 
 

unterstützt von:


 

Geschichten aus Czernowitz und Israel

Evelyn Adunka

Zeitzeugin sein. Geschichten aus Czernowitz und Israel. Von Sidi Gross. Hg. von Erhard Roy Wiehn. Konstanz: Hartung Gorre Verlag 2005,
108 S., € 14.80
ISBN 3-86628-016-5

Sidi Gross wurde als Tochter eines Gerichtsbeamten 1921 in Czernowitz geboren. Sie absolvierte eine Lehre in einem Goldschmiedebetrieb und überlebte die Shoah in Transnistrien und in Czernowitz. Seit 1950 lebt Sidi Gross in Israel, wo sie in Tel Aviv mit ihrem 1986 verstorbenen Mann Berthold einen Laden für antiken Schmuck führte.

Ihre Geschichten aus Czernowitz erinnern voll Trauer an die in der Shoah ermordeten Verwandten und Freunde und erzählen auch von der Toleranz im Zusammenleben mit den nichtjüdischen Nachbarn. Als zum Beispiel die Nachbarsfamilie im Hof ein Schwein schlachtete fragte sich Sidi Gross: „Die Frage, die ich mir heute noch stelle, ist: Wie konnte mein Vater, der jeden Morgen den Tallit, den Gebetsschal, umlegte und inbrünstig betete, der einen koscheren Haushalt führte, es mit ansehen und überhaupt gestatten, daß Frau Strobl vor unserer Nase die Schlachtung vornehmen ließ? Ich denke, die Antwort kann nur ‘Toleranz’ lauten, auch weil er wußte, daß sie in sehr bescheidenen Verhältnissen lebte und über den Winter sonst nichts zu essen gehabt hätte."

Besonders berührend ist die Geschichte von Anna, dem nichtjüdischen Hausmädchen der Familie, die mit besonderem Eifer die nichtjüdischen Bräuche und Traditionen befolgte.

Mit sanfter Ironie schreibt sie über Paul Celan: „Jede Czernowitzerin und jeder Czernowitzer will ihn gekannt haben, war sein guter Freund, sein Mitschüler, sein Verwandter, und die damals jungen Mädchen wollen alle seine Freundinnen gewesen sein. Ich gehörte nicht zu diesen ..."

In ihren Geschichten aus Israel ist ihre Verbundenheit mit dem Land spürbar, denn: „Heute ist Israel ein moderner Staat mit Errungenschaften auf allen Gebieten, auf die wir stolz sein können."

Die im vorliegenden Band gesammelten Geschichten erschienen zuerst in der Wiener Zeitschrift „Zwischenwelt", in der Tel Aviver Tageszeitung „Israel Nachrichten" und in dem von Cécile Cordon und Helmut Kusdat herausgegebenen Buch über Czernowitz und die Bukowina „An der Zeiten Ränder". Die Autorin, die 1995 auch ein Buch über ihren berühmten Onkel General Manfred Stern veröffentlichte, arbeitet bereits am zweiten Band.

Zurück

 
 
webmaster@david.juden.at

Unterstützt von haGalil.com
haGalil onLine