Felix SCHNEIDER
Günter Kunert
Göttingen: Wallstein 2006
105 Seiten, gebunden. Mit 13 Zeichnungen des Autors
Euro 18.-
ISBN-13 978-3-8353-0043-9
Der deutsche Schriftsteller und
Lyriker Günter Kunert hat einen neuen Gedichtband
herausgegeben. Ein Novum: er hat das Büchlein
eigenhändig illustriert – was auch erklärt, dass das
Buch nicht wie gewohnt bei Hanser, sondern diesmal im
Wallstein-Verlag erschien.
Günter Kunert, 1929 in Berlin
geboren, 1977 aus der ehemaligen DDR emigriert, hat sich
als einer der vielseitigsten Schriftsteller des
deutschen Sprachraumes seit langem profiliert. Mit
seinem neuen Band „Der alte Mann spricht mit seiner
Seele" beschreibt er die oft nüchterne und wenig Trost
spendende Welt eines Mannes, der sein stetiges, nicht
aufzuhaltendes Verblühen beobachtet. Die Lektüre ist
bedrückend, doch gleichsam von seltsamer Faszination.
Das Wissen um das Unausweichliche diktiert den Rhythmus
eines Bandes, der unter dem Titel „dokumentierte
Einsamkeit" wohl am besten subsumiert werden könnte.
Aufgelockert werden die Gedichtreigen durch die vom
Autor eigens hinzugefügten Bleistiftzeichnungen nicht –
und dies war wohl auch nie Intention. Im Gegenteil. Das
Morbide frisst sich auch hier einen, wie es scheinen
mag, stetig nach unten führenden Pfad durch das Buch.
Günter Kunerts neuer Band ist nichts
für den wohligen „Fünf-Uhr-Tee der Seele". Und trotzdem:
Das fortgesetzte Zwiegespräch mit dem Tod wie auch mit
Gott schafft eine Aura der Selbstreminiszenz, der man
sich schwer entziehen kann und will. Ein Buch für
nachdenkliche Stunden.