http://david.juden.at  
 
 

unterstützt von:


 

Das Bild des Juden

Johanna Kerschner

Claus Stephani: Das Bild des Juden in der modernen Malerei
Bukarest: Hasefer Verlag 2005
Hardcover, 127 Seiten, 56 ganzseitige Tafeln
Euro 18,00.-
ISBN 973-630-091-9

Die Thematik dieses Bildbandes ist weiter gespannt, als der Titel ankündigt. Denn der in München lebende Kunsthistoriker, Ethnologe und Schriftsteller beginnt seine Untersuchungen zum sogenannten „Bilderverbot" mit dem 6 Jh. v.u.Z. Damals gab es bereits zwölf Tierplastiken im Vorhof des Salomonischen Tempels. Und auch der erste namentlich bekannte Künstler jener Zeit, Bezalel ben Uri, der am Hof König Davids wirkte, war als Bildhauer, Formgestalter (Designer) und Kunsthandwerker vielseitig tätig.

Somit handelt es sich, wie der Autor anhand der Mischna und anderer rabbinischer Schriften zeigt, nicht um ein Verbot schlechthin. Denn untersagt waren eigentlich nur Plastiken und Flachreliefs, die zum „Götzendienst" hätten führen können. Zweidimensionale Darstellungen von Menschen und Tieren hingegen, wie man sie in der späteren Synagogenkunst, der mittelalterlichen Buchmalerei und -grafik sehen kann, waren erlaubt.

Die ältesten und berühmtesten Fresken des Judentums, auf denen zahlreiche menschliche Gestalten, von Moses bis König David, zu sehen sind, stammen aus dem 3. Jh. u.Z. Sie wurden 1921 in der ehemaligen Synagoge von Dura Europos (heute Es-Salahije, Syrien) freigelegt. Es ist eine beeindruckend reiche Galerie von lebendig wirkenden Bildnissen und Figuren, die durch einen glücklichen Zufall die Jahrtausende überdauert hat.

Der thematische Bogen des Buches spannt sich dann – anhand berühmter Beispiele von bekannten Künstlern, die eben auch Bildnisse jüdischer Menschen schufen – über das Mittelalter hinweg bis zu Dirk Bouts, Hieronymus Bosch, Rembrandt, Hartmann Schedel u.a. Im 19. Jhd. beginnt schließlich mit Moritz Daniel Oppenheim in Frankfurt/Main eine neue richtungweisende Ära. Denn dieser geniale, empfindsame Künstler schuf zum erstenmal eine Reihe von Genrebildern aus dem deutsch-jüdischen Alltag und dem Familienleben. Er gilt als eine Säule der modernen jüdischen Malerei.

In der internationalen Suite von Malern und Grafikern, die danach, besonders im 20. Jhd., Menschen und Szenen aus der vielfältigen Welt des Judentums darstellten, stehen dann Namen wie Marc Chagall, Hermann Struck. Ephraim Moses Lilien, Jankel Adler, Felix Nussbaum, Victor Brauner, Anatoli Kaplan u.a. Ihr Beitrag zur Kunst des 20. Jhd. wird vom Autor ausführlich untersucht und gewürdigt.

Dabei geht Claus Stephani immer wieder auf die zwei primären Fragen ein, die er als Kunsthistoriker und Judaist sachkundig beantwortet und kommentiert: Wie ist die bildende Kunst des Judentums entstanden und welche sind ihre herausragenden Gestalter? Wichtige Bereiche eines weiten Themenkreises werden so – auch anhand von bekannten Bildbeispielen aus 2000 Jahren – sichtbar und verständlich gemacht.

Zurück

 
 
webmaster@david.juden.at

Unterstützt von haGalil.com
haGalil onLine