Evelyn Adunka
Mark H. Gelber (ed.): Stefan Zweig
Reconsidered
New Perspectives on his Literary and Biographical
Writings
Tübingen: Niemeyer Verlag 2007
225 Seiten, Euro 62,-
ISBN 978-3-484-65162-3
Der vorliegende, auf einer
internationalen israelischen Konferenz zu Stefan Zweig
basierende Sammelband enthält 14 Beiträge mit neuen
Interpretationen seines Werkes. Sieben Beiträge sind in
englischer, sechs in deutscher und einer in
französischer Sprache verfasst.
Neben literaturwissenschaftlichen
Interpretationen - unter denen Hanni Mittelmanns Analyse
des Themas der Assimilation in Zweigs Novellen
hervorzuheben ist - enthält der Band unter anderem
Beiträge über Zweigs ambivalente Haltung zur Politik
(von Gert Kerschbaumer) und über seine Beziehung zum
Christentum (von Michel Reffet).
Mark H. Gelber von der Ben Gurion
Universität in Beer Sheva analysiert Zweigs Nachrufe auf
die österreichischen Autoren Karl Emil Franzos, Jakob
Julius David, Theodor Herzl, Hugo von Hofmannsthal und
Rainer Maria Rilke, und revidiert damit das in der
bisherigen Literatur vorherrschende, besonders von Harry
Zohn vertretene Bild von Zweigs Todessehnsucht.
Vivian Liska von der Universität
Antwerpen untersucht die Gründe für Zweigs
Unbeliebtheit, ja Verhasstheit unter seinen Kollegen:
„Zweig was called ‚mediocre‘ by Musil and Hofmannsthal,
‚inferior‘ by Thomas Mann and ‚second rate‘ by Klaus
Mann and Hesse," wozu noch die zahlreichen, von Liska
analysierten verächtlichmachenden Äußerungen von Karl
Kraus kamen. Zweig wurde immer wieder „selfishness,
cowardice, and lack of solidarity" vorgeworfen, worauf
Liska mit den Argumenten entgegnet: „In explaining his
reluctance to take political action Zweig consistently
invoked values deriving from his liberal humanist creed:
freedom, dignity, and a universalist ethos that
prevented him from joining warring parties or taking
sides for what he perceived to be particularist cause.
Even where he argues against the participation of Jews
in the public world for their own benefit, his reasons
were linked to humanist universals."