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Kontrolle der Geheimdienste

Thomas Pankratz

Wolbert K. Smidt, Ulrike Poppe, Wolfgang Krieger, Helmut Müller-Enbergs (Hg.): Geheimhaltung und Transparenz. Demokratische Kontrolle der Geheimdienste im internationalen Vergleich,
Berlin: Lit-Verlag 2007
365 Seiten, 29,90 Euro
ISBN: 3-8258-8983-1

Vor allem im Rahmen der Bekämpfung des internationalen Terrorismus und der Eindämmung der Proliferation von Massenvernichtungswaffen wurden und werden Nachrichten- und Geheimdienste mit immer mehr Aufgaben und auch Befugnissen ausgestattet. Mit den Befugnissen steigt unweigerlich auch die Möglichkeit, legitimiert wie auch unlegitimiert in die Grund- und Freiheitsrechte der Bürger, deren Schutz ihre Hauptaufgabe ist, einzugreifen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es steigt nicht nur die Bedeutung der Dienste, sondern es kommt auch zu einem Machtzuwachs. Dieser Machtzuwachs ist, auch unter dem Axiom der Notwendigkeit von Nachrichtendiensten, insbesondere hinsichtlich des an sich problematischen Verhältnisses von Transparenz der offenen und demokratischen Gesellschaft auf der einen und der zum Teil klandestinen Arbeitsweise der Dienste auf der anderen Seite, mehr als kritisch zu hinterfragen.

Mit dem Zuwachs an Befugnissen und Macht, steigt zudem auch die Möglichkeit und die Wahrscheinlichkeit des Fehlverhaltens bzw. Missbrauchs der Dienste. Umso wichtiger und zwingender ist daher auch die demokratische Kontrolle der Dienste. Die Kontrolle von Nachrichtendiensten in demokratischen Rechtsstaaten bewegt sich vor allem auf fünf Ebenen: Der Eigenkontrolle der Dienste, der Kontrolle durch die Exekutive, der justiziellen Kontrolle, der Kontrolle durch das Parlament sowie der Kontrolle durch die Zivilgesellschaft, hier insbesondere der Medien.

Eingeleitet von Wolfgang Krieger, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Marburg, zum Thema der historischen Entwicklung der Kontrolle von Geheimdiensten, werden im vorliegenden Sammelband, im übrigen erster Band der Reihe Geheimdienste und Demokratie des 2003 gegründeten „Gesprächskreis Nachrichtendienste in Deutschland e.V." (GKND), die verschiedenen Kontrollsysteme in zehn Staaten mit Schwerpunkt Deutschland (neben Großbritannien, Niederlande, Spanien, Russland, Ukraine, Tschechische Republik, Rumänien, USA, Israel) dargestellt. Es folgen ein Beitrag zur Kontrolle durch die Medien als Teil der Zivilgesellschaft sowie Analysen zum Vergleich von Systemen parlamentarischer Kontrolle, des spezifischen Wissens von Nachrichtendiensten („Das Wissen über den Feind") sowie zu Kontrollesystemen von Auslandsnachrichtendiensten in ausgewählten Staaten.

Die Herausgeber haben sich das Ziel gesetzt, nicht nur eine komparative Darstellung der verschiedenen Kontrollsysteme zu präsentieren, sondern auch die Frage zu erörtern, in wie weit diese verschiedenen Systeme geeignet sind, trotz des besonderen Charakters der Dienste Transparenz und Vertrauen zu fördern. Einleitend wird betont, dass keine endgültige Antwort gefunden werden konnte und der Band als Zwischenbilanz zu sehen ist. Es ist dies weder die Schuld der Herausgeber noch der Autoren, sondern liegt in der Natur der Nachrichtendienste. Den Herausgebern ist zu danken, sich dieses heiklen und notwendigen Themas angenommen haben und die Diskussion über Notwendigkeit von Geheimdiensten an sich und im besonderen der Möglichkeiten und Grenzen der Kontrolle der Dienste über den akademischen Kreis hinaus in die Zivilgesellschaft getragen zu haben. Es ist eine Diskussion, die von viel Unwissen, Misstrauen gegenüber und Furcht vor den Diensten gekennzeichnet ist. Der vorliegende Band gibt einen sehr guten Einblick in das schwierige Spannungsverhältnis von Geheimhaltung und Transparenz, nicht zuletzt deswegen, da zu den Autoren nicht nur Akademiker, Journalisten und Politiker sondern auch Praktiker aus dem nachrichtendienstlichen Milieu gehören.

Kurzum: Ein Buch, welches nicht geheim bleiben darf.

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