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Guerillakrieg

Thomas Pankratz

Ernst F. König, Dietmar Schlössler, Albert A. Stahel (Hg): Widerstand der Besiegten – Guerillakrieg oder Knechtschaft. Von der Antike bis zu Al-Kaida,
Zürich: vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich 2006, 212 Seiten; einige sw-Abbildungen; 28,50 Euro
ISBN: 3-7281-3045-1,

Als Guerillakrieg sind militärische oder paramilitärische Operationen in einem vom Feind besetztem Gebiet oder auf feindlichem Territorium, welche von irregulären Kräften durchgeführt werden, zu verstehen. Auch wenn es auf dem ersten Blick und hinsichtlich der Lage im Irak, in Afghanistan oder ins letzte Jahrhundert blickend (z.B. der Partisanenkrieg im von Deutschland besetzten Jugoslawien, Vietnam) den Anschein hat, dass diese Form der Kriegführung neu ist, lässt das vorliegende Buch durch den Untertitel „Von der Antike bis zu Al-Kaida" gleich zu Beginn vermuten, dass dies nicht der Realität entspricht.

Das von Albert A. Stahel, Professor an der Universität Zürich, in der Reihe Strategie und Konfliktforschung gemeinsam mit Ernst F. König und Dietmar Schlössler herausgegebene Buch „Widerstand der Besiegten – Guerillakrieg oder Knechtschaft" analysiert verschiedene Konzeptionen und Strategien dieser Art der asymmetrischen Kriegführung. Gleich im ersten Abschnitt wird durch einen historischen Rückblick, beginnend bei Josephus Flavius` Schilderung des Jüdischen Krieges über die Indianerkriege bis hin zu Guerilla- und Kolonialkriegen im 18. und 19. Jahrhundert aufgezeigt, dass in der Geschichte diese Form der unkonventionellen Kriegführung nicht neu ist. In den folgenden Kapiteln werden verschiedene Formen des Guerillakrieges an Hand von deren ideologischen und zum Teil unorthodoxen Vordenker geschildert. Carl von Clausewitz, Engels und Lenin finden sich hier ebenso wieder wie Mao Zsedong, Lawrence von Arabien, Josip Tito, Georgios Grivas, Vo Nguyen Giap, Che Guevara, Carlos Marighella, Hans von Dach sowie Ahmad Shah Massud.

Im Schlusskapitel wird die gegenwärtigen Situation in Afghanistan und im Irak sowie die Strategie der Al-Kaida analysiert. Grundsätzlich ist aus diesen Analysen abzuleiten, dass der Guerillakrieg nicht nur aktueller denn je erscheint, sondern auch das Kriegsbild der Zukunft wesentlich mitbestimmen dürfte. Das Terrornetzwerk Al-Kaida wird hier eine herausragende Rolle spielen, denn diese, so Professor Stahel, führe keinen regional begrenzten, sondern einen globalen Guerillakrieg gegen die USA und den Westen. Der Autor geht weiters davon aus, dass seit Beginn der 1990er Jahre bis zu 100.000 gläubige Moslems in der Technik der unkonventionellen Kriegführung unterrichtet worden seien. Angesichts dieses Faktums kommt er zu dem Schluss, dass dies Auswirkungen auf die internationale Politik haben werde, die nicht unterschätzt werden dürften.

Durch den methodisch sehr übersichtlichen Aufbau des vorliegenden Buches wird nicht nur ein exzellenter und fassbarer Überblick über, sondern auch ein tiefer Einblick in das Phänomen Guerillakrieg in seinen verschiedensten Facetten gegeben. Leider verzichten die Herausgeber auf eine einführende Einleitung, wodurch die Abgrenzung von Guerilla- bzw. Partisanenkrieg zum Phänomen Terrorismus ebenso offen bleibt, wie eine Erklärung, nach welchen Kriterien die Fallbeispiele ausgewählt wurden. Trotz dieser Tatsachen trägt der vorliegende Band alle Voraussetzungen in sich, zu einem Standardwerk zur Thematik Guerillakrieg zu werden.

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