Josef Joffe/ Dirk Maxeiner/ Michael
Miersch/ Henryk M. Broder: Schöner Denken. Wie man
politisch unkorrekt ist. München/Zürich: Piper 2007.
179 Seiten, Euro 15,40.-
ISBN 978-3-492-05016-6
„Wer die Dinge benennt, gewinnt Macht
über sie und die Menschen" (S.8) – und nach Meinung der
Verfasser des anzuzeigenden Bandes hat sich die
„politische Korrektheit" wie ein Schleier über viele
Diskussionen gelegt und verhindert so die klare und
präzise Benennung von Problemen. Damit kann man sich
natürlich auf verschiedene Art und Weise auseinander
setzen. Die Autoren haben Ironie und Sarkasmus gewählt,
um die „politisch korrekte" Bedeutung von zahlreichen
Begriffen zu „dekonstruieren" (S.11). In seiner
Einleitung meint Josef Joffe, das vermutlich bekannteste
Mitglied des kräftig gegen den „politisch korrekten"
Strich bürstenden Autorenquartetts, dass das Buch „ernst
genommen werden will, aber nicht ganz ernsthaft ist"
(S.7). Trotz dieses Vorbehalts war natürlich abzusehen,
dass eine derartige Veröffentlichung die Leserschaft
polarisieren würde.
Ein nicht unerheblicher Teil der
alphabetisch, von „Aberglauben" bis „Z-z-z-z",
abgehandelten Stichwörter behandelt jüdische und
israelische Themen. Unter dem Stichwort „Juden" heißt es
in Persiflierung des „politisch korrekten" mainstream,
dass man „die bösen Juden … Zionisten" nenne. Unter
„Juden, tote" liest man: „Juden, die noch leben und am
Leben bleiben wollen, werden … regelmäßig ermahnt, für
die Verzweiflung palästinensischer Terroristen
Verständnis zu haben, die sich in voll besetzten Bussen
und Cafés in die Luft sprengen müssen, weil sie keinen
eigenen Staat haben" (S.89). „Antisemitismus" wird
definiert als „Philosemitismus, der in sein Gegenteil
umschlägt, wenn die Juden, zumal die Israelis, sich
nicht so verhalten wie ‚Nathan der Weise’." (S.22). Die
„politisch korrekte" Position zum „Zionismus"
demonstriert Joffe wie folgt: „Imperialistische
Unterdrückungspolitik, mit der fünf Millionen Hebräer
unter dem blauen Davidstern 1,2 Milliarden Muslimen ihre
Würde rauben" (S.170). Und „Antizionismus" wird als
„Antisemitismus der cleveren Kerle" dechiffriert (S.22).
Über den Begriff „sinnloser Krieg" macht sich Michael
Miersch u.a. wie folgt lustig: „Die Israelis sind
beharrlich der Meinung, dass es richtig war, durch
Kriege die Existenz ihres Landes zu retten" (S.136f).
„Israel" selbst ist – etwas überraschend – kein
Stichwort. Dirk Maxeiners Überlegungen zu den „Ursachen
des Terrors" sind erheblich überzeugender als „politisch
korrekte" Positionen, gegen die er sich wendet („Armut
erzeugt Terror" – als ob Osama bin Laden in
Flüchtlingslagern aufgewachsen wäre und nicht in
saudischen Millionärskreisen). An ihrer Haltung zum
Islamismus lassen die Autoren keinen Zweifel – er
„verbirgt sich nicht hinter humanen Idealen und
mitfühlender Prosa, wie es die Kommunisten taten. Seine
Anhänger reden Klartext wie die Nazis" (S.169).
Insgesamt: Ein kurzweiliger Band mit
humorvollen Texten über ernste und eminent bedeutende
Themen. Allerdings hat sich ein eindeutiger faktischer
Fehler eingeschlichen: Die Russen haben nicht Saddam
Hussein (S.35), sondern dem Iran das Kernkraftwerk
Busheer gebaut bzw. bauen nach wie vor daran. Russland
kommt davon abgesehen in dem Buch nicht vor – als ob es
keine „politisch korrekten" Vorurteile dazu gäbe.