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Ein wunderbares Buch
zwischen Lachen und Weinen
Winfried Stanzick
Minka Pradelski: Und da kam Frau
Kugelmann. Frankfurt: Frankfurter Verlagsanstalt 2005.
254 Seiten, Euro 20,50.-
ISBN: 978-3-627-00123-0
Minka Pradelski, selbst Kind
Überlebender, hat einen berührenden, aber auch
humorvollen Roman geschrieben über eine fast vergessene
Zeit - die Zeit, als das jüdische Leben in den
polnischen Kleinstädten noch blühte. Sie lässt Menschen
und Schicksale wiederauferstehen, die über Jahrzehnte
vergessen waren. Denn sie hat es wohl am eigenen Leben
erfahren: Die Eltern erzählten als Überlebende ihren
Kinder nicht nur kaum etwas über die Schrecken der Lager
und der Verfolgung, sie schwiegen gegenüber der nächsten
Generation auch über das Leben „davor", um sie nicht mit
Gedanken an Tod und Verlust zu belasten. Tatsächlich
aber hatte das zur Folge, dass Last und Druck auf die
nächste Generation noch größer wurden. Viele Juden, die
nach dem Krieg geboren worden sind haben nicht nur in
Deutschland, sondern auch in den Niederlanden und in
Israel versucht, dem literarisch zu entkommen, indem sie
das Dilemma beschrieben. Dazu zählen in jüngster Zeit
Leon de Winter („Place de la Bastille"), Doron Lizzie (
„Ruhige Zeiten") und Michel Friedman („Kaddisch vor
Morgengrauen"). Minka Pradelski lässt ihre Hauptfigur
Zippy Silberberg eine Erbschaft machen. Um einen Koffer
mit Fischbesteck von ihrer verstorbenen Tante Halina
abzuholen, reist sie nach Tel Aviv und begegnet dort im
Hotel einer seltsamen Frau: Frau Kugelmann, die früher
in Bendzin in Polen gelebt hat, beginnt der zunächst
wiederstrebenden Zippy von den Menschen ihres ehemaligen
Dorfes zu erzählen. Und indem sie erzählt, erweckt sie
die Menschen wieder zum Leben und löst etwas in Zippy
aus, von dem diese nicht mehr los kommt. Die Fäden
beginnen sich zu verweben, und schon bald befindet sich
Zippy mitten in ihrer eigenen Geschichte. „Und da kam
Frau Kugelmann" ist ein wunderbares Buch, das auf der
einen Seite zu Tränen rührt, auf der nächsten Heiterkeit
auslöst, dann wieder in tiefes Nachdenken stürzt. Es ist
ein Stück Literatur gewordener Beweis dafür, dass nur im
Erinnern das Leben bleibt.
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