Im gold'nen Prag die Judenstadt -
Armut, jeder Hoffnung bar.
Künstler, Trödler, Denker, Nutten.
Lange Bärte, dunkle Kutten.
Ob Greis oder ob kleines Kind:
Außenseiter allesamt,
vereint in ihrer bitt'ren Not.
Vom Hass der Bürger stets bedroht.
Rabbi Löw, ein weiser Mann,
studiert an seinem Arbeitstisch,
der mit Büchern schwer beladen.
Im Reich der Wissenschaft begraben.
Ein Ort des Friedens und der Stille
ist die kleinen Bibliothek.
Vom Staub der Einsamkeit bedeckt.
Vom Schmutz des Lebens unbefleckt.
Jetzt ein Blick aus seinem Fenster
in die Welt der Schattenkinder.
Dort das Elend, dort die Not -
hier die Lehre, das Gebot.
Welches Drängen zwingt den Weisen
jählings in die Nacht hinaus,
bis seine hagere Gestalt
rastlos durch das Ghetto wallt?
Die Wege hüllt ein schwarzer Schleier
in angstschwangere Dunkelheit.
Schwer wie Blei die langen Schatten.
Brüchige Mauern, Schmutz und Ratten.
Hiob starrt aus Fensterluken.
Über blutgetränkte Wände
huschen Bilder, finst're Schemen,
die sich grotesk im Tanze dehnen.
Aus düst'ren Ecken tuschelt's flüstert's
wie verwehte Geisterstimmen.
Ist's vielleicht das leise Klagen
der Kinder, die vom Mob erschlagen?
Hier atmet die Gewaltsamkeit -
nein, sie hechelt giererfüllt.
Eine Spannung, die nicht endet -
ein faulend' Blatt, das sich nie wendet.
Falschen Zeugen leiht der Richter
allzu willig sein Gehör.
er will vernichten, will verdammen -
und der Henker schürt die Flammen.
Ein böser Traum und kein Erwachen?
Alte, schwarzgraue Fassaden.
Sie tragen der Verwesung Spur.
Sind es vielleicht Ruinen nur?
In dem brünstigen Quartier
erstickt der Husten manche Zote.
Kein einzig' Dirnenhaus hier steht,
aus dem nicht das Siechtum weht.
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