Die Familie war jedoch vorbereitet und so hatte
sie die Unterlagen rechtzeitig versteckt, sodass sie nicht
gefunden werden konnten. Ein guter Schulfreund ihres Vaters
war leitender Direktor der Jewish Agency und konnte ein chilenisches
Ausreisevisum beschaffen (Allerdings unter der Bedingung,
dass sie niemals nach Chile fahren würden).
Nun konnte die Familie zu einem wohlhabenden Onkel nach Italien
weiterreisen. Die Ausreise aus Österreich war für
die Familie mit einer entwürdigenden Behandlung durch
die österreichischen Zollorgane verbunden. Über
Italien erfolgte die Weiterreise nach Israel, wo es unsere
Mutter gelang, sich trotz der harten Lebensumstände bald
einzuleben.
Am 24.4.1942 heiratete sie Ing. Salomon Beresin, der aus der
Bukowina stammte, sie hatten zwei Söhne.
N.G. Beresin wäre gerne in Israel geblieben, ihre Mutter
war jedoch sehr krank und ihr Ehemann wollte unbedingt aus
Israel auswandern und so kam sie gegen ihren Willen 1956 mit
ihrer Familie zurück nach Wien. Es fiel ihr ziemlich
schwer sich wieder an das Leben in Wien zu gewöhnen.
Neben der Erziehung ihrer Kinder war sie ihrem Ehemann beim
Aufbau seines Geschäftes behilflich. Sie war eine wunderbare
Schwester, sie pflegte aufopfernd sowohl ihre Mutter als auch
ihre Schwiegermutter und schließlich auch ihren Ehemann.
Nach dessen Tod 1974 begann sie, in verschiedenen karitativen
Organisationen wie Bikur Cholim zu arbeiten. Sie war stets
großzügig und hilfsbereit. Bis zu ihrem 80. Lebensjahr
war sie voller Energie, dann erst machten sich Altersbeschwerden
und ihre fortschreitende Krankheit bemerkbar. Ihre größte
Freude war ihr Enkelkind Michael und dessen Barmizwa-Feier.
Es war schließlich das letzte Fest, das sie miterleben
durfte, wie wenn das ihr letztes Lebensziel gewesen wäre.
Unsere Mutter ist am 15. Februar 2002 verstorben.
Familie Beresin
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