Fernsehen und Rundfunk stellen für unsere heutige
Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit dar;
beide sind aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Im
ersten Drittel des 20. Jahrhunderts jedoch befanden
sich diese erst in der Entwicklungsphase. Der Film
beispielsweise sollte in der nationalsozialistischen
Ära seine höchste Evolutionsstufe erreichen
und neben dem Rundfunk zum Massenmedium sowie zu einem
präferierten Instrument der Massenlenkung avancieren.
Bereits vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten
im sogenannten Altreich hatte Adolf Hitler die Propagandamöglichkeit
und den manipulativen Charakter des Films erkannt:
Jener vertrat die Meinung, dass der Mensch bei der
Konfrontation mit Bildern auf der Leinwand eine viel
höhere Rezeptivitätsstufe entwickeln würde,
als dies beim Lesen eines Textes der Fall sei.1
Eine Erörterung der diversen filmischen Darstellungsformen
würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, doch
seien zumindest die Kategorien angeführt:
l Die Wochenschau, welche aktuelle (politische) Ereignisse
in prägnanter Form behandelte und den Personenkult
Adolf Hitlers propagierte,
l der Dokumentarfilm, der ein bestimmtes Ereignis zum
Thema hatte, welches zur detaillierten Darstellung gelangte,
l und schließlich der Spielfilm.2
Während die ersten beiden Kategorien als Mittel
der direkten Propaganda dienten, konnte mit dem Spielfilm
in Form des Unterhaltungsfilmes indirekte Propaganda,
also eine unterschwellige Beeinflussung der "Volksgenossen"
betrieben werden. Lichteinsatz, Kameraführung,
Selektion, Schnitt, Textgestaltung und Musik waren maßgebliche
Faktoren für die Vermittlung jener inszenierten
Realität: Die in der Pseudowirklichkeit agierenden
Stereotypen sollten von den Zuschauern als real wahrgenommen
und die vorgegebenen Denkschemata als die einzig richtigen
erkannt und übernommen werden.3
"Der Ewige Jude" Ein Dokumentarfilm
Diesem "Dokumentarfilm" gingen die Spielfilme
"Die Rothschilds" und "Jud Süß"
voraus. Joseph Goebbels als dessen Initiator trat im
Gegensatz zum Führer gegen die direkte Art der
Propaganda auf; doch rückte er von diesem Prinzip
ab und verfolgte die Absicht, ein Komplement zum Film
"Jud Süß" sowie ein vom Antisemitismus
des "Deutschen Wochenblattes im Kampf um die Wahrheit"
- es handelte sich hierbei um Julius Streichers Blatt
"Der Stürmer" - distanziertes und differenziertes
Werk der Propaganda zu schaffen.4
Maximal einen Monat sollte die Produktion und Fertigstellung
jenes 70 Minuten lang dauernden Filmes in Anspruch nehmen;
doch nicht nur aufgrund der Eingriffsvorbehalte von
Seiten des Ministers für Volksaufklärung und
Propaganda, sondern auch aufgrund der Unzufriedenheit
Hitlers, die weitere Änderungsmaßnahmen notwendig
machte, belief sich die Produktionszeit auf über
ein Jahr.5
Fritz Hippler6 , Leiter der Filmabteilung und Eberhard
Taubert7 , Herausgeber der Zeitschriften "Die Judenfrage"
und "Archiv zur Judenfrage" fungierten als
verlängerter Arm des Propagandaministers. Ein Drittel
der Filmeinstellungen stammten aus dem Warschauer Ghetto
sowie aus Lodz und wurden im Herbst 1939 sogleich nach
dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen
aufgenommen.8 Ein geringer Teil wurde dem zionistischen
Werbefilm "Land der Verheißung"9 entnommen.
Weitere Szenen wurden in Berliner Studios gedreht, und
das Reichsfilmarchiv stellte entsprechende Fotografien
und relevantes Material zur Verfügung. Harry Giese,
der allgemein bekannte Sprecher der "Wochenschau"
fungierte auch bei diesem "Lehrfilm" als Sprecher
und Kommentator.10 Trickaufnahmen fanden ebenfalls Verwendung.11
Am 28. November 1940 feierte "Der ewige Jude"
im Berliner "UFA-Palast" am Zoo seine Premiere:
Nach der Vorführung des Filmes "Ostraum
deutscher Raum" wurden Jugendliche und Frauen um
16 Uhr zur für "empfindsame Gemüter"
gekürzten Fassung zugelassen, bei welcher die Schächtaufnahmen
durch eine Trickfilmsequenz ersetzt wurde; die Vorführung
für Erwachsene, also für Männer fand
als längere Fassung mit kompletten Schächtausschnitten
um 18.30 Uhr statt.12 In der Ostmark fand die Erstaufführung
des "Dokumentarfilmes über das Weltjudentum"
am 10. Dezember 1940 im UFA-Kino statt.13
Handlung
Sogleich zu Beginn des Films war die Rede
von der "Demaskierung" der Juden, welche sich
hinter der Maske zivilisierter Europäer verstecken
würden. Dieses Mimikry (=Nachahmungs)-Motiv zog
sich durch die ganze Darstellung und sollte das wahre
Gesicht des Judentums zum Vorschein bringen. Die Physiognomie
des jüdischen "Schmarotzers", der als
dunkelhaariger Mann mit langem Haar und Bart, mit hagerem
Gesicht, Schirmmütze und Peies dargestellt wurde,
diente zur Visualisierung des unmaskierten "wahren"
Juden, der allerdings aufgrund seiner Assimilationsfähigkeit
in die Rolle des zivilisierten Westeuropäers schlüpfen
könne; doch "die äußerliche Erscheinung
ändere nichts an der rassischen Andersartigkeit
und ihrem parasitären Charakter".14
Mittels einer Trickfilmsequenz und anhand einer Karte,
auf der sich kriechende Linien gleichsam zu einem Spinnennetz
formten, erfolgte die Erzählung der dreitausendjährigen
Geschichte der aus dem "orientalisch-vorderasiatischen
Rassengemisch mit negroidem Einschlag" hervorgegangen
jüdischen Rasse, die ähnlich wie Ratten Massenwanderungen
angetreten und sich auf der ganzen Welt verbreitet und
niedergelassen hätten. Polen wurde dabei als "Niststätte"
des Judentums bezeichnet, und sowohl die Biologisierung
der Sprache als auch die Rattenanalogie, die nicht ausschließlich
in diesem Film, sondern von den Nationalsozialisten
generell als bevorzugtes Mittel der Propaganda und Hetze
in Presse, Reden, Literatur und Rundfunk verwendet wurde,
rief bei den Zuschauern Assoziationen zur Tier- und
Insektenwelt, kombiniert mit Gefühlen des Ekels
und der Abscheu hervor.15
Jenem "Parasitenvolk" wurde die Unterwanderung
westlicher Demokratien und Regierungen, deren Kontrollübernahme
und die Erschleichung von Macht und Einfluss vorgeworfen.
Über den Parlamenten Frankreichs, Großbritanniens
und der USA angebrachte Davidsterne symbolisierten die
jüdische Dominanz in Staat und Gesellschaft.16
Obwohl die jüdische Rasse bloß ein Prozent
der Weltbevölkerung ausmachte, sei ihr nach Aussage
des Kommentators gelungen, die Weltwirtschaft durch
Betrug zu vereinnahmen. Doch nicht nur die Unterwanderung
und Manipulation politischer Systeme, die Ausbeutung
der Deutschen und die daraus resultierende ungerechte
Berufs- und Einkommensverteilung, sondern auch die Korrumpierung
des kulturellen Lebens durch den jüdischen Bevölkerungsanteil
stellte einen weiteren Anklagepunkt des Filmes dar.
Eine Gegenüberstellung von jüdischen (sowie
nichtjüdischen) "entarteten" und "reinen
deutschen" Kunstwerken sollte den "Beweis"
für jene These liefern.17
International anerkannte und ausgezeichnete Leistungen
jüdischer Persönlichkeiten auf wissenschaftlichem
und/oder kulturellem Niveau wurden zu pseudowissenschaftlichen
Experimenten und Leistungen degradiert. Albert Einstein
wurde nach der Vorlage einer Karikatur aus der Hetzschrift
"Der Stürmer" als "Relativitätsjude"
bezeichnet.18
In weiterer Folge klagte der Film die deutschen Juden
der Kollaboration mit Sympathisanten des Sozialismus,
des Kommunismus sowie des Bolschewismus an und machte
diese für das politische Chaos Deutschlands nach
dem Ersten Weltkrieg verantwortlich.19
Den Höhepunkt des Filmes stellten die Nahaufnahmen
der Schächtszenen dar, bei denen Rindern und Schafen
mittels eines direkten und kontinuierlichen Schnittes
bei lebendigem Leibe die Kehle durchgeschnitten wurde.
Das Leiden der Tiere stand im Vordergrund, und das unmittelbar
nach deren Töten gezeigte Grinsen des Schächters
sollte dessen Krudität noch deutlicher zum Ausdruck
bringen. Dabei lenkte der Sprecher die Aufmerksamkeit
des Publikums auf das Gesetz vom 30. Jänner 1933,
welches das Schächten unter Verbot gestellt hatte,
und mit dem Text des "Nürnberger Gesetzes
zum Schutz des Blutes und der deutschen Ehre" vom
15. September 1935 konstruierte dieser eine Überleitung
vom "Tierschutz" zur Rein(er)haltung der arischen
Rasse.20
Das Ende jenes als "jugendwert" eingestuften
Filmes zeigte marschierende SS-, SA- und Wehrmachtsangehörige
mit enthusiastischen, kampfbereiten und siegessicheren
Mienen. Der dazugesprochene Kommentar lautete: "In
diesem Geiste marschiert die Gemeinschaft des deutschen
Volkes". Die Helligkeit jener Aufnahmen standen
in starkem Kontrast zur trüben, düsteren Darstellung
des jüdischen Lebens und sollte demnach ein letztes
mal die Reinheit, den Perfektionismus und die Volksgemeinschaft
der Arier, gleichzeitig aber auch die Verdorbenheit
und das Schmarotzertum der jüdischen Rasse suggerieren.21
Conclusio
"Der ewige Jude" kreierte ebenso
wenig wie andere antisemitische Filme eine neue Form
des Antisemitismus. Er verwendete bereits bestehende
Vorurteile, Ansichten, Ideen und Stereotypen, die nicht
unbedingt als "Produkte" der nationalsozialistischen
Ära zu betrachten sind, sondern welche schon Jahrhunderte
zuvor geschaffen worden waren und in der antisemitischen
Propaganda der Nationalsozialisten eine zentrale Rolle
einnahmen.22 Die Fülle und Verschiedenartigkeit
der eingesetzten Stereotypen und Feindbilder sind jedoch
als Spezifikum dieses sogenannten "Multi-Stereotypen-Filmes"23
hervorzuheben. Der "maskierte" Jude, der zu
Tarnungszwecken in westliche Kleidung schlüpfte
und westliche Manieren sich aneignete, der Jude als
"Weltverschwörer"24 , Profiteure und
Wucherer, Juden als "Parasiten", "Ungeziefer",
und "Schädlinge" oder Ostjuden, deren
Sitten und Gebräuche den Deutschen fremd waren
und daher abartig zu sein schienen, waren einige der
verwendeten Hetero-Stereotypen. "Der ewige Jude"
bediente sich nicht nur jüdischer, sondern auch
"arischer" Auto-Stereotypen: "Arier",
die wertvolle Arbeit für Führer und Vaterland
leisteten, stellte man jüdischen Straßenhändlern
gegenüber, die keine "werteschaffende"
Arbeit verrichteten; am Ende des Filmes erschien Adolf
Hitler als arische Führerfigur.25 Als stärkstes
psychologisches Mittel ist der Schockeffekt zu erwähnen,
der einerseits in den Rattenszenen, andererseits in
den Schächtsdarstellungen Verwendung fand.26
Jenem Film lag folgendes Werteschema zugrunde: "Alles,
was deutsch ist, ist gut alles, was jüdisch
ist, ist böse." Obwohl Goebbels die indirekte
Art der Manipulation für effektiver hielt, produzierte
er auf Wunsch des Führers ein Meisterwerk direkter
Propaganda. Einfachheit, permanente Wiederholung, Emotionalisierung,
Scheinobjektivität, Lügen und Absurditäten
stellten für den Propagandaminister den Schlüssel
zum Erfolg dar, denn sowohl er als auch Hitler waren
von der Unkompliziertheit der Gedankengänge des
Volkes überzeugt. Der von Goebbels und seinen Mitarbeitern
erwartete Clou setzte jedoch nicht oder bloß teilweise
bzw. nur in den Regionen ein, wo (Ost-)Juden einen hohen
Prozentsatz der Bevölkerung ausmachten; außerdem
dürfte der vorangegangene Film "Jud Süß"
die arischen Volksgenossen vom Untermenschentum und
der Verdorbenheit der jüdischen Bevölkerung
"ausreichend" überzeugt haben, so dass
kein Bedarf an weiteren solchen Darstellungen mehr gegeben
zu sein schien. Insbesondere die Schächtszenen
wurden vom Publikum als "widerlich und nervenaufreibend"
empfunden. Einem Bericht des S(icherheits)D(ienstes)
vom 20. Jänner 1941 zufolge, sollen Kinobesucher
während der Vorführung des Filmes den Saal
mit folgender Äußerung verlassen haben: "Wir
haben ´Jud Süß` gesehen und haben nun
genug von dem jüdischen Dreck."27
"Der ewige Jude" gelangte in der Folgezeit
mangels entsprechender Publikumsresonanz kaum mehr zur
Vorführung.28 Von jenem Zeitpunkt an rückte
die antisemitische Filmpropaganda immer mehr in den
Hintergrund, denn man bedurfte ihrer nicht länger
als "Rechtfertigung" und "Begründung"
für den planmäßigen Genozid an Millionen
jüdischer Bürger. Dieser wurde vielmehr unter
Ausschluss der Öffentlichkeit vollzogen.
1 Adolf Hitler, Mein Kampf, München
1933, S526.
2 Näheres zu den drei Kategorien, siehe Wolfgang
Sedlic, Der Film als Führungsmittel im Dritten
Reich. Die Strategie der NS-Filmpropaganda und ihr Einsatz
in Wien 1938-1945 (unveröffentl. Dissertation an
der Universität Wien 1988), S72-81.
3 Stig Hornshoj-Moller, "Der ewige Jude".
Quellenkritische Analyse eines antisemitischen Propagandafilms.
Begleitpublikation zur Filmedition G 171 "Der ewige
Jude", In: Beiträge zu zeitgeschichtlichen
Filmquellen, Institut für den Wissenschaftlichen
Film, GmbH Göttingen (Hg.), Bd. 2, (Göttingen
1995), S30-31. Sieben renommierte Kameramänner
- nämlich - Albert Endrejat, Anton Hafner, Robert
Hartmann, Friedrich Carl Heere, Heinz Kluth, Erich Stoll
und Hans Eberhard Winterfeld zählten zum Team des
Films "Der ewige Jude". Stoll fungierte außerdem
als Leiter des Teams, das die Aufnahmen der Exekutionen
im Zuge des Attentates auf Hitler vom 20. Juli 1944
filmte. S. Hornshoj-Moller, "Der ewige Jude...;
S191, ebda.
4 Stefan Mannes, Antisemitismus im nationalsozialistischen
Propagandafilm: Jud Süß und Der ewige Jude,
Köln 1999, S56.
5 St. Mannes, Propagandafilm
; S59, ebda. Welche
Bedeutung die Entstehung jenes Filmes für Goebbels
und die von ihm betriebene Propaganda hatte, zeigen
seine zahlreichen Tagebucheintragungen vom 17.10.1939
bis 28.11.1940. Ralf Georg Reuth (Hg.), Joseph Goebbels
Tagebücher, Bd. 3, 1935-1939, (München/Zürich
1999).
6 Hippler war seit 1927 NSDAP-Mitglied und als solches
federführend im Nationalsozialistischen Deutschen
Studentenbund ( NSDStB) in Berlin. 1933 avancierte er
zum Kreisleiter von Berlin-Brandenburg, 5 Jahre später
wurde er zum SS-Hauptsturmführer sowie zum SS-Obersturmbannführer
ernannt. Nach seiner Promotion 1934 wurde Hippler Dozent
an der Hochschule für Politik Berlin. Seit 1936
agierte er im Propagandaministerium als Assistent Hans
Weisemanns, des Leiters der Wochenschauherstellung,
dessen Posten er anno 1939 übernahm. Als Stellvertreter
des Ministers in künstlerischen Angelegenheiten
war er für die Gestaltung der Dokumentarfilme "Feldzug
in Polen" (1940) und "Sieg im Westen"
(1940) verantwortlich. St. Mannes, Propagandafilm...;
S54-55, ebda. Gegen Hippler wurden nach 1945 etliche
Strafgerichtsverfahren eingeleitet; für seine SS-Mitgliedschaft
erhielt er zwei Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe
von 5000 Mark, im Hinblick auf die "Judenverfolgung"
wurde er schließlich freigesprochen. Vgl. Fritz
Hippler, "Der ewige Jude". Anmerkungen zum
Film nicht nur in eigener Sache, In: Deutsche
Annalen, o.O., 1991. Auch Veit Harlan, der Regisseur
desselben Filmes konnte in zwei Prozessen anno 1949
sowie anno 1950 wegen des Vorwurfs des Verbrechens gegen
die Menschlichkeit nicht für schuldig befunden
werden, da es der Anklage nicht gelungen war, die exakte
Wirkung der von ihm gedrehten Filme auf die Zuschauer
aufzuzeigen. Süddeutsche Zeitung Nr. 100 vom 2.5.1950.
7 Taubert trat 1931 der NSDAP bei und betätigte
sich als antisemitischer und -kommunistischer Agitator.
Als solcher verfasste er Denkschriften und Konzepte
für Filme, Reden u. dgl. und fungierte als Richter
beim Volksgerichtshof. 1935 wurde Taubert Regierungsrat,
1938 wurde er als Oberregierungsrat im Referat "Pro/2"
zur Bekämpfung von Oppositionellen eingesetzt.
Außerdem leitete er die Abteilung "Antikomintern"
im Reichsministerium für Volksaufklärung und
Propaganda. St. Mannes, Propagandafilm
; S55, ebda.
8 S. Hornshoj-Moller, "Der ewige Jude...;
S25, ebda.
9 Jener Film entstand im Sommer 1934 und stellte die
jüdische und arabische Bevölkerung aus Palästina
als physisch schwache und ökonomisch unterentwickelte
Bevölkerung dar, während die Zionisten als
junge, dynamische Menschen geschildert wurden. S. Hornshoj-Moller,
"Der ewige Jude...; S27-28, ebda.
10 St. Mannes, Propagandafilm
; S63, ebda.
11 Diese stammten aus dem Berliner Studio Svend Noldan.
Noldan galt als Erfinder des Kriegsfilm-Landkartentricks
und setzte die "Judenausbreitung" der Rattenausbreitung
gleich. Rattenszenen stammten teilweise auch aus dem
Film "Kampf den Ratten". S. Hornshoj-Moller,
"Der ewige Jude...; S30, ebda.
12 S. Hornshoj-Moller, "Der ewige Jude"...;
S5; S33, ebda. Daneben gab es noch eine internationale
Fassung, in der auf einen Teil einer Hitler Rede verzichtet
wurde. Ferner wurde von der Diffamierung Albert Einsteins,
Richard Taubers und Charly Chaplins Abstand genommen,
Begriffe wie "deutsch" und "nationalsozialistisch"
ersetzte man durch "arisch". St. Mannes, Propagandafilm
;
S62, ebda. Die französische Fassung lautete "Le
Peril Juif", die niederländische "Der
eewige Jood". Die Vichy-Regierung soll für
Entfernung der Rattenszenen gesorgt haben. S. Hornshoj-Moller,
"Der ewige Jude...; S86, ebda.
13 Der "staatspolitisch und künstlerisch besonders
wertvolle" Film "Jud Süß"
erlebte seine Premiere am 1. November 1940 im Apollo-Kino.
W. Sedlic, Der Film als Führungsmittel...; S172,
ebda.
14 St. Mannes, Propagandafilm...; S68-69, ebda.
15 St. Mannes, Propagandafilm...; S64-67, ebda. Anlehnungen
an Begriffe aus der Biologie waren bereits in den 20er
Jahren des 20. Jahrhunderts verbreitet. S. Hornshoj-Moller,
"Der ewige Jude...; S210, ebda.
16 Im Detail war beispielsweise vom (jüdischen)
Finanzberater und Freund des amerikanischen Präsidenten
namens Bernhard Baruch oder von den Präsidentenberater
Felix Frankfurter und Henry Morgenthau die Rede. Der
New Yorker Bürgermeister Fiorello LaGuardia, der
französische Ministerpräsident sowie der englische
Kriegsminister Leslie Hore-Belisha gehörten ebenso
zum Kreis der diffamierten Persönlichkeiten. Vgl.
deren Kurzbiografien bei S. Hornshoj-Moller, "Der
ewige Jude"...; S228-230, ebda. Palästina
wurde dabei als politisches Zentrum des Judentums und
New York als jüdisches Weltwirtschaftszentrum betrachtet.
St. Mannes, Propagandafilm...; S93, ebda.
17 Die Werke des österreichischen Künstlers
Oskar Kokoschka (1886-1980) wurden beispielsweise als
"entartete Kunst" bezeichnet. Kurzbiografien
von Künstlern und kurze Beschreibungen deren Werke,
die im Film gezeigt wurden, siehe S. Hornshoj-Moller,
"Der ewige Jude"...; S251-255, ebda. Jene
Werke seien "Fieberfantasien unheilbar kranker
Hirne" und von "Fäulnis und Krankheit"
umwittert, meinte man. Michelangelos Werke hingegen
wurden trotz seiner italienischen Nationalität
als "nordische" Kunst bezeichnet. S. Hornshoj-Moller,
"Der ewige Jude, S250, ebda.
18 Unter jener Karikatur war folgender Text zu lesen:
"Jud Einstein, der Verfechter der stark umstrittenen
´Relativitätstheorie`, genoss das höchste
Ansehen bei seinen Rassegenossen und betreibt heute
noch eine verlogene Gräuelhetze gegen Adolf Hitler
im Auslande." S. Hornshoj-Moller, "Der ewige
Jude...; S259, ebda. Bruno Thüring versuchte
anno 1939, die Relativitätstheorie zu widerlegen.
Vgl. Bruno Thüring, Albert Einsteins Umsturzversuch
der Physik und seine inneren Möglichkeiten und
Ursachen. In: Forschungen zur Judenfrage, Reichsinstitut
für Geschichte des neuen Deutschland (Hg.), Bd.
4, (o.O. 1939), 134-162. Kurzbiografien über die
anderen im Film diffamierten Wissenschaftler, siehe
S. Hornshoj-Moller, "Der ewige Jude"....;
S256-260, ebda.
19 Karl Marx, Ferdinand Lasalle, Rosa Luxemburg und
Emma Goldmann fungierten als Zielscheiben der verbalen
Attacken des Kommentators. St. Mannes, Propagandafilm...;
S71-72, ebda.
20 St. Mannes, Propagandafilm
; S79-80, ebda.
21 S. Hornshoj-Moeller, "Der ewige Jude"...;
S297-299, ebda.
22 So hatte beispielsweise die Vorstellung von der Reinhaltung
der Rasse(n) ihre Wurzeln im Mittelalter, als Kontakte
sexueller Natur zwischen Juden und Nichtjuden teilweise
untersagt waren. Vgl. außerdem den Roman, der
als Vorläufer der Nürnberger Gesetze aus dem
Jahre1935 betrachtet werden kann: Arthur Dinter, Die
Sünde wider das Blut, 15. Auflage, Leipzig 1921.
23 St. Mannes, Propagandafilm...; S88, ebda.
24 Die Vorstellung von einer jüdischen Weltverschwörung
hatte ihre Anfänge im Mittelalter, als Juden der
Hostienschändung und Brunnenvergiftung beschuldigt
wurden. Sie wurde in der Literatur des 19. Jahrhunderts
weitergeführt, -entwickelt und propagiert. Vgl.
Hermann Gösche und seinen Roman Biarriz oder Norman
Cohn, Die Protokolle der Weisen von Zion. Der Mythos
von der jüdischen Weltverschwörung, Köln
1969.
25 In den nationalsozialistischen Filmen wurden vier
Typen von Ariern geschaffen: der Führer, die arische
Frau, das arische Volk sowie der minderwertige Arier.
Dorothea Hollstein, Antisemitische Filmpropaganda. Die
Darstellung des Juden im nationalsozialistischen Spielfilm,
München 1971, S194.
26 Die Funktion der Dokumentarfilme des Großdeutschen
Reiches bestand darin, das Volk von der "göttlichen
Mission" des Führers sowie von der Unbesiegbarkeit
der Deutschen zu überzeugen und das Ausland einzuschüchtern.
W. Sedlic, Der Film als Führungsmittel...; S79-80,
ebda.
27 S. Hornshoj-Moller, "Der ewige Jude...;
S37-38, ebda. Bericht des SD vom 20.1.1941. Vgl. W.
Sedlic, Der Film als Führungsmittel...; Fußnote
147, S175, ebda.
28 W. Sedlic, Der Film als Führungsmittel...; S188,
ebda.
|