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Peter Jung s.A.

Christoph TEPPERBERG

 

10.9.1955 -15.4.2003

Am 15. April 2004 jährt sich zum ersten Male der Todestag des Militärhistorikers und Staatsarchivars Oberrat Dr. Peter Jung. Peter Jung wurde am 10. September 1955 als Sohn des Emil Jung und der Margaretha Jung, geb. Rotter, in Wien geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahre 1956 übernahm sein Onkel mütterlicherseits, Johann Rotter, über ihn die Vormundschaft. Sein Onkel war Gendarm. Dieser Umstand prägte Peter Jung von Kindheit an, nahm ihn positiv für alles Militärische ein und legte den Grundstein für seine späteren Publikationen zur Militärgeschichte und zur Geschichte der k. k. Gendarmerie.

Nach Absolvierung der Volksschule in Wien IX, Grünentorgasse 9, trat er in das Bundesrealgymnasium Wien IX, Glasergasse 25 ein. Als er dort im Mai 1973 die Reifeprüfung ablegte, war er auf dem Gebiete der Militärgeschichte und Heereskunde längst kein Neuling mehr. Bereits mit 14 Jahren hatte er begonnen Zinnfiguren zu sammeln und zu bemalen, mit 16 frequentierte er regelmäßig die Bibliothek des Kriegsarchivs in der Wiener Stiftkaserne

Seit dem Wintersemester 1973/74 war Peter Jung an der Universität Wien immatrikuliert und belegte die Fächer Geschichte und Anglistik. Ab dem Sommersemester 1974 war er bei der Österreichischen Hochschülerschaft engagiert und hatte dort eine Reihe von Funktionen inne, unter anderem war er studentisches Mitglied des akademischen Senats. Peter Jung war Schüler des Militärhistorikers und Universitätsarchivdirektors Prof. Dr. Franz Gall, einem der wenigen, der damals an der Wiener Universität Militärgeschichte lehrte.

Im Mai 1981 ging für Peter Jung ein Herzenswunsch in Erfüllung: er wurde in das Österreichische Staatsarchiv aufgenommen und dem Kriegsarchiv zur Dienstleistung zugeteilt. Er war dort zunächst im Referat Zweiter Weltkrieg tätig, wurde dann 1984 Referent für das Archiv der k.u.k. Kriegsmarine, 1987 auch für das Archiv der k.u.k. Luftfahrtruppen und 2000 zudem für die Feldakten des Weltkrieges 1914-1918.

Daneben arbeitete er an seiner Dissertation über das Engagement Österreich-Ungarns in Palästina während des Ersten Weltkriegs. Die Beschäftigung mit Palästina vertiefte auch sein Interesse am Judentum, insbesondere für jüdische Kriegsgräber und Friedhöfe aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Er war Autor des DAVID und bewirkte, dass der Jüdische Kulturverein DAVID nunmehr regelmäßig an den Kuratoriumssitzungen des Österreichischen Schwarzen Kreuzes/Kriegsgräberfürsorge teilnimmt.

Nach dem Heimgang von Franz Gall hatten Univ. Prof. Dr. Wolfdieter Bihl und der nachmalige Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums Univ. Prof. Dr. Manfried Rauchensteiner die Patronanz über Peter Jungs wissenschaftliche Arbeit übernommen, wobei letzterer ihn dazu ermunterte, die Arbeit über Palästina im Styria-Verlag zu veröffentlichen: Der k.u.k. Wüstenkrieg. Österreich-Ungarn im Vorderen Orient, 1915 – 1918 [eine Publikation des Militärhistorischen Dienstes, Wien]. Verlag Styria. Wien-Graz 1992. 1993 erfolgte seine Promotion zum Doktor der Philosophie.

Damit war der Durchbruch gelungen und es begann die eigentliche Schaffensperiode des Dr. Peter Jung, die, wie wir heute wissen, kaum mehr als 10 Jahre währte, die aber dennoch ungeheuer produktiv war. Zwischen 1992 und 2003 veröffentlichte er im In- und Ausland eine beträchtliche Anzahl von Büchern und Aufsätzen, die sich hauptsächlich mit der Geschichte der k.u.k. Kriegsmarine, der k. k. Gendarmerie, der Isonzofront 1915-1918 sowie dem Einsatz der k.u.k. bewaffneten Macht in China und Palästina beschäftigten.

Peter Jung verfügte über ein erstaunliches militärgeschichtliches und heereskundliches Fachwissen. Sein fachlicher Rat war bei Archivbenutzern, Freunden und Kollegen gleichermaßen geschätzt. Nicht von Ungefähr war er Mitglied der Commission Autrichienne d’Histoire Militaire.

Peter Jung war der erste österreichische Autor, der bei Osprey Publishing, dem bekannten britischen Militaria-Spezialverlag publizierte. Kurz vor seinem Tod schrieb er die letzten Kapitel der beiden Bände, die im Jahr 2003 posthum erschienen sind: The Austro-Hungarian Forces in World War I (Illustrationen von Darko Pavlovic). 2 Bände (= Men-at-Arms 392 und 397). Osprey Publishing. Oxford 2003.

Am 15. April 2003 schloss Peter Jung im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Krankenhaus für immer seine Augen, am 24. April 2003 gaben wir ihm auf dem Stammersdorfer Zentralfriedhof das letzte Geleit. Peter Jung war nicht nur ein hervorragender Militär- und Marinehistoriker, sondern auch ein überaus liebenswürdiger Freund und Kollege. Seine aufrichtige Art, seine Fähigkeit ohne jegliche Berechung auf Menschen zuzugehen, sein lebendiges Erzählen, seine Begeisterungsfähigkeit, sein tatenfreudiges Engagement für seine Überzeugungen und die bleibenden Werte: niemand von uns, der ihn näher kennen lernen durfte oder gar die Ehre hatte mit ihm zusammen zu arbeiten, wird all das jemals vergessen.

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