|
Lebendigkeit jüdischen Glaubens
Katharina STOURZH
Am 22. Februar 2004 wurde in einer Liegenschaft der
Israelitischen Kultusgemeinde Wien der Tempel Robertgasse der Liberalen
Jüdischen Gemeinde Or Chadasch eingeweiht. Die Präsidentin der Weltunion für
progressives Judentum, Ruth Cohen aus Herzliya, war persönlich bei der
Eröffnung anwesend. Nach vierzehn Jahren erhält damit das liberale Judentum
eine würdige Heimstatt im zweiten Wiener Gemeindebezirk.
Frau Rabbinerin Mag. Irit Schillor mit
Nationalratspräsident Dr. Andreas Khol
In Vertretung der israelitischen Kultusgemeinde begrüßte
Dipl. Ingenieur Georg Haber die Gemeindemitglieder in den neuen
Räumlichkeiten, die der Reformgemeinde von der IKG zur Verfügung gestellt
werden. Er hob hervor, dass sich die Kultusgemeinde als Dach aller jüdischen
Strömungen verstehe und diesen Pluralismus auch verteidigen werde.
Innenansicht der Synagoge
Der Rektor des Abraham Geiger Kollegs zur Ausbildung von
Rabbinern in Europa, Rabbiner Dr. Walter Homolka, hatte das Projekt seit
2002 beratend begleitet. Er betonte den Innovationscharakter und das
positive Beispiel, das Österreich hier für andere Länder setze. In
Deutschland sei es heute noch eine Seltenheit, dass Liberale und Orthodoxe
einträchtig unter einem Dach existieren könnten.
Präsident von Or Chadasch Primarius Dr. Theodor Much im
Gespräch mit
Staatssekretär Franz Morak
Aufgeschlossenheit und Liberalität innerhalb des Wiener
Judentums haben eine lange Vorgeschichte. Gerade in der Leopoldstadt
spiegelt sich, wie in keinem anderen Bezirk Wiens, die Vielfalt jüdischen
Lebens aber auch jüdischen Glaubens wider. Unweit vom Standort der neuen
Synagoge stand der Leopoldstädter Tempel. An seine Tradition knüpft die
Synagoge in der Robertgasse.
Dr. Theodor Much, Dipl.-Ing. Georg Haber (IKG-Wien)
Die Anfänge dieser liberalen jüdischen Tradition in Wien
reichen bis in die fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurück, als der
jüdische Gelehrte Adolf Jellinek zum Prediger in der Leopoldstadt berufen
wurde. Er prägte ab den sechziger Jahren die jüdische Gemeinde Wiens und
wirkte ab 1865 in der Synagoge in der Seitenstettengasse.
Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder
Möglich geworden war die neue Synagoge in Österreich
durch das glückliche Zusammenwirken von Bund und Land Wien, die den Umbau
und deren kunstvolle Ausgestaltung finanziell unterstützt haben.
Amtsführender Stadtrat (Wien) Dr. Andreas Mailath-Pokorny
Mag. Kurt Kasperak von der Bauabteilung der
Kultusgemeinde betreute den Ausbau der Räume, nach Entwürfen von Mag.
Ferydon Heschmat und Mag. Karl Peyrer-Heimstätt. Die Fertigstellung des
Rohbaus sowie die innenarchitektonische Gestaltung erfolgten weitgehend nach
den Plänen und unter Leitung von Ing. Samuel Huber-Huber. Die
Thoraschranktür und der Lebensbaum wurden von dem bekannten Bildhauer Behruz
Heschmat entworfen und angefertigt.
Ing. Samuel Huber-Huber mit Gattin
Mit der Einweihung der Synagogenräume wurde auch eine
neue geistliche Leitung ins Amt eingeführt: mit Mag. Irit Shillor übernimmt
erstmals eine ordinierte Frau das Amt des Rabbiners. Von Großbritannien aus
wird sie fünf Tage im Monat die Betreuung übernehmen.
Ehrenpräsident Leslie Bergman mit Gattin, Nationalratspräsident Dr. Andreas
Khol mit Gattin und Rabbiner Dr. Walter Homolka (2. Reihe)
Mit der Einweihung der ersten Reformsynagoge wurde ein klares Signal
gesetzt, dass in Österreich jüdische Kultur neue Wurzeln schlägt.
Zurück
|
|
| |
| |