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Die Staatsdruckerei - Wiener Zeitung im März 1938

Gerald GNEIST

 

Im Ständestaat hatte man aus wirtschaftlichen Überlegungen die Österreichische Staatsdruckerei und die Druckerei der Wiener Zeitung fusioniert. Generaldirektor beider Unternehmungen wurde Dr. Pankraz Kruckenhauser, der auch als Chefredakteur der gleichnamigen Wiener Zeitung auftrat. Nachdem Kruckenhauser, Mitbegründer der Vaterländischen Front, ab 1936 mit den Nationalsozialisten kooperierte, erhielt er die Kündigung. Sein Nachfolger als Direktor wurde Hofrat Adolf Fischer. Er trat nach dem Umbruch 1938 wie sein Vorgänger in die NSDAP ein. Die Schriftleitung der noch kurz im Dritten Reich existierenden Wiener Zeitung arbeitete voll im Sinne der neuen Machthaber weiter.

Nach dem Ende der ohnehin schon zerrütteten Demokratie hatte Dr. Dollfuß im März 1933 mittels der berühmt-berüchtigten Notverordnung ein diktatorisches System errichtet, und mit dem Einsetzen der Pressezensur war bei der Wiener Zeitung von der sogenannten Leser-Blatt-Bindung nicht mehr viel zu bemerken. Sie mußte aufgrund von Desinteresse einen beachtlichen Auflagenschwund hinnehmen. Das Organ der Regierung hatte allmählich eine Auflagenstärke erreicht, die bestenfalls einer Fachzeitschrift würdig gewesen wäre. Lediglich wegen seines amtlichen Teiles fand das Blatt noch Beachtung.

In der Medienlandschaft führte es schlußendlich das Dasein eines Mauerblümchens, ähnlich wie heutzutage.

Beleuchtet man die ständestaatliche Presselandschaft umfassend, so muß festgestellt werden: Sieht man von dem im Untergrund florierenden illegalen Presseerzeugnissen der diversen Sozialisten und Nationalsozialisten ab, so gliederten sich die Zeitungen im Ständestaat in die christliche Presse, in die betont nationalen Zeitungen, welche oftmals getarnte NS-Blätter waren wie etwa die Österreichische Volkspresse des Direktors der Staatsdruckerei, nämlich Dr. Pankraz Kruckenhauser, und in jene Zeitungen mit jüdischen Mitarbeitern, die von den Antisemiten als "verjudete Presse" eingestuft wurden. Halbamtlich agierten die Heimwehrblätter bis zu deren Inkorporation im Jahre 1936 in die Vaterländische Front. Eine etwas eigenartige Stellung hatten die Zeitungen der Monarchisten, und eine Sonderstellung genoß die Wiener Zeitung, die bereits vor der Wende, was den Redaktionsstab betraf, ohne jüdische Redakteure ausgekommen war. Dieses Phänomen konnte aus der Durchsicht verschiedenster Akten bisher keine Klärung finden, zumal als externe, langjährige Mitarbeiter des Staatsorgans Juden mit pauschaliertem Honorar durchaus in Erscheinung getreten sind. Diese waren aber nicht die einzigen jüdischen Mitarbeiter des großen Hauses. Im Druck- und Reproduktionsbereich der größten österreichischen Druckerei waren ebenfalls Arbeiter beschäftigt, die einen Eltern- oder Großelternteil mit jüdischer Herkunft vorzuweisen hatten.

In der Redaktion und der Druckerei der Wiener Zeitung spielte schon nach dem März 1933 "[...] eine Gruppe des Freiheitsbundes" die erste Geige, der Dirigent saß am Ballhausplatz.

Nach der Fusion der staatseigenen Druckereien unterstand nämlich das Unternehmen nun nicht mehr dem Finanzministerium, sondern dem Bundeskanzleramt. Generaldirektor war zunächst der Tiroler

Dr. Pankraz Kruckenhauser. Er war wie so viele Karrieristen seiner Zeit, ein Liebkind des Heimatdienstes. Erst nach dem Kruckenhauser mit den Nationalsozialisten kooperierte und untragbar geworden war, hatte man ihn durch den früheren Direktor der Wiener Zeitung, Hofrat Adolf Fischer, ersetzt. Der neue Direktor war seinen Ursprüngen nach sudetendeutscher Herkunft und zu diesem Zeitpunkt noch kein Mitglied der NSDAP.

Zur Druckerei der vereinnahmten Wiener Zeitung gehörte die gleichnamige Tageszeitung, die im Prinzip ein Propagandainstrument der jeweiligen Bundesregierung war und schon aus diesem Grunde kaum mehr öffentliche Beachtung fand. Erster Chefredakteur war zu diesem Zeitpunkt der Osttiroler

Dr. Ferdinand Reiter, der für die politischen Belange der amtlichen Zeitung zuständig war. Ferner war noch Dr. Edwin Rollett, eine signifikante und dominante Erscheinung als zweiter Chefredakteur. Er, spezialisiert auf kulturelle Ereignisse, war ein anerkannter Theaterkritiker. Dennoch nahm er massiven Einfluß auf außerhalb des Redaktionsstabes stehende Mitarbeiter der Wiener Zeitung. Rollett bediente sich nämlich der Fähigkeiten politisch verläßlicher jüdischer Redakteure, was dazu führte, daß sich andere Journalisten von ihm übergangen fühlten. In diesem Zusammenhang kam es zu einer erbitterten Auseinandersetzung zwischen Rollett und einer Journalistin. Die Frau stellte Rollett zur Rede, weil dieser ihre Arbeitsmöglichkeiten für die Wiener Zeitung dadurch zunehmend einengte, somit ihr Einkommen empfindlich schmälerte und dafür immer mehr Journalisten jüdischer Herkunft zu Arbeiten heranzog. Es waren das, wie sie namentlich in ihrer Denunziation später anführte: "August Wolf, Franja, Martina Wied und vor allem Herr(n) Flatter, Ostjude!" Rollett geriet wegen des Vorwurfs in Wut und rief aus: "Wollen Sie mir denn alle Nazis daherbringen! Die Wiener Zeitung ist nicht dazu da, für Nazis Propaganda zu machen!"10  Auf den Einwand der Journalistin, daß die Wiener Zeitung aber auch nicht dazu da sei, nur Juden zu beschäftigen, meinte Rollett: "Wenn Ihnen das nicht passt, brauchen Sie nicht mehr bei mir zu schreiben."11  Es muß nicht sonderlich betont werden, daß der Streit, den Rollett mit der Journalistin hatte, in der NS-Zeit schwere Konsequenzen nach sich zog.

Im Jänner 1938 schied Rollet jedoch aus dem Betrieb, da er als Chefredakteur der Volkszeitung engagiert worden war.12 

Am 13. März 1938, dem Tage des Anschlusses Österreichs ans Deutsche Reich, standen die Nationalsozialisten der Staatsdruckerei, adjustiert in braunen Hosen und schwarzen Stiefeln, schon parat13  und ließen die Betriebsangehörigen im großen Hof des "Alten Hauses" am Rennweg 16 zum "Gefolgschaftsappell" antreten. Dabei achteten sie peinlich genau darauf, daß niemand fehlte. Pathetisch wurde auf gut deutsch der Kollegenschaft verdeutlicht, daß dem Führer die Heimkehr der Ostmark in das Deutsche Reich zu verdanken sei. Milch und Honig werde künftig fließen, hieß es, und das Glück werde kein Ende nehmen.

Durch das Absingen des Horst-Wessel-Liedes, dabei den Deutschen Gruß mit hochgestreckter Hand entbietend, erreichte die Veranstaltung den Kulminationspunkt.

Die "Wende" im Jahr 1938 bedeutete natürlich für die Staatsdruckerei, die die Offizin jener Republik gewesen war, die plötzlich nicht mehr existierte, eine einschneidende Zäsur. Viele in der Bevölkerung erhofften sich nun eine wesentliche wirtschaftliche Verbesserung, lag doch die durchschnittliche Arbeitslosigkeit bei 40 %, in Worten vierzig Prozent, und im graphischen Gewerbe war beinahe jeder zweite Facharbeiter ohne Beschäftigung. Nicht nur überzeugte Parteigänger der NSDAP, sondern auch andere Kreise, etwa die sogenannten Märzveilchen oder die katholischen Bischöfe, waren optimistisch.

Die "Bereinigung" des Pressewesens in Wien hatte aber vielmehr zur Einstellung einer ganzen Reihe von Wiener Zeitungen geführt wie Telegraph, Echo, Reichspost, Wiener Journal, Morgen, Tag, Neue Freie Presse. Dazu waren noch rund 60 Fachzeitschriften liquidiert worden. Über einhundert einschlägige jüdische Betriebe waren stillgelegt worden, die angeblich über einen veralteten Maschinenpark verfügt hätten, was wahrscheinlich auch stimmt. Nur welcher graphische Betrieb verfügte überhaupt in Österreich vor 1938 über moderne Druckeinrichtungen? Die Zahl der Arbeitslosen im Graphischen Gewerbe hatte damit - wenn auch nur sehr kurzfristig - noch mehr zugenommen.

Nach dem Anschluß der "Ostmark" verfuhr man in der Staatsdruckerei Wien, wie das Unternehmen nun hieß, auf Grund der neuen Rechtslage konsequent wie zuvor schon im Altreich sowohl gegen "Volljuden" als auch gegen "jüdische Mischlinge".

Ein wichtiges Ziel für die Nationalsozialisten war neben der "Säuberung" des österreichischen Beamtentums von "fremdrassigen" und "politisch unzuverlässigen" Elementen eine gesinnungsmäßige Gleichschaltung der verbliebenen Beamten mit dem Nationalsozialismus.

Noch 1938 etablierte sich in Wien Dr. Wächter, Staatskommissär für Personalangelegenheiten (Reichserziehungsministerium), der ab nun "nach dem Rechten" schaute.

Durch Inkrafttreten der "Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Beamtentums" wurden jüdische Beamte von der Staatsdruckerei entfernt. Im

§ 3 dieser Verordnung, welcher die Handhabe dafür bot, hieß es: "Jüdische Beamte, Beamte, die jüdische Mischlinge sind, und Beamte, die mit einer Jüdin (Juden) oder mit einem Mischling ersten Grades verheiratet sind, sind in den Ruhestand zu versetzen."14 Zur Vervollständigung sei noch auf den § 4, Abs. 1 dieser Verordnung hingewiesen. Er erlaubte mittels einer dehnbaren Bestimmung über jene Beamten, die nicht die Gewähr dafür boten, sich jederzeit rückhaltlos für den NS-Staat einzusetzen, die Absetzung. Vertragsangestellte waren diesen Verordnungen nicht unterworfen.

Einer der ersten rassisch Verfolgten, den es im Haus getroffen hatte, war Heinrich Landwirt, der zunächst beurlaubt wurde. Ihm folgte Dr. Samuel Schick. Dem Vertragsbediensteten der Betriebskrankenkasse der Staatsdruckerei wurde sofort seine Entlassung mitgeteilt. Das Amt des Reichsstatthalters beschäftigte sich mit ihm ausführlicher. Der betreffenden Akte ist zu entnehmen: "Der zuständige Dienstherr hat auf Vorschlag des Amtes des Reichsstatthalters, Untersuchungsausschuss für Angestellte und Arbeiter des ehem. BKA, über den Volljuden Dr. Samuel Schick [...] entschieden, dass der Genannte als nicht hauptberuflich tätiger Träger eines öffentlichen Amtes nach §§ 2, 3 u. 8 der BBVO fristlos und ohne Entschädigung zu entlassen ist."15  Die Israelitische Kultusgemeinde Wien teilte zur Person von Schick16  mit, daß er im Sommer 1939 nicht mehr in Wien weilte, was möglicherweise bedeutet, daß ihm die Flucht gelang.

Die Ausschließung betraf aber nicht nur "Volljuden", sondern auch die sogenannten Mischlinge ersten und zweiten Grades. Diese "Menschen" hatten, obwohl sie noch Reichsbürger waren, kein leichtes Leben in ihrer extrem exponierten Stellung innerhalb der deutschen Gesellschaft. Sie galten vor allem in nationalsozialistischen Kreisen als nicht vertrauenswürdig und waren somit einer starken, fast unerträglichen Belastung ausgesetzt.

Richard Duchatczek, ein nicht angelobter Maschinenmeister der Staatsdruckerei, wurde am 18. Jänner 1939 gekündigt laut der Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Beamtentums, Gesetzblatt für das Land Österreich 1938, Stück 56, Nr. 160/ 38. Der spätere Bescheid seiner Kündigung lautete aber: "Aufgrund der §§ 3 und 7, Abs. 1, Z. 1, der Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums vom 31. Mai 1938, RGBl. I S. 607, wird Ihr Dienstverhältnis [...] gekündigt und Ihnen eine Abfertigung im Ausmasse des Dreifachen Ihres letzten Monatsentgeltes zuerkannt.

Ferner haben Sie gemäss § 17, Abs. 3 der für die Staatsdruckereiarbeiter geltenden Vorschriften über die Ruhe- und Versorgungsgenüsse Anspruch auf Rückzahlung der eingezahlten Pensionsbeiträge. Ein Rechtsmittel gegen diese Entscheidung steht Ihnen nicht zu."17 

Duchatczek mußte in beschämender Art und wahrscheinlich noch demütigenderer Weise die Empfangsbestätigung unterzeichnen, und zwar mit folgendem Wortlaut: "Ich bestätige, den Bescheid des Amtes des Reichsstatthalters in Österreich vom 18. Jänner 1939, RSt I - 15.286/ 1938, erhalten zu haben."18  Der Direktor der Staatsdruckerei wurde im Anschluß daran ermächtigt, ihm 1.049 Reichsmark und 29 Reichspfennige auszuzahlen.

Mindestens fünf Angehörige19  der Staatsdruckerei Wien mußten den Betrieb auf Grund der Nürnberger Rassengesetze verlassen.

Es scheinen jedoch einige mehr gewesen zu sein, schenkt man F. Kadi einen Glauben. Er, der den Betrieb gut kannte, nannte eine Kollegin M. aus der Buchbinderei sowie zwei Buchbinderkollegen, G. und W.20  Angehörige der Roma und Sinti befanden sich jedenfalls, soweit bekannt ist, nicht unter den Gekündigten.

Es ist zweifellos grotesk, wenn wir heute erfahren müssen, daß "Viertel- oder Halbjuden" als deutsche Reichsbürger nicht würdig waren, im Staatsdienst zu arbeiten, aber würdig genug für den Arbeitsdienst oder für eine Tätigkeit im Luftschutz und vor allem noch gut genug, um in die deutsche Wehrmacht eingezogen zu werden. Ein ehemaliger, Mitarbeiter21  der Staatsdruckerei, der Drucker R. (mit jüdischen Vorfahren), erlitt an der Front im Kampf für Großdeutschland eine schwere Verwundung.

In der Staatsdruckerei gab es einen Funktionär, der einen ihm bekannten "Halbjuden", verfolgte und denunzierte. "Dieser Nazi hatte den Lebensweg des M. vom Gymnasium (Wien VIII) an in die Öffentlichkeit gezerrt, ihn beim Militär denunziert, damit er als Mischling entlassen werde. Als M. ein Gesuch um Aufnahme in die Veitscher Magnesitwerke machte, wurde er von ihm neuerlich verfolgt und dann nochmals denunziert, weil sich M. nicht dem Volkssturm gestellt hatte,"22  berichtete ein langjähriger Mitarbeiter der Staatsdruckerei. Innerhalb weniger Monate waren in der Staatsdruckerei Wien jüdische Mitarbeiter oder solche, die jüdische Eltern oder Großeltern hatten, rigoros aus dem Betrieb entfernt worden.

Zum Abschluß sei noch, was die Wiener Zeitung anbelangt, mit aller Deutlichkeit auf die laissez faire Verhaltensweise der Redaktion vor dem März 1938 hingewiesen, denn nach dem Kriege hatte sich Dr. Ferdinand Reiter als neuerlicher Chefredakteur des Blattes und zugleich als Direktor der Österreichischen Staatsdruckerei zu der Bemerkung verstiegen, die Wiener Zeitung habe immer die schärfste Klinge gegen den Nationalsozialismus geführt. Mit Verlaub gesagt: Genau das Gegenteil war der Fall. Das Blatt wurde innerhalb der ständestaatlichen Medienlandschaft von den Nationalsozialisten selbst als die "[..] uns noch am freundlichsten gesinnte Wiener Zeitung"23  beurteilt.

Nach dem Attentat von Herschel Grünspan auf den deutschen Botschaftsangehörigen vom Rath, dessen Ermordung am 7. November 1938 in Paris als Vorwand zum landesweiten Novemberpogrom im Reiche diente, blies die Schriftleitung der Wiener Zeitung unter dem damals 33-jährigen Hauptschriftleiter Haiböck24  sogar noch heftiger gegen "Semiten" als der Völkische Beobachter. Nach den Ereignissen in der "Reichskristallnacht" kommentierte die Wiener Zeitung das kriminelle Geschehen in der Stadt: "Es kam im Laufe des Tages zu sehr energischen, eindrucksvollen Demonstrationen gegen die jüdischen Parasiten, denen bei dieser Gelegenheit hoffentlich klar geworden ist, daß es für sie in Wien kein weiteres Verbleiben geben kann."25 

Literatur- und Quellenangaben:

Ackerl, Unterdrückungsmaßnahmen = Isabelle Ackerl, Unterdrückungsmaßnahmen des autoritären Regimes in Österreich von 1933 bis 1938. In: Wellen der Verfolgung in der österreichischen Geschichte, Hg. Erich Zöllner, Wien 1986 (= Schriften des Institutes für Österreichkunde: 48)

AG = Archiv Gneist

DÖW = Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Duchkowitsch/Hausjell, Lieber geschwiegen = Wolfgang Duchkowitsch, Fritz Hausjell, Als wir lieber geschwiegen hätten. In : Wiener Zeitung, Freitag, 2. März 1990.

GBl f d Land Oesterr. = Gesetzblatt für das Land Oesterreich

Habe; Ich stelle mich = Fritz Hans Habe, Ich stelle mich. Meine Lebensgeschichte (München, Berlin 1986)

Hausjell, Journalisten = Hausjell, Journalisten für das Reich. Der "Reichsverband der deutschen Presse" in Österreich 1938 - 45 (Wien 1993)

Holzer, 53 Jahre = Rudolf Holzer, 53 Jahre Redakteur. In: 250 Jahre Wiener Zeitung.

Huber, Dt. Leitkultur = Eduard Josef Huber, Was heißt deutsche Leitkultur? Unerfreuliche und erfreuliche Betrachtungen zur Nation (Wien 2002)

Kadi, Jahre des Grauens = Franz Kadi, Jahre des Grauens 1938 - 1945. In: Der Kollege. Zeitschrift des Betriebsrates der Arbeiter und Angestellten der Österreichischen Staatsdruckerei 3/ 4, 1963

Ludwig, Österr. Sendung = Eduard Ludwig, Österreichs Sendung im Donauraum. Die letzten Dezennien österreichischer Innen- und Außenpolitik (Wien 1954)

Maderegger, Juden = Maderegger Sylvia, Die Juden im österreichischen Ständestaat 1934 - 1938 (phil. Diss., Salzburg 1973)

Maur, Zigeuner = Wolf in der Maur, Die Zigeuner. Wanderer zwischen den Welten (Wien, München 1978)

ÖStA, AdR, BKA Präs, RSt I, Stdr = Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundeskanzleramt Präsidium, Reichsstatthalterei I, Staatsdruckerei

ÖStA, AdR, BKA Präs, Stdr = Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundeskanzleramt, Staatsdruckerei

ÖStA, AdR, BM f I = Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres

RB = Reichsband, Adressenwerk der Dienststellen der NSDAP, Teil I A, B; II; III; Lexikon-Wegweiser (2. Ausgabe , Berlin 1939)

Rühle, Drittes Reich = Gerd Rühle, Das Dritte Reich. Sonderband: Die österreichischen Kampfjahre 1918 - 38 (Berlin 1941)

Stamprech, Älteste Tageszeitung = Franz Stamprech, Die älteste Tageszeitung der Welt (Wien 1974)

Stamprech, 175 Jahre = Franz Stamprech, 175 Jahre Österreichische Staatsdruckerei (Wien 1979)

 1 Die erste Notmaßnahme nach der Ausschaltung des Parlaments war die Einschränkung der Pressefreiheit, der in den folgenden Wochen einschlägige Verordnungen folgten, die den staatlichen Zugriff noch mehr begünstigten. Sic: Jagschitz, Presse, S. 122. Diese Maßnahme einer erhöhten Kontrolle von Presseerzeugnissen bedeutete, wie Schuschnigg selbst am 7. März 1933 erklärte, eine Art von Vorzensur, weil verfassungsmäßig jede Zensur ausgeschlossen war. Sic: Ackerl, Unterdrückungsmaßnahmen, S. 132.

 2 Neunzig Prozent der Redakteure der Arbeiter Zeitung und des Kleinen Blattes waren jüdischer Abstammung. Ähnlich Verhältnisse herrschten bei den anderen großen Tageszeitungen. Ebenso schrieben Juden zum großen Teil für die rote Gewerkschaftspresse. Sic: Maderegger, Juden, S. 79.

 3 Das angeblich wichtigste Organ des adeligen Widerstandes, das gegen die Nazis gerichtet war, soll die periodische Schrift Der Christliche Ständestaat, prinzipiell ein Organ der Legitimisten, gewesen sein.

Die legitimistische Bewegung geht von der Ansicht aus, Kaiser Karl habe nicht abgedankt, die Republik sei unrechtmäßig durch einen Bruch der Verfassung zustande gekommen, vor allem aber ohne Legitimation, so daß Kaiser Karl sowie seine Nachkommen nach wie vor die rechtmäßigen Herrscher seien. Die Habsburger und ihre Anhänger konnten sich auf die Translatio imperii berufen mit der uralten Vorstellung von der Überleitung des römischen Kaisertums auf das deutsche. Das Haus Habsburg besaß jahrhundertelang mit kurzen Unterbrechungen eine überragende Geltung im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, dessen Kaiser gewählt wurden. Ein irischer Jesuit ließ einmal, 1957, den nachfolgend angeführten provokanten Nebensatz über das Heilige Römische Reich fallen, "[...]quod nec sacrum nec romanum fuit", und hatte sich dafür zu entschuldigen. Zit. nach: Huber, Dt. Leitkultur, S. 35.

 4 Ludwig, Österr. Sendung, S. 115.

 5 Holzer, 53 Jahre, S. 38.

 6 1935 führte Rollett den Titel Regierungsrat

 7 Nach dem Kriege arbeitete Hofrat Prof. Dr. Rollett wieder mit der Wiener Zeitung zusammen.

 8 DÖW, Akte Nr 21834/ 72. Diese Rollett betreffende Akte enthielt eine Denunziation vom 26. Juli 1938, welcher der Schriftkopf fehlt. Die handschriftliche Unterschrift der Journalistin ist nicht eindeutig lesbar.

 9 Ebd.

 10 Ebd.

 11 Ebd.

 12 Stamprech, Älteste Tageszeitung, S. 481.

 13 Stamprech, 175 Jahre, S. 141.

 14 GBl f d Land Oesterr., 1938, Stück 56, Nr. 160

 15 ÖStA, AdR, BKA Präs, Stdr, Zl 17283/ 38, [K 58]. Diese Akte wurde am 10. 1. 1939 von der Buchhaltung nochmals eingesehen und am 14. 1. 1939 vom Amt des Staatskommissärs beim Reichsstatthalter, NS-Vermittlungsstelle, Pg. SS-Standartenführer Dr. Otto Wächter.

 16 AG, Schreiben vom 3. Mai 2001. Dr. Schick wurde am 13. Juli 1873 in Wien geboren, heiratete in Leopoldstadt Rosalia Goldstein. Der Ehe entstammten Sohn Richard Walter und Tochter Herta. Wohin der Arzt mit seiner Familie fliehen konnte, ist nicht bekannt, zumal es nach 1945 kein Nachrichten mehr gibt.

 17 ÖStA, AdR, BKA Präs, RSt I, Stdr, Zl 15286/ 38 [K 58]

 18 Ebd.

 19 Stamprech, 175 Jahre, S. 147. Vgl. F. Kadi, Jahre des Grauens, S. 7. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit waren aber doch mehr Personen, als Kadi bekannt, diskriminiert worden.

 20 Kadi, Jahre des Grauens, S. 7.

 21 Sic: Kadi, Jahre des Grauens, S. 7. Er erwähnt den Druckerkollegen R. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich hier um Amtsrat Johann Reich, der am 3. Oktober 1973 durch den Generaldirektor Dkfm. Dr. jur. Helmut Fichtenthal das vom Bundespräsidenten verliehene Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich überreicht erhielt.

Im Jahr 1936 trat Reich als Volontär nach Intervention des Ministers Reich in die Staatsdruckerei ein, wurde anschließend Druckerlehrling und danach als Maschinenmeister anerkannt. Zum Kriegsdienst berufen, kehrte Reich als Kriegsversehrter in die Heimat zurück, um ab 1947 eine neue Aufgabe in der Betriebskrankenkasse zu finden, in der er leitender Angestellter gewesen war.

Die Honorierung seiner Leistungen fand seinerzeit ihren schriftlichen Niederschlag im "Kollegen". Leider übte sich der Autor des Artikels, der Obmann der Betriebskrankenkasse, Herbich, in Verschwiegenheit, als es darum ging, die tragischen familiären Umstände des Geehrten näher zu beleuchten.

 22 Kadi, Jahre des Grauens, S. 6.

 23 ÖStA, AdR, BM f I, Gauakten Nr 4669

 24 Hier der Werdegang des "Urwieners der 5. Generation":

vor 1933: Mitglied der Studentenverbindung Austro-Germania, Bibliothekar am historischen Institut bei Prof. Sribik, Korrespondent für den Gewerkschaftsdienst der Deutschen Zentrumspartei

1933: Sekretär des Obmanns der Christlichsozialen Partei

1934: Beitritt zur Vaterländischen Front

1935: Redakteur bei der Wiener Zeitung

1936: Wirken zugunsten der illegalen NSDAP im Gau Niederdonau

1938 Hauptschriftleiter der Wiener Zeitung, Mitglied der NSDAP, ferner Aktivitäten im Spitzeldienst zur Erlangung kirchlicher Nachrichten

1939: die Freundschaft mit Dr. Seyß-Inquart sichert den Posten eines Vizedirektors an der Konsularakademie

1939: Vorlesungen an der Konsularakademie: Presse- und Propagandawesen

1943: Ende der NS-Karriere, anschließend Ausschluß aus der NSDAP und Zuweisung an das Arbeitsamt als Bauarbeiter

1944 Observierung Haiböcks durch den Sicherheitsdienst und die Gestapo, da er zum Klerus in Preßburg enge Verbindung unterhält. Gleichzeitig pflegt er subversive Kontakte zum deutschen Oberst Herbert Körner, Chef des Generalstabes, Luftgaukommando XVII

1945: Haiböck tritt als Widerstandskämpfer auf

1946 Haiböck bekleidet das Amt des Bezirksvorsteherstellvertreters in der Inneren Stadt als Mandatar der ÖVP, Rehabilitierung Haiböcks im gegen ihn durchgeführten Volksgerichtsverfahren

1947: Direktor der katholischen Pressezentrale

1948: Pressereferent im BM f. Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung

1950: Leiter des wissenschaftlichen und kommerziellen Dienstes in der Österr. Staatsdruckerei

1952: Verleihung des Titels "Professor"

1953: Erwerbung des Doktorgrades per Dissertation

1964: Lehrauftrag an der Universität Wien

1968: Verleihung des Funktionstitels "Direktor" bei der Österr. Staatsdruckerei

zw. 1960 und 1968 wurde Haiböck mit Ehrenzeichen und Ehrenmedaillen zur Genüge eingedeckt

1970: Pensionierung von Direktor Prof. Dr. Lambert Haiböck

25 Zit. nach: Duchkowitsch/Hausjell, Lieber geschwiegen, S. 1

 

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