Die Stadt Mödling feierte im Jahre 2003 ihre erste
urkundliche Erwähnung vor 1100 Jahren. Das Jubiläumsjahr war Anlass für
zahlreiche stimmungsvolle Feierlichkeiten aber auch für einen offenen
Rückblick in unsere Geschichte.
Die erste urkundliche Erwähnung im Jahre 903
Am 8. September 903 fand in der Stephanskirche zu Passau
eine Synode statt. Zu dieser Kirchenversammlung waren an diesem Tag auch
viele kirchliche Würdenträger, Laien, Grafen und Edelmänner erschienen.
Bischof Burchard und Chorbischof Madalwin schlossen dabei
einen Vertrag, in dem vereinbart wurde, dass Madalwin seinen Besitz an
Burchard vermachte. Dafür bekam er die Lehen, die Burchard vom Bistum Passau
auf Lebenszeit bekommen hatte. Der Besitz Madalwins umfasste ein Messornat,
eine Bibliothek mit 56 genau angeführten Büchern, seinen Besitz in der
Grafschaft des Aribo zwischen Enns und Url und Grundstücke zu Lilienbrunn in
Pannonien, die er von König Arnulf erhalten hatte. Die Lehen Burchards, die
nun an Madalwin gingen, umfassten Gebiete in einigen bayerischen Gauen und
jenseits des Wienerwaldes, eines davon ist als Mödling, Medilihha
bezeichnet. Madalwin ist somit der erste, namentlich bekannte Grundherr
unseres Gebietes.
Niedergeschrieben ist dieses Tauschgeschäft im Lonsdorfer
Kodex, der im Münchner Staatsarchiv in einer Abschrift aus dem 13.
Jahrhundert erhalten blieb, wodurch die Urform des Namens Mödling
überliefert wurde.
Aus Medilihha (903) wurde im Lauf der Zeit Medelekka
(1060), Medilikke (1113), Medelich (1120-1137), Medelic (1130), Medeliche
(1178), Melich (1196 - 1216), Medelicensis (1217), Medelich (1235-1321) und
schließlich Mödling.
Die Bezeichnung Medilihha ist eindeutig slawisch. Über
seine Bedeutung gehen allerdings die Meinungen auseinander. Eine mögliche
Übersetzung ist jedoch Grenzbach, könnte damit doch jener Bach gemeint sein,
der durch Mödling fließt.
Jedenfalls stammt der ursprüngliche Name aus der
awarisch-slawischen Epoche vor dem Jahr 800 und ist somit älter als die
erste urkundliche Erwähnung.
Festprogramm mit tausenden BesucherInnen
Mit zahlreichen Veranstaltungen über das ganze Jahr
verteilt beging die Europastadt Mödling ihren "Namenstag". Höhepunkt war das
Festwochenende vom 4. bis 8. September 2003 mit dutzenden Attraktionen und
Aktivitäten. Bei einem Stadtfest fanden tausende MödlingerInnen und Gäste
der Stadt ihren Weg in die bezaubernde Mödlinger Altstadt. Einen weiteren
Schwerpunkt bildete das Treffen der Mödlinger Partnerstädte. Mödling gehört
seit 1956 einem Jumelagering (Städtepartnerschaft) an, der es sich zum Ziel
gesetzt hat, durch einen regen Austausch das Verständnis für andere Kulturen
und Lebensweisen zu fördern. Im Zuge der Feiern zu 1100 Jahre Mödling wurde
in einem feierlichen Festakt der Partnerschaftseid erneuert und unter freiem
Himmel ein eindrucksvoller ökumenischer Gottesdienst gefeiert.
Viele Menschen sind zum ökumenische Gottesdienst gekommen
Den abschließenden Höhepunkt bildete der 26. Oktober
2003. An diesem Tag wurde am Platz der ehemaligen Mödlinger Synagoge ein
Mahnmal errichtet. Die Stadt Mödling hatte dazu ihre ehemaligen jüdischen
Mitbürgerinnen und Mitbürger zu einem Besuch ihrer ehemaligen Heimatstadt
geladen.
Von 23. bis 26. Oktober 2003 waren rund 30 ehemalige
jüdische MitbürgerInnen in ihre alte Heimatstadt gekommen.
Das Besuchsprogramm sah unter anderem eine Tour durch
Wien, eine Stadtführung durch Mödling mit einem Besuch des jüdischen
Friedhofes und die Enthüllung eines Mahnmals am Platz der ehemaligen
jüdischen Synagoge am 26. Oktober vor. Einige Gäste hatten sich auch bereit
erklärt, als Zeitzeugen in Mödlinger Schulen über ihre Erfahrungen zu
berichten.
"Ihr Besuch ist für uns keine Selbstverständlichkeit
sondern eine große Ehre", betonte STR Mag. Bernhard Knipel als Initiator der
Einladung. Kulturstadtrat Paul Werdenich, der gemeinsam mit GR Mag. Gerhard
Wannenmacher für die Errichtung des Mahnmals verantwortlich zeichnet, dankte
dem Mödlinger Künstlerbund und dem Künstler Karl Nowak für die einfühlsame
Umsetzung des Mahnmals. Die Skulptur zeigt einen achtarmigen geknickten
Leuchter, der die Verfolgung und Leiden der jüdischen Bevölkerung
symbolisiert.
Rabbi Josef Pardes, Vizepräsidentin des Bundesverbandes
der österr. Kultusgemeinden Renate Erbst, Bürgermeister LAbg. Hans Stefan
Hintner, STR Mag. Bernhard Knipel, Altbürgermeister OSR Harald Lowatschek,
Vizebürgermeister Andreas Holzmann und STR Paul Werdenich (v.l.n.r.).
Auch Bürgermeister LAbg. Hans Stefan Hintner dankte den
Gästen für deren Kommen und sprach in seiner Rede den Wunsch aus, dass
zukünftig alle Menschen in Frieden, Freiheit und Anerkennung der
menschlichen Würde zusammenleben können.
Die Feiern zum Jubiläumsjahr "1100 Jahre Mödling" haben
viele Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Religionen eindrucksvoll
zueinandergeführt. Miteinander zu feiern hatte ebenso seinen Platz wie
Besinnung und Nachdenklichkeit. Wenn wir ein wenig von beidem mit in die
Zukunft nehmen können, hat das Jubiläumsjahr der Europastadt Mödling sein
Ziel nicht verfehlt.