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Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wiener Neustadt
Werner SULZGRUBER
Der Beginn im Mittelalter
Die jüdische Gemeinde von Wiener Neustadt zählt zu den
ältesten und bedeutendsten im Gebiet des heutigen Österreich und bestand
spätestens Mitte des 13. Jahrhunderts. Wiener Neustadt beherbergte neben Krems
und nach Wien die älteste Judengemeinde" Österreichs. In ihrer Frühzeit bestand
sie vermutlich aus nicht mehr als fünfzig Personen. 1
Im 13. Jahrhundert erwuchs die jüdische Gemeinde von Wiener Neustadt neben den
genannten zu einer Hauptgemeinde im Raum des heutigen Niederösterreich.2
Die ersten Gemeinden genossen Selbständigkeit in Verwaltung und Rechtssprechung.
Wien, Wiener Neustadt und Krems bildeten Zentren jüdischen Lebens in
Niederösterreich.3
Die erste Information über Juden in Wiener Neustadt stammt
aus dem Jahre 1239, als Herzog Friedrich II. den Bürgern (im sog. Großen
Mautprivileg) unter anderem zusagte, Juden aus allen Ämtern auszuschließen,
durch welche christliche Bürger beschwert" werden könnten. 4
Die Gemeinde hatte seit der Mitte des 13. Jahrhunderts eine
Synagoge (Judenschulgasse, heute Allerheiligenplatz 1) und einen Friedhof, der
sich außerhalb der Stadtmauern im Süden befand. 5
Der älteste Fund eines jüdischen Grabsteins in Wiener Neustadt ist auf das Jahr
1252 datiert. Wiener Neustadt ist damit nach Wien die zweitälteste Gemeinde in
Österreich.6
Es handelte sich um den Grabstein des am 21. Jänner 1252 verstorbenen Simcha,
Sohn des Baruch. Ab etwa 1250 war Rabbi Mose Taku Rabbiner in Wiener Neustadt,
nach ihm Rabbi Chaim, Sohn des Wiener Rabbiners Isak.7
Im 14. Jahrhundert beherbergte Wiener Neustadt eine
Talmudschule, geführt von Rabbi Schalom. Rabbi Schalom ben Isaak war zweifellos
die zentrale Persönlichkeit des jüdischen Lebens vor der Wiener Gesera. 8
Die jüdische Bevölkerung lebte im Mittelalter im
Spannungsfeld zwischen Formen der Privilegierung und des Schutzes (durch Kaiser
bzw. Landesfürst) sowie Maßnahmen der Ausgrenzung und Diskriminierung. Die
feindliche Haltung gegenüber Juden zeigt sich zum Beispiel in einem Fresko in
der mittelalterlichen Pfarrkirche (dem Liebfrauendom), das Ende des 13.
Jahrhunderts entstand. Auf diesem finden sich Juden im Weltgericht", in die
Hölle getrieben, abgebildet.
Wenngleich sich die Ausgrenzung von Juden, wie andernorts, im
14. Jahrhundert fortsetzte, so nahm Wiener Neustadt hinsichtlich der
Verfolgungen von Juden eine Sonderrolle ein: Denn die jüdische Gemeinde von
Wiener Neustadt blieb nicht nur 1338 von den Verfolgungen in Niederösterreich,
die von Pulkau ausgingen, verschont, sondern auch von den Pogromen in der
Pestzeit 1348/49. 9
Dennoch blieb es auch hier nicht nur bei diversen Verboten,
etwa jenem von 1316, als Juden die Ausübung des Schneiderhandwerkes untersagt
wurde. 10
Im Jahr 1347 steigerte sich der Hass bis zur Ermordung von Juden in Wiener
Neustadt. So wurden etwa Rabbi Simcha, Sohn des Rabbi Eljakim, als er seinem
Glauben nicht abschwören wollte, und eine Jüdin ermordet. Da der Bürgermeister,
der Stadtrat und der Stadtrichter die Rechte der Juden und des Judenrichters
nicht anerkennen würden, sollten sie einen strefleuch brief" des Herzogs
erhalten.11
Die Zerstörung der Wiener Gemeinde im Rahmen der so genannten
Wiener Gesera" (Wiener Verhängnis) 1420/21 blieb ohne Auswirkung auf Wiener
Neustadt, weil die Stadt aufgrund der Neuberger Teilungsverträge von 1379 nicht
zum Herzogtum Österreich, sondern zum Herzogtum Steier gehörte. 12
Wiener Neustadt nahm infolge dieser rechtlichen Stellung und als nunmehr größte
jüdische Gemeinde wieder eine Sonderrolle als einziges geistiges jüdisches
Zentrum im Gebiete des heutigen Österreich" ein.13
Die jüdische Gemeinde blieb verschont, es kam zu keiner Vertreibung.
Nach einer Phase innerer Streitigkeiten übernahm vor 1450
Rabbi Israel bar Petachja, genannt Isserlein (gestorben 1460), aus Marburg die
Position eines Rabbiners. 14
Er wurde zum Begründer einer berühmten Talmudschule, genoss höchstes Ansehen
innerhalb des Kreises jüdischer Gelehrter und stellte zweifellos die rabbinische
Autorität nach der Wiener Gesera schlechthin dar. Isserlein war als Gelehrter
über die Grenzen des Landes hinaus bekannt, seine Entscheidungen in Rechts- und
Glaubensfragen hatten Vorbildcharakter.15
Kaiser Friedrich III. (König Friedrich IV.) wurde wegen
seiner judenfreundlichen Haltung als Rex Judaeorum" tituliert. Juden wurden von
den Landesfürsten, die sich in ständiger Geldnot befanden, gefördert. Die
jüdische Bevölkerung in Wiener Neustadt erlebte unter Kaiser Friedrich III., der
die Stadt 1440 als Residenz gewählt hatte, eine Blütezeit. 16
Gleichwohl belegt der so genannte Judenspott", ein
Steinrelief, das an der Front eines Hauses am Hauptplatz 16 eingelassen war und
ein Schwein zeigt (das Schwein galt Juden als unreines Tier"), an dessen Zitzen
jüdische Männer saugen, die bestehende und wachsende Ablehnung gegenüber Juden
im 15. Jahrhundert.
Richten wir unseren Blick auf die jüdische Gemeinde und ihre
örtliche Infrastruktur im 15. Jahrhundert: Das Judenviertel, 17
das im Südwesten der Stadt, dem Minderbrüderviertel, lag, reichte ungefähr vom
Hauptplatz und der Friedrichgasse im Osten bis zur Singergasse und der
Reyergasse im Westen sowie von der Lange Gasse im Süden bis zur
Herzog-Leopold-Straße (dann auch in Teilen zur Herrengasse) im Norden.18
In Wiener Neustadt gab es mehr als nur eine Synagoge und
Talmudschule. 19
Die 1383 erstmals urkundlich erwähnte Synagoge stand am Allerheiligenplatz 1
(einst Judenschulgasse"),20
ihr gegenüber das 1464 erstmals erwähnte jüdische Spital (Allerheiligenplatz 3
bzw. 4).21
Weiters gab es einen eigenen Gebetsraum für jüdische Frauen (Frauenschul")22
und eine Fleischbank, die sich westlich des Spitals befand. Ein Bächlein, das im
Bereich der Lederergasse floss, diente als Wasserversorgung für diese
Fleischbank.23
Aus dem Jahr 1354 stammt die erste Erwähnung einer
Judenbadstube". Auch in der Herrengasse 25 wird eine solche erwähnt, die aber
von einem Christen geführt wurde und kein rituelles Tauchbad (Mikwe), sondern
nur ein Reinigungsbad war.
Eine weitere Judenbadstube" im Frauenviertel wurde
1492 erwähnt. Ein rituelles Tauchbad befand sich vermutlich gegenüber der
Synagoge (Judentuckhaws").24
Zu betonen gilt es, dass Juden in Wiener Neustadt durch
keine Trennungslinie von ihren christlichen Nachbarn abgesondert" lebten,
sondern die Grenzen verwischt waren. 25
Dennoch wird angenommen, dass sich im Osten und Norden des Judenviertels eigene
Zugänge bzw. Tore befanden, die in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts,
also noch vor der weiteren Expansion des Wohnviertels, installiert worden waren
und auch versperrt werden konnten. Das Judenviertel wies die vergleichsweise
höchste Bevölkerungsdichte in der Stadt auf. Nachdem es von der heutigen
Herzog-Leopold-Straße (einst Neue Judengasse") in nördliche Richtung zur
Herrengasse gewachsen war, erreichte es um das Jahr 1450 seine größte
Ausdehnung. Ebenso ist ein eigener Judenplatz" nachweisbar, und zwar im Bereich
des ehemaligen Gerichtshauses der Stadt, das sich etwa in der Mitte zwischen
Lange Gasse und Haggenmüllergasse, einst Judengasse", befand.26
Juden waren in Wiener Neustadt im 15. Jahrhundert primär im
Geldverleih und im Handel, insbesondere mit Getreide, Vieh, Wein, Stoffen, Öl
und anderem, tätig. 27
Nach dem Tod Kaiser Friedrichs III. im Jahre 1493 verlor
Wiener Neustadt den Charakter als Regierungsmittelpunkt. Bereits in den 1480er
Jahren war der Hofstaat weggezogen und nun folgte der Adel Maximilan I. nach
Innsbruck. 1494 zerstörte ein Großbrand die gantz Stat mitsambt christn und
judn". 28
Das Judenviertel war massiv betroffen, vor allem Synagoge und Spital (das nicht
mehr aufgebaut wurde).
Das Verhältnis zwischen Juden und Christen verschlechterte
sich in Folge der Zerstörung der Stadt, weil aufgrund von Darlehensgeschäften
Schulden bei Juden ausstanden. Die Juden in Wiener Neustadt hatten, aus der
Sicht der Landstände, zu viele Rechte. Wirtschaftliche Interessen des
verschuldeten Adels und machtpolitische Bestrebungen der Stände gegenüber dem
Landesfürsten, die auf der Ebene der Bewilligung von außerordentlichen Steuern
ausgetragen wurden, taten das Ihre. 29
Maximilan I. befahl schließlich 1496 die Vertreibung der
Juden aus Wiener Neustadt. Ihnen sollte eine Niederlassung auf ewige Zeit"
verboten sein. Als Kompensation zur Judensteuer mussten die steirischen Stände
Geld aufbringen und die Steuern für die Finanzierung des Krieges gegen die
Osmanen bewilligen. Die Vertreibung verlief nicht in Form eines Pogroms, sondern
es handelte sich um eine organisierte Ausweisung von Juden, in deren
Zusammenhang sich die Verkäufe von Häusern und alle Veränderungen der
bestehenden Besitzverhältnisse über mehrere Jahre hinzogen: Sämtliche
Geldangelegenheiten und Streitigkeiten zwischen Juden und Christen mussten
beigelegt sein. Ihr bewegliches Hab und Gut durfte mitgenommen werden. Ihnen
wurde eine Frist bis zum Heiligendreikönigstag 1497 gesetzt, diese wurde
letztlich auf den 23. April 1498 verlängert, sodass die Juden mit ihren weibern
und kindern in der kelten nicht auf dem velde beleiben und verderben". Den
jüdischen Bürgern war vorgeschrieben worden, die Stadt Wiener Neustadt zu
verlassen und nach Marchegg oder Eisenstadt zu ziehen. Die letzten Hausverkäufe
und Schuldzahlungen erfolgten erst 1500 oder später. 30
Die an den Landesfürsten gefallene Synagoge schenkte Maximilian I. der Stadt.
Diese wurde in eine Kirche umgewandelt und bereits 1497 eingeweiht. Der
Judenfriedhof, welcher südlich der Stadtmauern lag, blieb vorerst unbenützt, bis
auf seiner Fläche Mitte des 16. Jahrhunderts die Kapuzinerbastei" errichtet
wurde.31
Bis zum 19. Jahrhundert sollte sich in Wiener Neustadt keine neue Gemeinde mehr
etablieren.
Ansiedlungsversuche in der Neuzeit
Die Ausweisung der Juden aus Wiener Neustadt hatte weitere
Auswirkungen auf die Bildung jüdischer Gemeinden in Österreich unter der Enns,
denn hier konnten sie eingeschränkt siedeln. Die Zeit der folgenden drei
Jahrhunderte gestaltete sich für Juden in Niederösterreich wechselhaft. Sie
befanden sich in andauernder Bedrohung ausgewiesen zu werden. Das 16.
Jahrhundert war durch eine restriktive Judenpolitik gekennzeichnet. Obgleich
zahlreiche Vertreibungsdekrete erlassen wurden, erfolgte trotz des Drängens
der Stände keine vollständige Ausweisung aller Juden aus Österreich unter der
Enns, weil die beschlossenen Vertreibungen nur beschränkt oder teils gar nicht
umgesetzt wurden. Vielmehr waren Ausnahmen für privilegierte Juden (mit
Schutzbrief) gegeben und es blieb die Siedlungskontinuität an wenigen Orten, so
vor allem in kleinen Landgemeinden, erhalten. 32
Im 16. und 17. Jahrhundert versuchten immer wieder Juden in
Wiener Neustadt Fuß zu fassen. 33
1523 war Wiener Neustadt Sitz der niederösterreichischen Regierung geworden und
daher wirtschaftlich wieder interessant.34
Eine erste umfassende Ausweisung in Österreich unter der Enns erfolgte 1543/44.
1543 besagte ein Erlass Ferdinands I., dass Juden nicht in der Stadt verweilen
dürfen. 1544 und 1545 erneuerte der Stadtrat dieses Verbot: Kein Jude soll über
Nacht hier bleiben
"35
Im 17. Jahrhundert hielten sich dann tatsächlich wieder Juden in Wiener Neustadt
auf. Mit der Großen Judenaustreibung" 1669 bis 1671 aus Wien und
Niederösterreich fand die jüdische Besiedelung in Niederösterreich allerdings
ihr abruptes Ende,
was für Wiener Neustadt ohne Bedeutung war, da hier kaum
mehr eine jüdische Familie für längere Zeit verweilte."36
Nur wenige Jahrzehnte vergingen und die Stadt sollte
neuerlich zum Aufenthaltsort von Juden werden. Zahlreiche Juden waren am Beginn
des 18. Jahrhunderts vor ungarischen Aufständischen (Kuruzzenaufstände gegen die
Habsburger) nach Österreich geflohen und so wohnten wiederum Juden im
Stadtgebiet. Doch 1706 musste der Rat einen Sturm auf die Judenwohnungen" in
Wiener Neustadt verhindern, 1708 kam es dann zu gewaltsamen Zusammenstößen
zwischen Juden und Christen in Wiener Neustadt. Der Stadtrat hatte in Konsequenz
daraus auf Befehl der niederösterreichischen Regierung dafür Sorge zu tragen,
dass Christen und Juden (es waren 535 Juden) getrennt voneinander wohnten. Auf
kaiserlichen Befehl folgte 1709 die Ausweisung aller Juden binnen drei Tagen
mit Weib und Kind", neuerlich 1713. Das Aufenthaltsverbot wurde 1719 zu einer
Aufenthaltserlaubnis über den Tag abgeschwächt. 37
Das Wiedererstehen der jüdischen Gemeinde im 19. Jahrhundert
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrieben
vereinzelt jüdische Unternehmer in der aufstrebenden Industriestadt Wiener
Neustadt Fabriken zur Papiererzeugung. 38
Schließlich lagen zirka 50 Prozent der Industrieproduktion der
Habsburgermonarchie in Wien und Niederösterreich. Es ist anzunehmen, dass sich
damals Juden (ohne Genehmigung) in Wiener Neustadt aufhielten, obgleich es für
sie verboten war, sich in Niederösterreich niederzulassen.39
Nach dem Revolutionsjahr 1848 lebten wieder Juden in der
Stadt, es war dies der Beginn der erlaubten Neuansiedlung und er führte ab 1860
zu einer Renaissance jüdischen Lebens in Niederösterreich. Der erste Jude, der
sich nach 1848 in Wiener Neustadt niederließ, war Hermann Friedenthal. In Wiener
Neustadt konnte sich in wenigen Jahren eine kleine Gemeinde etablieren, die ab
1864 eigene Matriken zu führen begann. Erste gemeinsame Gottesdienste fanden
anfangs im Wohnhaus von Moses Rosenberger (Pognergasse 18), dann in angemieteten
Räumlichkeiten im Gasthof Zur ungarischen Krone" (Ungargasse 9) und ab 1853 in
einem eigenen Bethaus in der Grünangerstraße 13 statt. Der Sohn Friedenthals,
der Arzt Dr. Moritz Friedenthal, fungierte nach dem Tod seines Vaters als
Gemeindeleiter, Abraham Adolf Boskowitz aus Eisenstadt als Schächter. 40
Das Staatsgrundgesetz von 1867 und das interkonfessionelle
Gesetz vom Mai 1868 brachten die volle bürgerliche Gleichberechtigung. Die sich
neu ansiedelnden Juden lebten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in
angemieteten Wohnungen in Bürgerhäusern, primär in der Innenstadt und im
Kapuzinerviertel. 1869 lebten zirka 185 Personen mit mosaischer
Religionszugehörigkeit in Wiener Neustadt, also 0,8 Prozent der Einwohner, 1880
schon 309, somit 1,1 Prozent. Die jüdischen Bewohner waren vor allem als
Händler" und Hausierer" tätig. 41
1870 erfolgte der Ankauf einer Wagenremise am
Baumkirchnerring 2 und der Umbau derselben zu einer kleinen Synagoge. Die
jüdische Gemeinde wuchs kontinuierlich, sodass das Gebäude in den 1880er Jahren
erweitert werden musste. Mit dem 4. Mai 1871 erhielt sie den Status einer
Israelitischen Kultusgemeinde". Benjamin Weiß wurde Rabbinatsverweser". 42
Zur Errichtung eines Friedhofes kaufte die IKG 1888 einen
Grund in der Wienerstraße 95, da bislang die Verstorbenen zur Bestattung nach
Ungarn, Neunkirchen bzw. Baden gebracht werden mussten. Im Oktober 1889 wurde
der Friedhof seiner Bestimmung übergeben. Bereits 1888 war eine Vereinigung für
die Organisation von Begräbnissen und die Betreuung der Familienangehörigen,
eine Chewra Kadischa" (Fromme Bruderschaft"), gegründet worden. 43
1890 wurde mit dem Österreichischen Israelitengesetzes" das
Verhältnis der verschiedenen Kultusgemeinden zum Staat auf eine einheitliche
Rechtsgrundlage gestellt. Mit 1. Jänner 1892 erfolgte die Organisation der IKG
Wiener Neustadt gemäß dieser neuen Rechtsgrundlage, auf der nach der
Jahrhundertwende 15 Gemeinden mit ihren Kultussprengeln in Niederösterreich
bestanden: Amstetten, Baden, Gänserndorf, Groß-Enzersdorf, Hollabrunn, Horn,
Krems, Mistelbach, Mödling, Neunkirchen, St. Pölten, Stockerau, Tulln,
Waidhofen/Thaya und Wiener Neustadt. 44
Im Jahre 1902 wurde am Baumkirchnerring 4 eine neue Synagoge
erbaut, die alte diente weiter als Lehr- und Bethaus. Nach den Plänen des Wiener
Architekten Wilhelm Stiassny errichtete Baumeister Franz X. Schmidt diese neue
Synagoge im Ausmaß von rund 340 m 2
(Kosten: 80.000,- Kronen). Mit dem für die Stadt atypischen, im maurischen Stil
gehaltenen Prachtbau wurde ein für die Stadt neuartiges Baukonzept im Stile des
historisierenden Klassizismus" bzw. romantischen Historismus" verwirklicht,
das sich vom üblichen Stil der Umgebung deutlich unterschied.45
Östlich der Synagoge befand sich das kleine Bethaus (kleiner
Saal") von rund 70 m 2
Größe, das als Versammlungsort für den Gottesdienst,
den Religionsunterricht und Feste diente. Daran angebaut war das Schlachthaus",
wo Kleintiere zu festgelegten Zeiten geschächtet wurden.46
In der Haidbrunngasse 2-4 existierte außerdem ein privates
Bethaus der Familie Koppel. Der Großkaufmann Eleasar Koppel war mit seiner
Familie zur Zeit des Ersten Weltkrieges von Mattersdorf (heute Mattersburg) nach
Wiener Neustadt gezogen und bemühte sich um ein eigenes Bet ha-Midrasch".
Schließlich gehörten diesem zirka 30 Männer als Mitglieder an. 47
In der IKG Wiener Neustadt fungierten ab 1871 folgende
Rabbiner: Benjamin Weiß, Dr. Jakob Hoffmann, Dr. Hermann Klein, Dr. Joel Pollak,
David Friedmann und zuletzt Dr. Heinrich Weiss. 48
Leben in den 1930er Jahren: Kultur, Wirtschaft, Soziales
Die IKG Wiener Neustadt war damals die zweitgrößte jüdische
Gemeinde in Niederösterreich (nach Baden). Vor dem Anschluss" 1938 waren Prof.
Dr. Heinrich Weiss als Rabbiner, Hugo Reininger als Vorstand der Gemeinde,
Moritz Schulhof als Oberkantor und Schächter, Leo Löwy als Kantor, Heinrich Löwy
als Religionslehrer, Karl Schlesinger als Tempeldiener und Philipp Sinai als
Friedhofsaufseher aktiv. Neben der Synagoge, dem Bethaus, dem Schächthaus, dem
privaten Koppel-Bethaus, dem Matrikenamt (Hauptplatz 11) und dem Friedhof gab es
allerdings keine weiteren Einrichtungen der örtlichen IKG. 49
Eine Mikwe ist offiziell nirgends ausgewiesen, aber jüdische Frauen sollen in
der Ungargasse ihr Tauchbad vorgenommen haben.50
Ein so genanntes Filialbethaus" des Weinhändlers Leopold Hacker existierte seit
1895/96 im nahen Erlach.51
Bei der Volkszählung von 1934 umfasste die IKG Wiener
Neustadt (Stadt und Sprengel) 886 Personen mit mosaischem Religionsbekenntnis.
685 Menschen lebten in Wiener Neustadt, 30 in Oberwaltersdorf, 20 in
Ebreichsdorf, 14 in Erlach, 11 in Katzelsdorf, 10 in Pernitz, 10 in Weigelsdorf,
9 in Ebenfurth, 9 in Gramatneusiedl und die restlichen 88 in vielen anderen
kleinen Dörfern des Kultussprengels. 52
Im Standesausweis der IKG Wiener Neustadt für 1936 wurde die Mitgliederzahl mit
820 Mitgliedern angegeben und für 1937 mit 646 Mitgliedern.53
Das Vereinsleben in der Stadt blühte im ersten Drittel des
20. Jahrhunderts auf, eine Vielzahl von Einrichtungen, vor allem für karitative
Zwecke, zeugt davon. Nach den vor der Jahrhundertwende gegründeten Vereinen,
also der bereits angeführten Chewra Kadischa" (1888) und einem Israelitischen
Frauen- und Mädchen-Wohltätigkeits-Verein" (1894), wurden die folgenden ins
Leben gerufen: eine Ortsgruppe des Zionistischen Landesverbandes" (1920), ein
Frauenhilfe-Verein Esrath Noschim" (1924), ein Verein zum Troste Trauender
Chewra Menachem Awelim" (1929), ein jüdischer Sparverein Kohle und Mazes"
(1932), eine Ortsgruppe des Bundes jüdischer Frontsoldaten", ein Jugendverein
Tifereth Bachurim" (1937), der Verein Talmud Thora" und eine Ortsgruppe der
Agudas Jisroel". 54
In Niederösterreich lebten zur Zeit des Anschlusses"
ungefähr 8.100 Personen, die nach den NS-Rassengesetzen als Juden galten. 55
Wie aktuelle Forschungsergebnisse über Wiener Neustadt zeigen,56
lebten 1938 in der Stadt nicht nur 685 Juden, sondern mindestens 711 Juden.
In den 1930er Jahren waren sie vorrangig im Handel und
Gewerbe tätig und konzentrierten sich vor allem auf den Gemischtwarenhandel, den
Textilhandel und den Weinhandel. In geringerem Ausmaß wurden beispielsweise
Leder-, Schuh-, Holz-, Kohle-, Möbelhandel oder Lebensmittel- bzw. Viehhandel
betrieben. Im Gewerbe, das im Vergleich zum Handel eine geringere Rolle spielte,
war der Anteil in der Bekleidungs- und Textilbranche besonders hoch. Mehr als
ein Viertel der im Gewerbe tätigen Juden war dort beschäftigt. In der Industrie
verdienten Juden nur in Ausnahmefällen in einer gehobenen Position als
Fabrikanten ihr Geld. Als jüdische Unternehmen sind hier beispielsweise die
Harzraffinerie Prager, die Seifenfabrik Grünwald, die Gardinen- und
Teppichfabrik Selmeczi, die Kugelketten- und Bijouteriewarenfabrik Zeilinger und
die Macospinnerei und Zwirnerei Pick anzuführen.
Ganze sechs Prozent der Wiener Neustädter Juden waren
Akademiker und führten den Doktortitel. Den größten Anteil wiesen Juden in der
Berufssparte der Ärzte und Rechtsanwälte auf: Über ein Drittel der ordinierenden
Ärzte und fast die Hälfte der aktiven Rechtsanwälte war jüdischer Abstammung. 57
Die IKG Wiener Neustadt war hinsichtlich ihrer ökonomischen
Situation und ihrer sozialen Verhältnisse zweifellos höchst differenziert.
Fanden sich in der Gruppe der Intellektuellen bzw. der Akademiker zahlreiche
Juden, so lebten viele andere wiederum am Existenzminimum. Desgleichen war eine
Spaltung innerhalb der Gemeinde insofern sichtbar, als es auf der einen Seite zu
einer auffälligen Vermischung zwischen jüdischen und christlichen Familien kam,
auf der anderen Seite sich eine Gruppe von Juden jedoch auch im Besonderen durch
ihre Orthodoxie abzuheben trachtete. In Wiener Neustadt sind vereinzelt
Konversionen dokumentiert, häufiger kam es zu Mischehen". Als bekanntestes
Beispiel für einen Übertritt vom jüdischen zum christlichen Glauben ist jener
von Leopold Ungar, dem Sohn des örtlichen Weinhändlers Gustav Ungar, zu nennen.
Dr. Leopold Ungar sollte später römisch-katholischer Prälat und Präsident der
Caritas Österreich werden. Die sicherlich am meisten diskutierte Eheschließung"
stellte jene von Hella Koppel, der Tochter der streng orthodoxen Familie Koppel,
mit Dr. Werner Buxbaum dar, welcher zum Judentum übergetreten war. 58
Innerhalb der Gemeinde bestand ein teils intensives
Gesellschaftsleben. Das berühmte Café Bank in der Bahngasse, das im Besitz der
gleichnamigen jüdischen Familie war, stellte in diesem Zusammenhang für viele
jüdische Bürger einen Ort mit besonderer Anziehung dar. Es diente oft als
Veranstaltungsort, wie etwa zu Purim. Koscheres Essen gab es in spezifischen
Restaurants, wie dem von Malvine Gerstl in der Neunkirchnerstraße oder Rosa
Schulz in der Brodtischgasse. Das religiöse Kulturleben fokussierte sich um den
Tempel. Jeden Samstag ging man dorthin zum Gottesdienst (primär die frommen
Juden der Stadt). Nachmittags gab es einen speziellen Jugendgottesdienst, meist
im Bethaus. Zu Jom Kippur war der Andrang im Tempel so intensiv, dass man
im Vorfeld die Plätze reservieren musste. 59
In der Lagerhalle der Firma Blum & Jaul wurde anlässlich des Sukkot-Festes
alljährlich eine Hütte mit einem Schilfrohrdach aufgebaut.60
Jüdische Kinder und Jugendliche blieben meist unter sich. Sie
sahen sich nicht integriert und hatten fast nur jüdische Freunde. Bis zum
Anschluss" waren antisemitische Signale und Aussagen keine Seltenheit und
Pöbeleien an der Tagesordnung. Keineswegs ungewöhnlich waren Beschimpfungen wie
Saujud". So manche erlebten antisemitische Provokationen und Gewalt gegen sich
oder andere, weil sie Juden waren. Andere bewegten sich meist in jüdischen
Freundeskreisen, wo ihnen kein Antisemitismus direkt begegnen konnte. Der
wirtschaftliche Antisemitismus schien in Wiener Neustadt durchaus nicht fremd
gewesen zu sein. Es gab Leute, die aus Prinzip" kein jüdisches Geschäft
betraten.
Trotz bedenklicher Informationen von Juden, die nach 1933 als
Flüchtlinge nach Österreich oder in die Tschechoslowakei gekommen waren,
unterschieden jüdische Bewohner der Stadt zwischen jenen Juden in der IKG, die
erst nach dem Ersten Weltkrieg zugewandert waren, den Ostjuden", die man als
gefährdet einstufte, und jenen, die bereits um die Jahrhundertwende in Wiener
Neustadt gelebt und im Ersten Weltkrieg gedient hatten. Viele sahen sich als
Österreicher", seit Generationen im Land und hier verwurzelt. 61
Der Anschluss" und seine Folgen
Unmittelbar nach der Machtergreifung" im März 1938 setzte in
Wiener Neustadt die systematische Verfolgung der Juden ein. Es kam zur
Misshandlung der jüdischen Bevölkerung. SA und SS holten Juden aus ihren Häusern
und ließen sie am Hauptplatz und in den zulaufenden Straßen unter Beobachtung
von Passanten Straßen und Autos reinigen". Mit kleinen Bürsten mussten ältere,
örtlich bekannte Juden auf dem Hauptplatz den Boden waschen, jüdische Frauen in
der Nähe der Synagoge. 62
Mehrere Juden, darunter zum Beispiel Kultusgemeindevorstand
Hugo Reininger, wurden aus ihren Wohnungen geholt und in das Anhaltelager
Wöllersdorf gebracht. 63
Die Abwesenheit der Juden wurde genützt, um sich ihres Vermögens zu bedienen.
Auf Eigeninitiative lokaler Behörden und Parteigenossen hin
wurde unter Berufung auf die nunmehrige Autoritätsstellung fremdes Eigentum
bisweilen rigoros beschlagnahmt, quasi im Namen der Partei": der Beginn der
wilden Arisierungen". Geschäftsinhaber wurden ihrer Existenzgrundlage beraubt.
Man positionierte SA-Leute vor jüdischen Geschäften, um keine Kunden mehr
einzulassen. 64
Es folgten in Verbindung mit dem Anschlusspogrom" erste
Amtsenthebungen und rechtliche Benachteiligungen von Juden. Jüdische Beamte und
Angestellte wurden außer Dienst gestellt. Ein Berufsverbot traf unter anderem
jüdische Ärzte (so zum Beispiel mehrere Ärzte des örtlichen Krankenhauses) und
Rechtsanwälte. 65
Juden, die aktiv im Schuldienst tätig waren, mussten ihre Tätigkeit sogleich
beenden. Dies betraf die als Religionslehrer angestellten Dr. Heinrich Weiss und
Heinrich Löwy. In der Regel wurden in Österreich jüdische Lehrer und Schüler
sofort oder Schritt für Schritt aus dem Schulleben und Schuldienst entfernt.
Jüdische Schüler in speziellen höheren Schulen in Wiener Neustadt blieben
allerdings bisweilen noch bis zum Ende des Schuljahres im Klassenverband.66
Ab August und besonders mit dem Oktober 1938 kam es zu einem
allgemeinen Exodus der Mitglieder der Kultusgemeinde. Rabbiner Dr. Heinrich
Weiss verließ im August 1938 mit seiner Familie das Land. Der Vorsteher der
Kultusgemeinde Hugo Reininger befand sich vorerst noch in Haft. Die IKG war in
Auflösung begriffen. Als auch Hugo Reininger abgewandert und dessen
Stellvertreter Samuel Frankl gestorben war, wurde am 4. Oktober 1938 der
Rechtsanwalt Dr. Leopold Bauer zum Vorsteher der Kultusgemeinde gewählt. Dieser
sollte die Kultusgemeinde vertreten und deren Geschäfte führen. 67
Mit Ende Oktober 1938 wies die IKG Wiener Neustadt nur noch 395 Mitglieder auf.
Neben dem Matrikenführer Benno Feldmann finden sich als Ritualfunktionäre noch
ein Oberkantor und ein Kantor angeführt.68
In Wiener Neustadt agierten kommissarische Verwalter ab März
und April 1938 vielfach vor ihrer definitiven Bestätigung. Die Positionen der
Verwalter für jüdische fabriksmäßige und gewerbliche Betriebe, Praxen, Kanzleien
und Geschäfte wurden durch die NSDAP-Kreisleitung ab April 1938 teils neu
besetzt und nach einem Prüfverfahren durch die Vermögensverkehrsstelle Wien
(VVSt) zumeist mit 14. Mai 1938 bestätigt. Die Kommissare wurden beauftragt, die
Vermögenslage der jüdischen Geschäftsbetriebe zu prüfen und jüdisches Eigentum
zu verwalten. Die VVSt überwachte die Überführung in arischen" Besitz.
Bei den Interessenten handelte es sich oft um ehemals
arische" Konkurrenten und lokale Firmen- und Geschäftsinhaber derselben
Branchen, die zu günstigen Preisen Inventar, Warenlager oder ganze
Gebäudekomplexe kauften. Es kam häufig zu Streitigkeiten zwischen potentiellen
Ariseuren" um das jüdische Gut und zu Beschwerden bei der Kreisleitung. In
Wiener Neustadt bestand ein regelrechtes Arisierungs-Netzwerk", da
kommissarische Verwalter und Ariseure" einander kannten und miteinander
freundschaftlich verbunden waren. Eine besondere Rolle als so genannter
Generalabwickler" spielte Ing. Fritz Helmling. Die an den Arisierungen"
beteiligten Personenkreise führten einander jüdische Betriebe zu. Fast alle
Ariseure" stammten aus Wiener Neustadt, teils aus der unmittelbaren
Nachbarschaft. Ein in der Stadt typisches Verfahren bestand darin, dass die
kommissarischen Verwalter welche jüdische Vermögenswerte nicht kaufen und ohne
Genehmigung nicht verkaufen durften vielfach von ihrer Funktion als Verwalter
zurücktraten (nachdem sie die Vermögenswerte gesichtet hatten) und zu Käufern
wurden.
Die meisten jüdischen Eigentümer waren Ende 1938 gar nicht
mehr in der Stadt. Der Verkaufserlös stand dem jüdischen Verkäufer" im
Regelfall nicht zur Verfügung. Die Vermögensverkehrsstelle, die beauftragten
Verwalter, die NSDAP-Kreisleitung und Generalabwickler" Helmling (sowie nach
ihm die Treuhandgesellschaft Donau) bildeten mit einzelnen Rechtsanwälten und
Banken die zentrale organisatorische Plattform für finanzielle Transaktionen im
Rahmen der geordneten Arisierungs- und Liquidierungsverfahren" in Wiener
Neustadt. Die meisten Verkäufe jüdischer Gewerbebetriebe, Geschäfte, Häuser,
Wohnungen und anderer Sachgüter in Wiener Neustadt wurden in den Jahren 1938 und
1939 getätigt. 69
Die Reichskristallnacht"
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden mehrere
Nationalsozialisten von der Parteileitung zu einem Fackelzug zum
Baumkirchnerring abkommandiert. Teile der Gebäudefront, die Fenster und die
Inneneinrichtung der Synagoge wurden schwer beschädigt oder vollständig
zerstört, die Tempelgeräte gestohlen. Die Synagoge wurde nur deshalb nicht in
Brand gesteckt, weil Bürgermeister Dr. Scheidtenberger das Gebäude noch nutzen
wollte. 70
Am 10. November wurden jüdische Männer, Frauen und Kinder von
SA-Leuten gesammelt und zu Fuß durch die Straßen der Stadt zur Synagoge
getrieben. Die jüdischen Bewohner, welche noch in der Stadt verblieben waren,
hatten sich in ihre Wohnungen zurückziehen müssen, da ihre Geschäfte
kommissarisch verwaltet und arisiert" wurden. Es handelte sich um mindestens
100 Menschen. Diese versorgte man zwar mit dem Nötigsten an Nahrung,
gleichzeitig beraubte man sie aber in der Haft: Schmuckgegenstände, selbst
Eheringe, wurden ihnen abgenommen und unter Androhung oder Ausübung von Gewalt
Unterschriften für Verträge abgepresst. Die Männer transferierte man alsbald
von Frauen und Kindern getrennt und früher als jene in das städtische
Gefangenenhaus. Spätestens drei Tage nach der Reichskristallnacht" waren Frauen
und Kinder in einer Kolonne zu Fuß durch den Stadtpark ins Gefangenenhaus des
Kreisgerichts nachtransportiert worden, wo sie einige Tage verblieben. Nach etwa
drei bis vier Tagen wurde der Großteil der Juden mit Zügen, ein Teil mit
Autobussen nach Wien verfrachtet", wo man alle aussetzte. Niemand hatte eine
Möglichkeit, irgendetwas von seinem Hab und Gut mitzunehmen. Einige wenige der
ehemals in der Synagoge Inhaftierten wurden nicht verschickt, sondern nach Hause
entlassen. 71
Während der Inhaftierung in der Synagoge, im Bethaus und im
städtischen Gefangenenhaus fanden die Plünderungen der Wohnungen statt. Die
Durchsuchungen der Wohnungen und Privathäuser sowie die Verhaftungen erfolgten
durch SA, SS und Polizei. Das primäre Ziel der Akteure lag darin, Bargeld,
Sparbücher, Schmuck, in den Wohnungen aufbewahrte Kunst- und Wertgegenstände
(Bilder, Pelze, Gold) sowie die Wohnungen selbst an sich zu reißen. Die
Beschlagnahmungen und der Abtransport von Einrichtungen wurden in großem Umfang
vorgenommen. 72
Ende der IKG, Flucht und Deportation
Die definitive Auflösung der IKG Wiener Neustadt erfolgte
noch im November 1938. Die Matriken wurden Ende 1938 nach Wien transferiert. Ab
Jänner 1939 gab es kein öffentliches religiöses Leben, wenn auch Dr. Bauer immer
noch als Vertreter der IKG Wiener Neustadt gegenüber den NS-Behörden fungierte.
Andere Funktionen waren nicht besetzt. Für Wiener Neustadt waren nur noch 30
Mitglieder ausgewiesen, zu Jahresbeginn 1940 wurde die letzte Standesmeldung
transferiert. 73
Durch Erlass der Landeshauptmannschaft in Niederdonau vom 3. April 1940 wurden
die Kultusgemeinden in der Ostmark", mit Ausnahme von Wien, aufgelöst. Es
handelte sich um einen Formalakt.74
Nachdem es bereits ab März 1938 in Folge des
Anschlusspogroms", der Entrechtungsmaßnahmen und Arisierungen" zu einer ersten
Fluchtbewegung aus Wiener Neustadt gekommen war und seit März 1938 die Anzahl
der Juden von rund 700 auf zirka 450 im Oktober 1938 gesunken war, löste die
Reichskristallnacht" eine zweite massive Fluchtbewegung aus. Statistische Daten
weisen aus, dass die Zahl der Juden in der Stadt vom November bis zum Jahresende
1938 um zirka 20 Prozent weiter sank. 75
Es ist allerdings anzunehmen, dass sich aufgrund der violenten Vertreibung im
November weitaus mehr jüdische Menschen nicht mehr in der Stadt aufhalten
konnten.
Nicht nur nach der Reichskristallnacht" waren viele Juden
mit Gewalt nach Wien gebracht worden, schon lange zuvor hatten jüdische Familien
die Stadt verlassen und waren nach Wien oder Prag geflohen. Mehrere jüdische
Kinder hatte man bereits im Sommer und Herbst ins Ausland schicken können, vor
allem mittels Kindertransporten nach England. Konfrontiert mit bürokratischen
Hürden, finanziellen Forderungen und zeitlichen Fristen warteten die
Ausreisewillige dann in Wien oft vergeblich.
Als Zielstaaten, die jene Wiener Neustädter Juden erreichten,
die nicht deportiert wurden und von welchen die definitiven Exile bekannt sind
(nämlich 152 Personen), sind allen voran Palästina (56), die USA (32) und
Großbritannien (26) zu nennen eine Verteilung, wie sie ebenfalls für ganz
Niederösterreich zutrifft. 76
Einzelne Juden aus Wiener Neustadt flüchteten in die Nachbarstaaten Österreichs,
meist in die Tschechoslowakei und nach Ungarn, oder nach Westeuropa.77
Mit Oktober 1939 begannen die Deportationen von Wiener
Neustädter Juden (bis März 1944). Der Großteil wurde im Jahre 1942 in die
Konzentrationslager verbracht. Jene Juden, über die hier gesicherte
Informationen hinsichtlich ihres Schicksals vorliegen insgesamt konnten 117
Personen nachgewiesen werden , deportierte man zumeist nach Auschwitz, Minsk
und Riga. Nur rund ein Sechstel der Deportierten überlebte das KZ. 78
Weitere Entwicklungen
Wiener Neustadt hatte nicht nur im Mittelalter zu den
ältesten und bedeutendsten jüdischen Gemeinden Österreichs, sondern auch in den
20er und 30er Jahren zu den größten Kultusgemeinden gezählt. Im Gegensatz zu
anderen Gemeinden, wie etwa Baden, 79
erfolgte in Wiener Neustadt nach dem Zweiten Weltkrieg keine Neugründung.
1952 wurde die bombenbeschädigte
Synagoge, die dann als Lager verwendet worden war, schließlich abgetragen. 80
Der jüdische Friedhof in der Wienerstraße wurde und wird von der Stadtgemeinde
instand gehalten. Mittelalterliche Grabsteine im Stadtpark und eine Gedenktafel
am Baumkirchnerring erinnern an die jüdische Vergangenheit Wiener Neustadts.
1 Pollak, Max: Die Juden in
Wiener-Neustadt. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Oesterreich. bearb. v.
L. Moses. Wien: Jüdischer Verlag (1927), S. 6ff.
2 Brugger, Eveline u. Wiedl,
Birgit: Zwischen Privilegierung und Verfolgung. Jüdisches Leben im
mittelalterlichen Niederösterreich. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift Nr. 64
(April 2005), S. 27f.; Mayer, Josef: Geschichte von Wiener Neustadt. 1. Bd. (=
I/1. Teil). Wr. Neustadt: Stadtgemeinde Wr. Neustadt (1927), S. 155.
3 Spitzer, Shlomo: Bne Chet. Die
österreichischen Juden im Mittelalter. Eine Sozial- und Kulturgeschichte. Wien,
Köln, Weimar: Böhlau (1997), S. 21, 166.
4 Im selben Jahr gutachteten der
Wiener Rabbiner Isaak bar Mosche Or Sarua und der Wiener Neustädter Rabbiner
Chaim bar Mosche über eine vermeintlich gefälschte Heiratsurkunde. Gerhartl,
Gertrud: Wiener Neustadt. Geschichte, Kunst, Kultur, Wirtschaft. Wien:
Braumüller (1993), S. 21-22; Gerhartl, Gertrud: Geschichte der Juden in Wiener
Neustadt. In: Gold, Hugo: Geschichte der Juden in Österreich. Ein Gedenkbuch.
Tel Aviv: Olamenu-V. (1971), S. 91.
5 Keil, Martha:
vormals bey
der Judenn Zeitt". Studien zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiener Neustadt
im Spätmittelalter. Wien: Diss. (1998), S. 82; Gerhartl, Wr. Neustadt, S. 32;
Gerhartl, Juden, S. 91.
6 Brugger, Wiedl, S. 27-29. Für
Wiener Neustadt liegen im Vergleich zu Krems gesicherte Belege über eine frühere
Existenz einer Gemeinde vor: Im Bestehen eines Friedhofes (mit dem
Grabstein-Beweis aus dem Jahr 1252) als zentrales Element einer jüdischen
Gemeinde begründet sich die Existenz einer früheren Gemeinde. Überhaupt
verfügten nur größere jüdische Gemeinden über einen eigenen Friedhof.
7 Pollak, S. 34-35, 39; Gerhartl,
Wr. Neustadt, S. 32-33; Gerhartl, Juden, S. 91.
8 Gerhartl, Wr. Neustadt, S. 82;
Gerhartl, Juden, S. 92; Pollak, S. 40ff.
9 Spitzer, S. 53ff.
10 Pollak, S. 31f.; Lohrmann,
Klaus: Judenrecht und Judenpolitik im mittelalterlichen Österreich. Wien, Köln:
Böhlau (1990), S.153; Spitzer, S. 47.
11 Pollak, S. 111-112; Gerhartl,
Juden, S. 92; Gerhartl, Wr. Neustadt, S. 64-65; Keil, S. 175.
12 Auf Basis der Neuberger
Teilungsverträge fielen unter anderem die Steiermark und das zur Grafschaft
Pitten gehörende Wr. Neustadt an Herzog Leopold III. (vgl. Niederstätter, Alois:
Die Herrschaft Österreich. Wien: Ueberreuter (2001), S. 179.) Interessanterweise
zählte man (nach Keil, S. 9, 22, 61-63.) das Pittener Gebiet mit Wr. Neustadt
und Neunkirchen in den Bereichen Gericht und Steuer aber zum österreichischen
Verwaltungsgebiet. Die Stadt nahm (nach Gerhartl, Wr. Neustadt, S. 73, 76-77)
bereits seit Jahrzehnten sichtbar eine Sonderstellung ein, weil sie in den
Aufzählungen des habsburgischen Länderbesitzes gesondert (nun auch von der
Steiermark) erwähnt wird.
13 Spitzer, S. 180; Mayer 1. Bd.
(I/1. Teil), S. 499f.
14 Keil, S. 163-164; Gerhartl,
Wr. Neustadt, S. 97; Pollak, S. 51ff. Es gibt (nach Keil) keinen Beleg, dass
Isserlein das offizielle Amt des Gemeinderabbiners ausübte.
15 Spitzer, S. 181ff.; Pollak,
S. 52ff., 65ff.; Biografisches zu Isserlein vgl. Keil, S. 162ff.
16 Gerhartl, Juden, S. 93;
Gerhartl, Wr. Neustadt, S. 124.
17 Der Begriff Judenviertel"
wird dem Begriff Ghetto" hier vorgezogen, weil im Falle von Wr. Neustadt zwar
Tore zum Wohnviertel der Juden vorhanden waren, aber kein klassisches Ghetto
gegeben war, das zum Schutze der Juden" abends verschlossen werden konnte. Es
gab keine zwangsweise Ansiedlung. In Wr. Neustadt lebten Juden zwar zweifellos
kumuliert in einem spezifischen Bereich der Stadt, nämlich westlich bzw.
südwestlich des Hauptplatzes (im nördlichen Teil des Minderbrüderviertels"),
aber sie waren von den christlichen Wohngebieten nicht gänzlich isoliert bzw.
abgeschottet.
18 Kozak, Friedrich: Über die
Entstehung der Familiennamen. Die Judennamen. In: Unser Neustadt. Blätter des
Wiener-Neustädter Denkmalschutzvereines. 10. Jg. Wr. Neustadt: Verein zur
Erhaltung der Kunstdenkmäler in Wr. Neustadt (Sept. 1966), S. 3-4.
19 Pollak, S. 71; Gerhartl, Wr.
Neustadt, S. 137. Im Jahre 1453 wird eine Judenschule" (Synagoge, Lehr- und
Bethaus) genannt, die sich gegenüber der Synagoge befunden haben soll. vgl.
Mayer 2. Bd. (= I/2.Teil), S. 245.
20 Keil, S. 82. Mayer 1. Bd. (=
I/1. Teil), S. 500 nennt die Zahl 1430. Die Synagoge befand sich an der Stelle
des heutigen Café Witetschka.
21 Pollak, S. 103; Mayer 2. Bd.
(= I/2.Teil), S. 245.
22 Keil, S. 88.
23 Gerhartl, Juden, S. 95; Mayer
2. Bd. (= I/2.Teil), S. 246.
24 Pollak, S. 71; Mayer 2. Bd.
(= I/2.Teil), S. 79, 246; Keil, S. 10, 90ff.
25 Spitzer, S. 220.
26 Mayer 2. Bd. (= I/2.Teil), S.
124, 245, 520-522 u. Tafel VII. Keil, S. 7 u. 98 nennt zwei unterschiedliche
Jahre für die größte Ausdehnung: 1460 u. 1480.
27 Hödl, Sabine: Juden in
Niederösterreich von 1493 bis 1555. Wien: Diplomarbeit (1994), S. 90-92; Keil,
S. 113ff.
28 Gerhartl, Wr. Neustadt, S.
188-189.
29 Hödl, S. 14ff., 17f., 24ff.
30 Mayer 2. Bd. (= I/2.Teil), S.
79-84, 3. Bd. (= II/1. Teil), S. 88; Gerhartl, Juden, S. 95-96; Gerhartl, Wr.
Neustadt, S. 189-191; Hödl, S. 27. Keil, S. 208ff. nennt Jahreszahlen wie 1500
(letzte Gewereintragung) und 1504 (letzter Hausverkauf) als letzte Daten. Hödl,
S. 28 nennt das Jahr 1510 (Forderungen von Juden vor dem fürstlichen
Kammergericht zu Wiener Neustadt). Juden befanden sich nach der Frist wohl nicht
mehr in der Stadt.
31 Gerhartl, Juden, S. 95-96;
Pollak, S. 92-93; Mayer 2. Bd. (= I/2.Teil), S. 80ff. Keil, S. 82, 200 stellte
fest, dass nur die Synagoge an Maximilian fiel. Unter der Regierungszeit von
Kaiser Joseph II. wurde das Gebäude nicht mehr als Kirche genützt. 1834 ging es
in den Besitz des Eisenhändlers Christoph von Habermayer, welcher das Haus an
die Evangelische Kirche verschrieb, sodass es 1837 bis 1910 als evangelische
Kirche genützt wurde.
32 Zur Anzahl und Qualität der
Judenausweisungen" aus den niederösterreichschen Ländern und zur allg.
Siedlungstätigkeit in NÖ vgl. Staudinger, Barbara: Gantze Dörffer voll Juden".
Juden in Niederösterreich 1496-1670. Wien: Mandelbaum (2005), S. 26ff., 45ff.
33 Vgl. dazu z. B. den Fall in:
Hödl, S. 85.
34 Gerhartl, Wr. Neustadt, S.
207.
35 Gerhartl, Juden, S. 96; Mayer
3. Bd. (= II/1.Teil), S. 88-89, 249-250; Rath, Brigitte: Frauenleben in Wiener
Neustadt um 1500. In: Die Wienerische Neustadt. Handwerk, Handel und Militär in
der Steinfeldstadt. Hg. v. Sylvia Hahn und Karl Flanner. Wien, Köln, Weimar:
Böhlau (1994), S. 418-419.
36 Gerhartl, Juden, S. 96.
37 Mayer 3. Bd. (= II/1.Teil),
S. 250 u. 4. Bd. (= II/2. Teil), S. 3; Pollak, S. 96, 99; Gerhartl, Wr.
Neustadt, S. 308f.; Gerhartl, Juden, S. 97.
38 Milchram, Gerhard: Heilige
Gemeinde Neunkirchen. Wien: Mandelbaum (2000), S. 10-11.
39 Tortik, Gertrude: Schicksal
und Fügung. Die jüdische Minderheit von Wiener Neustadt in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. Salzburg: Diplomarbeit (2003), S. 8.
40 Tortik, S. 96-97; Pollak, S.
99, 104-106; Gerhartl, Wr. Neustadt, S. 402-403; Gerhartl, Juden, S. 98.
41 Tortik, S. 42-43, 55, 57, 79.
42 Pollak, S. 104-105. Ein Rabbinatsverweser"
wird gerne als acting rabbi", Rabbinats-Substitut", also Ersatz-Rabbiner
deklariert. Er hat stellvertretend die Leitung des Rabbinats bis zur Wahl eines
neuen Rabbiners inne. Er musste selbst kein Rabbiner sein, sondern konnte ein
hohes Mitglied der Gemeinde sein, das diese Funktion für eine gewisse
Übergangszeit die auch Jahrzehnte dauern konnte ausfüllte. Im Falle von
Benjamin Weiss in Wiener Neustadt verhielt es sich so, dass dieser mit der
Bildung der Kultusgemeinde 1871 offenbar definitiv zum Rabbiner wurde.
43 Wiener Neustädter Zeitung 26,
23. Juni 1888, S. 4; Pollak, S. 100; NÖLA. Reichsstatthalter-Bestand" Karton
127. Akt 1205 XVIII-1938 betreff Chewra Kadischa in Wr. Neustadt.
44 Lind, Christoph: Der letzte
Jude hat den Tempel verlassen". Juden in Niederösterreich 1938 1945. Wien:
Mandelbaum (2004), S. 13-14.
45 StAWN. Neuer Archivbestand
II. Ordnungslisten Dkfm. Witetschka. Allgemeine Ordnung. Inventar Küchenlade.
Lade 10. Nr. 12; Sulzgruber, Werner: Die jüdische Gemeinde Wiener Neustadt. Von
ihren Anfängen bis zu ihrer Zerstörung. Wien: Mandelbaum (2005), S. 33-36, 39;
Pollak, S. 105.
46 StAWN. Akten der
Magistratsdirektion Alter Bestand. Nr. 98 u. 252.
47 Interview E. Koppel.
48 Pollak, S. 106-108.
49 Adressenbuch der Stadt Wr.
Neustadt 1937, S. 47; NÖLA. Reichsstatthalter-Bestand" Karton 591. Akt Israel.
Kultusgde. Standesausweis" Beilage: Standesausweis 1936.
50 Interview G. Riegler.
51 Pollak, S. 108-109; Lind, S.
249.
52 Lind, S. 232.
53 NÖLA.
Reichsstatthalter-Bestand", Ktn. 591, Akt Israel. Kultusgde. Standesausweis"
u. Ktn. 654, Akt Israelitische Kultusgemeinden. Standesausweise zw. 1937 und
1938".
54 Sulzgruber, S. 55-64; NÖLA.
Vereinskataster Kat. II, Nr. 616 u. 1267; NÖLA. Reichsstatthalter-Bestand"
Karton 167. Sammelakt.
55 Baumgartner, Walter u.
Streibel, Robert: Juden in Niederösterreich. Wien, München: Oldenburg (2004), S.
20.
56 Vgl. Sulzgruber, S. 72ff. u.
Datenlisten S. 374ff.
57 Sulzgruber, S. 74-92.
58 Interview E. Koppel u. H.
Gewing.
59 Interview E. Koppel, M. Seckl,
G. Riegler, S. Hacker, W. Schischa, K. Pollak.
60 Weiss, W. David: Flucht und
Wiederkehr. Wien: Mandelbaum u. Merbod (2002), S. 182-183.
61 Weiss, S. 49; Interview A.
Braunberg, E. Hacker, L. Kohn, O. Rudich, E. Mandl, M. Seckl, N. Treister, G.
Riegler, H. Gewing, W. Schischa.
62 Interview I. Bauer, O. Rudich,
A. Braunberg.
63 ÖStA. AdR, Inneres. BKA.
Zeitgeschichtliche Sammlung. Ktn. 4. Akt. 27.4.
64 Interview G. Riegler u. N.
Treister.
65 Vgl. z. B. Wiener Neustädter
Zeitung (WNZ) 28, S. 6.
66 Schulkataloge 1937/38 u.
1938/39; Sulzgruber, S. 151ff.
67 StAWN. Alte Registratur.
Akten des Magistrats 1938. A/M Israelitische Kultusgemeinde. Bestellung des
Matrikenführers etc. (Sammelakt)" Briefe v. 15. Juni, 23. Juni, 1. Sept., 15.
Sept. u. 6. Okt. 1938.
68 NÖLA.
Reichsstatthalter-Bestand" Karton 654. Akt Israelitische Kultusgemeinden",
Standesausweise.
69 Eine detaillierte Analyse der
Arisierungen" in Wr. Neustadt findet sich in Sulzgruber, S. 196-326 u. 448-475.
70 Flanner, Karl: Die Wiener
Neustädter Synagoge in der Pogromnacht 1938. Wr. Neustadt: IVM (1998), S. 1-3.
71 Sulzgruber, S. 178ff.
72 Ebda., S. 183ff.
73 NÖLA.
Reichsstatthalter-Bestand" Ktn. 654 u. 660, Standesausweise.
74 Ebda., Ktn. 703, Akt
Landeshauptmannschaft Niederdonau: Israelitische Kultusgemeinden in der
Ostmark".
75 StAWN. Ktn. Ausweise des
statistischen Amtes der Magistratsdirektion Wr. Neustadt aus den Jahren
1938-1939 und Mai 1940". Aktuelle Untersuchungen ergaben, dass wahrscheinlich
mit der doppelten Zahl zu rechnen ist.
76 Baumgartner, Streibel, S. 25.
77 Sulzgruber, S. 350.
78 Ebda., S. 354-355.
79 Schärf, Thomas E.: Jüdisches
Leben in Baden. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Mandelbaum 2005.
80 StAWN. Akten der
Magistratsdirektion Alter Bestand. Nr. 252.
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