Innenansicht der neu restaurierten Synagoge, benannt nach
Salomon Sulzer
Bedeutende Rabbiner wirkten in diesem Haus, von Abraham Kohn,
mit dem die Synagogenreform in Hohenems ihren Anfang nahm, bis zu Aron Tänzer,
dem großen Historiker der Gemeinde, dessen Tätigkeit schon in eine Zeit der
Landflucht und des Niedergangs fiel.
Auch der 1804 in Hohenems geborene Salomon Sulzer trat als
Sechzehnjähriger hier seine erste Kantorenstelle an, bevor er 1826, wegen seines
Baritons bekannt geworden, an den neu errichteten Wiener Stadttempel berufen
wurde. Von dort aus nahm mit ihm die Reform der Synagogenmusik (und das hieß
ihre Begegnung und Auseinandersetzung mit der europäischen Musiktradition) ihren
Ausgang. Sulzer wurde zu einer legendären Gestalt einer musikalischen
Interkulturalität, deren Wirkung heute vor allem in den USA, aber auch wieder in
der zaghaften Renaissance des Reformjudentums in Europa spürbar ist, nachdem die
Shoah das Europäische Judentum von dieser Entwicklung zunächst auf katastrophale
Weise abgeschnitten hatte.
Von der Synagoge zum Feuerwehrhaus
Nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland 1938 war
die Synagoge durch das Reich beschlagnahmt worden und 1941 für den geschätzten
„Abbruchwert" in den Besitz der Marktgemeinde übergegangen. Das Inventar,
insbesondere die Ritualgegenstände, wurde als „wertlos" erachtet, viele Objekte
der „Metallspende" zugeführt und vernichtet.
Bürgermeister Josef Wolfgang legte, so ein Brief vom
19.6.1940, Wert darauf, „diese Erinnerungsstätten jüdischer Herrschaft in
Hohenems auszumerzen". Die jüdische Bevölkerung Vorarlbergs wurde entrechtet und
ihres Besitzes beraubt. Wem die Flucht nicht rechtzeitig gelang, der wurde 1940
nach Wien zwangsumgesiedelt und später deportiert und ermordet.
Für die Zukunft des Synagogengebäudes wurden die
unterschiedlichsten Pläne gemacht, es war als Turnhalle genauso im Gespräch wie
als Kino für NS-Propagandafilme.
Bei Kriegsende war die Synagoge im Inneren zerstört, der
inzwischen geplante Umbau zum Feuerwehrhaus aber nicht zustande gekommen. Ab
Herbst 1945 brachte die französische Besatzungsmacht jüdische Überlebende des
Holocaust in Hohenems unter, die im nahe liegenden Brunnerhaus sogar ein
Rabbinerseminar einrichteten. Manche der Überlebenden wohnten auch in der
Synagoge. Von den abgewanderten oder geflohenen Hohenemser Juden unternahm
einzig Harry Weil, der letzte Kantor der Gemeinde, den Versuch, sich wieder in
Hohenems anzusiedeln; sein Antrag auf Rückstellung der Wohnung im Rabbinerhaus
wurde abgelehnt. „In Hohenems gibt es keine Juden mehr" beschied der erste
Hohenemser Nachkriegsbürgermeister Hanni Amann trocken.
Anfang der 1950er-Jahre erfolgte die Rückstellung der
Synagoge an die Israelitische Kultusgemeinde Innsbruck und der anschließende
Verkauf des Objektes an die Marktgemeinde Hohenems. 1954/55 fand der Umbau in
ein Feuerwehrgerätehaus statt.
Bauarbeiten zur teilweisen Wiederherstellung des
ursprünglichen Aussehens der Synagoge
Vom Feuerwehrhaus zum Kulturhaus
Bis ins Jahr 2001 wurde die ehemalige Synagoge als
Feuerwehrhaus und Säuglingsfürsorgestelle genutzt. Im ehemaligen Betsaal und
einem Anbau der 1970er-Jahre waren Garagen untergebracht; über einer
Zwischendecke entstanden Büros und Mannschaftsräume. Die an Gesetzestafeln
gemahnenden Rundbogenfenster und die barocken Ochsenaugen hatten quadratischen
Toren und Fenstern Platz machen müssen. Eine Tafel im Hauseingang datierte den
Bau des Hauses nun auf 1954/55. Von der Synagoge und dem ehemaligen sakralen
Charakter des Hauses, von den jüdischen Hohenemsern und ihrer Gemeinde sollte
keine Spur mehr bleiben. Bis zur Gründung des Jüdischen Museums 1991 sollte es
dauern, bis eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge erinnerte.
In den 1990er-Jahren wurde schließlich ein neuer Standort für
die Feuerwehr gefunden und die Umwidmung des Hauses zum Sitz der Musikschule
„Tonart" und als Kultursaal beschlossen.
Unter der Leitung der Architekten Ada und Reinhard Rinderer
wurde es 2003 nach anspruchsvollen Standards des Denkmalschutzes behutsam und
würdevoll teilrekonstruiert, ohne seine wechselvolle Geschichte und auch die
Spuren der willentlichen Zerstörung gänzlich ungeschehen zu machen.
Am 21.05.2006 wurde das Haus im Angendenken an Salomon Sulzer
offiziell eröffnet. Es sollte in Hinkunft der kulturellen Begegnung und dem
interreligiösen Dialog als würdige Stätte dienen.