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BUDAPEST 1956.
Die Ungarische Revolution.
Fotografien von ERICH LESSING
Verena DAHLITZ
Heuer jährt sich zum fünfzigsten Mal der Ungarnaufstand von
1956. Aus diesem Anlass zeigt das Leopold Museum eine Ausstellung mit rund 100
Arbeiten des Fotografen Erich Lessing. Sie gehören zu den eindringlichsten
Dokumenten der tragischen und politisch entscheidenden Ereignisse des Jahres
1956 in Budapest. Fast 50 Jahre nach ihrer ers-ten Publikation sind sie nun
zusammen ausgestellt. Das Leopold Museum zeigt auch exklusiv eine Auswahl von
Vintage prints.
Portrait von Erich Lessing
Als 16-jähriger muss Erich Lessing Freunde, Familie und sein
Zuhause verlassen, denn als Jude hat er im Nazi-Staat keine Rechte mehr. In
Haifa züchtet er in einem Kibbuz Karpfen. Später wird er Taxifahrer und
schließlich Fotograf. Das ist die undramatische Schilderung seiner Geschichte,
deren Dramatik man in seinen Fotografien entdecken kann. 1955 kehrt Lessing
wieder nach Wien zurück. Der Magnum-Fotograf schlägt dem amerikanischen „Life
Magazine" vor, das Leben der Menschen in den kommunistischen Staaten zu
portraitieren. Als er 1956 nach Ungarn kommt, wird die geplante Fotoserie zur
weltweit wichtigsten Fotodokumentation der ungarischen Revolution. Zuerst fallen
die Symbole. Hammer, Kranz und Sowjetstern verschwinden auch aus der
Nationalflagge. Das Loch, das frei bleibt, wird zum Symbol der Revolution. Erich
Lessing fotografiert es und schlägt sich dann mit dem damaligen
Zeitungsjournalisten Gerd Bacher nach Budapest durch. Im Dezember 1956, als die
meisten Reporter längst weg sind, dokumentiert Erich Lessing den
Überlebenswillen der Bevölkerung. Erst Jahrzehnte später erkennt er den Wert
dieser Fotografien. Erich Lessing dokumentiert mit seinen Bildern das Chaos auf
Budapests Straßen. Doch den Fokus legt er auf die Menschen, die nicht im Zentrum
der Ereignisse stehen, Nebenfiguren werden zu Hauptakteuren. Mit dieser Art der
Fotografie legt er einen Meilenstein in seiner Profession.
Stalin-Denkmal auf dem Budapester Heldenplatz. Die
Bronzestatue wurde am 23. Oktober 1956, dem ersten Tag der Ungarischen
Revolution, vom Sockel gerissen und zerstört.
Historischer Hintergrund
Der Ungarische Volksaufstand begann am 23. Oktober 1956 mit
einer Großdemonstration, die sich aus einem Studentenprotest ergeben hatte. Rund
300.000 Menschen versammelten sich vor dem Parlament in Budapest und forderten
Meinungsfreiheit, freie Wahlen, Unabhängigkeit von der Sowjetunion sowie die
Ernennung des Reformkommunisten Imre Nagy zum Regierungschef. Das Stalin-Denkmal
wurde umgestürzt. Überraschend wurde Nagy als Regierungschef eingesetzt. Nach
einem Generalstreik breitete sich die Revolution auf das ganze Land aus. Nagy
verkündete das Ende der kommunistischen Einparteienherrschaft und den Austritt
Ungarns aus dem Warschauer Pakt. Am 4. November begannen die Truppen der
Sowjetunion (nach einem vorgetäuschten Rückzug) mit der brutalen Niederschlagung
der Revolution. Bis zum 15. November kam es in ganz Ungarn zu Kämpfen, besonders
in Budapest. An die 20.000 Zivilisten wurden getötet. Imre Nagy wurde abgesetzt
und nach einem Schauprozess hingerichtet. Rund 350 Todesurteile wurden
vollstreckt. Nach der Niederschlagung der Revolution setzte eine Fluchtbewegung
ein. Rund 180.000 Flüchtlinge flohen in das seit 1955 freie Österreich, rund
35.000 blieben dort und wurden integriert. Die Welle der Solidarität für diese
Flüchtlinge bleibt unvergessen.
Während der beiden Tage des vorgeblichen Rückzugs der
sowjetischen Truppen am 29. und 30. Oktober,zogen feiernde Mengen durch die
Rákoczi ut zum Parlament.
Aufständische zerschlagen das Stalin-Denkmal.
Ein ungarischer Soldat, dessen Armbinde zeigt, dass er auf
Seiten der Aufständischen kämpft. Im Hintergrund ein außer Gefecht gesetzter
sowjetischer ISU 122 Panzer.
Kurzbiografie
Erich Lessing wurde 1923 in Wien als Sohn einer bürgerlichen
jüdischen Familie geboren. Er emigrierte 1939 nach Palästina. 1947 kehrte er
nach Wien zurück und arbeitete für Associated Press und für wichtige Magazine
und Illustrierte. Seit 1951 ist er Mitglied von Magnum Photos. In den 1970er
Jahren gab er die Reportagefotografie auf und konzentrierte sich auf die
Museumsfotografie (u. a. im Louvre in Paris) und andere Projekte der
Kulturdokumentation. Lessing lebt und arbeitet in Wien.
Leopold Museum Museumsplatz 1 im MQ, 1070 Wien
Ausstellungszeitraum: 13.10.2006 bis 19.02.2007
Katalog: Budapest 1956. Die ungarische Revolution von Erich Lessing,
Brandstätter Verlag 2006, 249 S. Preis: Euro 39,90
Öffnungszeiten: Täglich (außer Dienstag) 10-18 Uhr, Donnerstag 10-21 Uhr,
Feiertage 10-18 Uhr
Besucherinformation: Telefon: +43.1.525 70-0,
Fax: +43.1.525 70-1500,
E-Mail: office@leopoldmuseum.org
,
Website: www.leopoldmuseum.org
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