Von Anerkennung für das Lebenswerk und das literarische
Schaffen, von einem Dankeschön an den - trotz wechselnder Staatsbürgerschaften –
fortwährenden „Herzensösterreicher" Burg, der Österreich nicht nur in guten
Zeiten erlebt, sondern auch das häßliche Gesicht gesehen hat, spricht Frau
Magister Sigrid Berka, Erste Botschaftssekretärin und Direktorin des
Kulturforums der Österreichischen Botschaft in Kiew, als sie am 17. Juli in
Vertretung des Botschafters, der seinen Besuch für September angekündigt hat,
Josef Burg das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
überreicht.
Josef Burg, der für die Zeit der Ehrung den Schreibtisch mit
seinem Bett vertauscht hat, entschuldigt sich, daß er nicht aufstehen kann und
er wegen der Hitze keinen Anzug trägt und küßt zur Überraschung der anwesenden
Gäste und Fotografen, die eine Wiederholung für die Kamera einfordern, die Hand
der Überreicherin. Er bedankt sich beim Präsidenten, der Ministerin und der
Botschaft und erinnert sich. „Dr. Busek, war der erste. Als 1989 mein erstes
deutsches Buch Gesang über allen Gesängen erschien, hat er mich plötzlich
nach Wien eingeladen. In der Hofburg habe ich eine Lesung gehabt und Dr. Busek
hat mich vorgestellt - Josef Burg ist als Österreicher geboren, sagte er mit
Stolz. Ich war wirklich Österreicher, Staatsbürgerschaft seit den Urgroßeltern,
der Vater Soldat im 1. Weltkrieg..."
So war es also nur logisch, daß Otto Habsburg bei seinem
Besuch in Czernowitz vor einem Monat verlangte, ihn zu treffen. „Er hat
angerufen. Ich bin krank, sehr krank, sagte ich. Er möchte zu mir kommen, nicht
für lange. Ich hab ihn gefragt, wie ich ihn betiteln soll, am besten und
leichtesten mit Herr Doktor. Dann hab ich ihm gesagt, als wir so gesessen sind,
ich habe den Eindruck, hier sitzt mein Vater mit Kaiser Franz Joseph, aber Sie
sind leider ohne Bart und ich bin auch nicht der. Er ist im gleichen Jahr
geboren, hat er mir erzählt. Im Fernsehen war eine Sendung und da wurde gesagt,
zwei 95er im Gespräch miteinander, ich 95er, er 95er, wenn man uns beide
vergleichen soll, dann bin ich 195 und er ist 59. Er ist so stramm, so
hochgewachsen, geht so die Stiegen hinauf und ich kann keinen Schritt machen…",
wundert er sich.
Helene Belndorfer war Gast bei der Ordensverleihung in Josef
Burgs Wohnung in der Sheptytski, der früheren Landhausgasse, in Czernowitz.
Die energische Vizebürgermeisterin des heutigen Chernivtsi
gratuliert dem Ehrenbürger der Stadt. Ein Fernsehteam nimmt ein Interview auf
Russisch auf, in dem Josef Burg seine Beziehung zu Österreich erklärt.
Einer der Gäste ist Burgs Freund Schajer Kleinmann aus Bessarabien. „Er
spricht ein wunderschönes Jiddisch, hat über mich geschrieben, mich übersetzt,
mit ihm spreche ich Jiddisch, es ist geblieben ein Schreiber und ein Leser, ich
schreibe und er liest..." Und dann, bevor er auf unseren Wunsch eine jiddische
Konversation mit seinem Freund beginnt, ein wenig kokett: „Ich weiß nicht, wie
ich Deutsch spreche, Jiddisch spreche ich sehr gut...." 1989 in Wien hatte er
sich zu Beginn seiner Rede entschuldigt, daß er 50 Jahre fast kein Deutsch
gesprochen habe – „meine Sprache wird Ihr Gehör stören" und bekam die zu
erwartende Antwort: „Aber kokettieren Sie doch nicht, Sie sprechen ja ein
phantastisch gutes Deutsch." Bis zum heutigen Tag.
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